Der Aufschwung verliert an Schwung

Trier · Der Wirtschaft in der Region Trier geht es gut: Die Arbeitslosigkeit lag zuletzt bei 3,9 Prozent, es gibt kaum Kurzarbeit, viele Firmen suchen nach Fachkräften, um ihre Aufträge erfüllen zu können. Allerdings gibt es laut einer Untersuchung von Creditreform bei einzelnen Firmen und Branchen Indikatoren dafür, dass sich der Aufschwung verlangsamen könnte.

Trier. Der wirtschaftliche Aufschwung in der Region mit nahezu Vollbeschäftigung, zunehmendem Fachkräftemangel und ordentlichem Auftragsvolumen bei den Betrieben scheint kein Ende zu haben. "Zurzeit schwimmen wir oben auf der Welle des Aufschwungs", bestätigt auch Herbert Eberhard, Chef der Wirtschaftsauskunftei Creditreform Trier und Luxemburg. Laut der aktuellen Konjunkturumfrage des Dienstleisters in der Region Trier stünden die Betriebe weiter sehr stabil da. "Die positive Einschätzung der wirtschaftlichen Gesamtsituation setzt sich fort", sagt er.
Schaut man sich die Einschätzung der Geschäftslage an, so wird sie - wie bereits im Vorjahr - als positiv betrachtet: Immerhin knapp zwei Drittel (63 Prozent) der regionalen Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut bis sehr gut. Der Rest betrachtet sie als befriedigend bis ausreichend. Auch noch über den Vorjahreswerten liegt die Einschätzung der eigenen Branche: 44 Prozent der heimischen Betriebe beschreiben die Lage der eigenen Branche als gut bis sehr gut. 50 Prozent bewerten die Lage als befriedigend bis ausreichend. Allerdings stieg der Anteil der unzufriedenen Betriebschefs von einem auf inzwischen sechs Prozent.
Ähnliche Tendenzen gibt es bei der Einschätzung des aktuellen Trends. Zwar dominiert immer noch eine positive Grundstimmung - 40 Prozent (44 Prozent im Vorjahr) der befragten Betriebe erkennen einen deutlichen Aufschwung. Auf der anderen Seite hat die Zahl derjenigen Betriebe zugenommen, die keinen Aufschwung mehr erkennen können (von 29 Prozent 2014 auf 40 Prozent in diesem Jahr).
In etwa auf Vorjahresniveau bewegt sich die Einschätzung der aktuellen Auftragslage. Immerhin 54 Prozent der Befragten schätzen ihre Auftragslage als gut bis sehr gut ein. Allerdings sind dies sechs Prozent weniger als im Vorjahr. Dementsprechend angestiegen ist mit 45 Prozent (Vorjahr 37 Prozent) die Zahl der Unternehmen, die ihre Auftragslage nur als befriedigend bis ausreichend einschätzen.
Bei der erwarteten Umsatzentwicklung zeigt sich, dass die meisten Unternehmen damit rechnen, das gute Umsatzniveau des Vorjahres auch 2015 zu halten (59 Prozent). Allerdings rechnen weniger Betriebe (33 statt vormals 42 Prozent) noch mit steigenden Umsätzen.
Stabiler Bau, wackeliger Export


"Es gibt keine Krise", sagt Herbert Eberhard von Creditreform Trier und Luxemburg. Vor allem die Baubranche sei derzeit besonders stabil. Allerdings gebe es erste Indikatoren, dass der Aufschwung ins Trudeln gerate. Vor allem die verschlechterte Auftragslage zeige, dass es in Branchen wie dem verarbeitenden Gewerbe und dem Dienstleistungsgewerbe nicht mehr nach oben gehe. Vor allem exportorientierte Produzenten spürten die weltweiten Konjunkturdellen wie etwa in China. "Aber die regionalen Betriebe haben alle ein gutes Polster, mit dem sie in der kommenden Zeit auch größere Einbrüche verkraften können", sagt der Creditreform-Chef.Extra

Schaut man sich die Zahlungsmoral im Jahresvergleich an, so hat sie sich für die heimische Wirtschaft leicht verschlechtert. Nur noch acht Prozent der Kunden haben pünktlicher geazhlt. Allerdings sind die Forderungsausfälle, die höher als ein Prozent des Umsatzes bei den Betrieben ist, gesunken. Deutliche Unterschiede zeigt sich bei der Einschätzung der Kunden in Deutschland und Luxemburg: Während die Zahlungsmoral der deutschen Kunden mit 57 Prozent als gut bis sehr gut bewertet wird, geschieht dies nur bei 43 Prozent der Luxemburger Kunden. Hintergrund ist, dass laut Creditreform viele Firmenchefs mit Sitz in Luxemburg nicht nach deutschen Kriterien pünktlich innerhalb von 30 Tagen zahlen, sondern viele erst nach 60 oder gar 120 Tagen. Dies sei jedenfalls nicht von der Konjunktur abhängig, sondern eine Frage der nationalen Mentalität. sas

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