Der Markt entscheidet

TRIER. Raus aus dem Elfenbeinturm: An der Fachhochschule Trier ist das Alltag. Hartmut Zoppke muss einige Minuten am Computer hantieren, und hat dann eine eindrucksvolle Liste parat.

Für eine große Zahl von Kollegen des Maschinenbau-Professors an der Trierer Fachhochschule ist der Technologie-Transfer ein tägliches Geschäft. Fachhochschul-Ausbildung ist ohnehin praxisorientiert. Dass die Forschungsergebnisse der Dozenten in die unternehmerische Praxis übertragen werden können, ist dann nur konsequent. Der Technologietransfer von der FH zur Wirtschaft verläuft auf zwei Schienen.Version eins: Ein Professor oder ein Institut sucht und findet ein Unternehmen, das bereit ist, seine Forschungen in die marktorientierte Praxis zu übertragen oder mit ihm gemeinsam Forschungsprojekte und Neuentwicklungen durchzuführen. Das Ziel heißt immer: Produkte und Forschungsergebnisse, die am Markt bestehen können - oder auch interne Verfahren, die die Herstellung solcher Produkte ermöglichen. Beispielsweise aus dem Bereich Angewandte Informatik. Da wurde eine Dokument-Analyse erarbeitet, die es ermöglicht, dass Informationen automatisch zum richtigen Adressaten gelangen und dieser sich nicht erst durch einen Wust von Dokumente arbeiten muss, die für ihn keinen Wert haben. Oder dass Dokumente sogar automatisch weiter verarbeitet werden.Version zwei: Ein Unternehmen geht auf die FH zu. Wenn die geeigneten Ansprechpartner noch nicht bekannt sind, schaltet sich Hartmut Zoppke ein und lenkt die Anfrage in die gewünschte Richtung. Die Unterstützung kann dann auf unterschiedlichen Ebenen vor sich gehen - durch die Professoren selber, durch wissenschaftliche Mitarbeiter, wahrscheinlich am einfachsten durch die Vergabe einer praxisorientierten Diplomarbeit. Die gibt es mittlerweile reichlich. Zum Beispiel für das Thema "Brennstoffzellen". Oder bei der regionalen Getränkeindustrie, bei kommunalen Versorgungsunternehmen und sogar im Schreinerhandwerk. Für die Zusammenarbeit FH-Wirtschaft kann es öffentliche Fördergelder geben. Die fließen allerdings nur, wenn die Unternehmen selber einen Eigenbeitrag leisten. Das ist noch nicht selbstverständlich, Hartmut Zoppke beklagt die "Dienstleistungs-Mentalität" mancher Unternehmen. Und es gibt auch Firmenchefs, die rasch den Rückzug antreten, wenn sie erfahren, dass die Angelegenheit etwas kosten soll. Die FH baut derzeit den Transfer deutlich aus. So wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Institute und Kompetenzzentren gegründet, die sich in erste Linie dem Technologietransfer und der angewandten Forschung widmen. Die neue Hochschulleitung betrachtet den Technologietransfer ebenfalls als eine Hauptaufgabe. Und auch im neuen Leitbild der FH wird diese Zielsetzung Eingang finden. Die allgemeine Schnittstellen-Funktion für Unternehmen erledigt Hartmut Zoppke dagegen nebenbei. Was seinen eigenen Bereich angeht, so weiß er, dass von den 340 Diplomarbeiten unter seiner Leitung 90 Prozent in Zusammenarbeit mit Unternehmen angefertigt wurden. Drei Viertel der beteiligten Betriebe waren danach sehr zufrieden. Und für manchen Absolventen eröffnete sich danach die Chance zum Berufseinstieg.

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