Der Champagner blieb zu

LUXEMBURG. Als einen weiteren "schwarzen Tag" für Luxair bezeichnete gestern ein führender Mitarbeiter der Fluggesellschaft die Schlappen, die man einstecken musste. Sowohl der Krisengipfel bei Premierminister Juncker als auch ein Urteil des Arbeitsgerichts richteten sich gegen Luxair.

Um 9.30 Uhr gingen gestern morgen die Türen zu dem Besprechungsraum Jean-Claude Junckers zu. Und dann wurde sechs Stunden lang mit harten Bandagen gekämpft. Keinen Millimeter wichen die Streithähne Luxair und die Gewerkschaften nach Auskunft von Gesprächsteilnehmern von ihrer Linie ab. Bis Juncker dann wohl irgendwann mit der Faust auf den Tisch schlug und klar machte, dass man hier nicht eher rausgehen werde, bis man ein Ergebnis habe. Immer wieder wurde die Marathon-Sitzung dann unterbrochen, in kleinen Gruppen weiter diskutiert, bis um 15.30 Uhr weißer Rauch aufstieg und Luxair die zweite Niederlage an diesem Tag einstecken musste: Fünf der sechs Entlassungen müssen wieder rückgängig gemacht werden, die Untersuchungen zum Fokker-Absturz werden wieder aufgenommen. Das, was Juncker den versammelten Journalisten verkündete, war ein Sieg auf ganzer Linie für die luxemburgischen Gewerkschaften. Zumal auch der Tarifkonflikt vom Tisch zu sein scheint. Der bisherige Tarifvertrag für die 140 Piloten gilt weiter. Luxair hatte diesen im November gekündigt. Die Gesellschaft wollte weg von festen Monatsgehältern und die Piloten nach den tatsächlich geleisteten Stunden bezahlen. Diesen aus Sicht der Gewerkschaften Affront nahmen die Piloten zunächst noch hin. Als Luxair dann aber Hals über Kopf sechs Piloten, darunter auch den Unglückspiloten der Fokker entließ, weil sie alle Schuld am Unglück und an Sicherheitsmängeln seien, platzte den Flugkapitänen der Kragen. Man wolle sich die "Gutsherrenmanier" von Luxair-Chef Christian Heinzmann nicht mehr länger bieten lassen, hieß es. Auch Verkehrsminister Henri Grethen hat wohl die Nase endgültig voll von dem seit drei Jahren an der Spitze der Airline stehenden Heinzmann. Mitglieder des Krisengipfels berichteten, Grethen habe deutlich gemacht, dass er den Luxair-Chef nicht aufhalten werde, wenn er gehen wolle. Ganz entgegen der "neuen Offenheit", mit der Luxair in den vergangenen Wochen bei den früher häufig verprellten Journalisten punkten wollte, herrschte auf dem Findel gestern eher Funkstille. Das einzige, was der sonst sehr auskunftsfreudige Luxair-Sprecher Marc Gerges verkündete, war der Kommentar zu dem am Morgen ergangenen Urteil des Luxemburger Arbeitsgerichts. Die Richterin entschied, dass der Flugsicherheitsoffizier und Mitglied des Luxair-Betriebsrates, der zu den Entlassenen gehörte, wieder eingestellt und ihm eine Entschädigung von 100 000 Euro gezahlt werden müsse. "Das ist astronomisch", kommentierte Gerges die Abfindung. Mehr werde er dazu nicht sagen. Das Gericht habe seine Öffentlichkeitsarbeit als Kampagne abgestraft, daher gehe er kein Risiko mehr ein, etwas "Falsches" zu sagen. Noch am Nachmittag wurden alle Abteilungsleiter über den "schwarzen Tag", so ein führender Luxair-Mitarbeiter, informiert. "Keinem ist danach, Champagner zu trinken", kommentierte ein Teilnehmer der Runde die Stimmung im Haus. Die gestrigen Schlappen seien sehr schmerzhaft für das Unternehmen. Dass die Stimmung beim Krisengipfel bei Juncker eher zugunsten der Gewerkschaften ausfiel, habe sich schon am Tag vorher abgezeichnet, hieß es aus den Luxair-Chef-Etagen. Über personelle Konsequenzen wurde gestern wohl (noch) nicht gesprochen.

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