Der pensionierte Eifeler Lokführer Horst Heinz würde der Bahn gerne aus der Bredouille helfen

Preist · Die Lokführer streiken. Aber längst nicht alle Kollegen finden das gut. Der Eifeler Horst Heinz ist zwar schon pensioniert, aber er würde seinem ehemalige Arbeitgeber jetzt gerne aus der Patsche helfen. Die Begeisterung bei der Bahn hält sich in Grenzen.

 Traktoren sind die Leidenschaft des pensionierten Eifeler Lokführers Horst Heinz. Wenn er dürfte, würde er sofort wieder ins Cockpit eines ICE klettern. TV-Foto: Klaus Kimmling

Traktoren sind die Leidenschaft des pensionierten Eifeler Lokführers Horst Heinz. Wenn er dürfte, würde er sofort wieder ins Cockpit eines ICE klettern. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: (g_pol3 )

Wer Horst Heinz auf GdL-Chef Claus Weselsky anspricht, muss sich auf ein verbales Feuerwerk gefasst machen. Es ist in etwa so, als würde man den Knopf eines Schimpfautomaten anschalten. "Diese Arroganz …", gehört da noch zu den freundlicheren Ausdrücken, die der Eifeler im Eifer des Gefechts wählt.
Dabei müsste Horst Heinz doch eigentlich Sympathien für Claus Weselsky haben. Beide sind schließlich gelernte Lokführer, und so etwas verbindet normalerweise. Was sie noch verbindet: Beide haben schon eine ganze Zeitlang nicht mehr im Führerstand - oder wie es heute heißt "Cockpit" - eines Zuges gestanden. Weselsky, weil er schon als seit mehr als zwei Jahrzehnten als Gewerkschaftsfunktionär aktiv ist, Heinz, weil er schon seit 15 Jahren pensioniert ist. "Die wollten die Beamten damals loswerden", erinnert sich der in Preist unweit von Bitburg lebende Pensionär.
Drei Jahrzehnte hat der gelernte Maschinenbaumeister davor bei der Bahn gearbeitet - zunächst in Stuttgart, später in der Mindener Versuchsanstalt und zuletzt als Lokführer in Köln. "Ich habe alles gefahren", sagt der 75-Jährige, "von der alten Diesellok bis hin zu den modernen ICE-Hochgeschwindigkeitszügen der Baureihen 401 und 402."
Verlernt, sagt Heinz, habe er in den anderthalb Jahrzehnten als Pensionär nichts: "Ich kenne die Züge und die Strecken." Weil er darüber hinaus noch topfit ist, wie er selbst sagt, und darüber hinaus dem Streik so überhaupt nichts abgewinnen kann, weil die Bezahlung der Lokführer doch okay sei, hat sich Horst Heinz jetzt schriftlich bei der Bahn gemeldet und seine Dienste angeboten: "Ich würde sofort wieder fahren."
Ein bisschen hat sich der Ex-Lokführer dann doch gewundert, dass sich nicht direkt jemand von den Bahn-Verantwortlichen bei ihm gemeldet und sein Angebot dankbar angenommen hat. "Wenn die mir nicht glauben, dass ich fit bin, können sie mich ruhig zum Bahnarzt schicken", versucht Heinz, ein mögliches Gegenargument gleich zu entkräften. Hat er keinen Bammel vor den modernen Zügen und der ganzen Computertechnik im Cockpit? Horst Heinz schüttelt den Kopf: "Ich kann noch immer alles fahren", sagt er. So viel habe sich da seit seinem Ausscheiden nicht geändert.
Gewerkschaftschef Claus Weselsky hat in dieser Woche gesagt, dass jeden Tag 3000 Lokführer streiken. Da kann doch das Angebot aus Preist allenfalls ein symbolischer Akt sein, oder etwa nicht? "Natürlich", sagt Horst Heinz und nickt wieder mit dem Kopf, "das wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein." Andererseits ärgere es ihn kriminell, dass da jemand einfach so eine ganze Nation stilllegen wolle. Da könne man nicht tatenlos zuschauen.
Inzwischen hat sich die Bahn übrigens bei ihrem pensionierten Lokführer Horst Heinz gemeldet und abgewiegelt: Für solche Anfragen sei nicht die Konzernzentrale in Berlin zuständig, sondern das Tochterunternehmen in Frankfurt.Extra

Die Bahn hat mit einem Versuch, den Lokführerstreik zu verkürzen, wohl keinen Erfolg. Denn die Gewerkschaft GdL will sich mit der Prüfung eines neuen Verfahrensvorschlags Zeit lassen. Nach einem Bahn-Vorschlag soll nun ein prominenter Politiker helfen. Auch nach einem neuen Vorschlag der Bahn will die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GdL) ihren Streik fortsetzen. Es gebe nach jetzigem Stand keinen Grund, den bis Sonntag geplanten bundesweiten Ausstand abzubrechen, sagte der GdL-Vorsitzende Claus Weselsky am Mittwoch. Er sprach von einem "PR-Gag" der Bahn. Bahnchef Rüdiger Grube hatte Brandenburgs Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) als unabhängigen Vermittler in dem Tarifstreit vorgeschlagen. Die GdL werde sich mit der Prüfung dieses Angebots Zeit lassen, entgegnete Weselsky. Bahnfahrer in Rheinland-Pfalz und im Saarland haben sich indes offenbar auf den Streik eingestellt. "Es gibt keine Beschwerden, die Reisenden sind über den Ersatzfahrplan informiert", sagte eine Bahn-Sprecherin am Mittwoch. Der Regionalverkehr sei im Rahmen des Notfahrplans stabil gelaufen. "Die Züge sind etwas voller als sonst", sagte die Sprecherin. Im Nahverkehr fuhren bis zu 60 Prozent der Züge, im Fernverkehr lediglich ein Drittel. dpa

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