"Die Angst geht um"

WITTLICH. Das Unternehmen CeramTec AG mit Hauptsitz in Plochingen will offenbar die Kartuschen-Abteilung des Wittlicher Ideal Standard-Werks übernehmen. Einen Vorvertrag gebe es bereits, hieß es; Anfang November soll der Kaufvertrag unterzeichnet werden. Betroffen sind rund 70 der insgesamt 670 Mitarbeiter.

"Die Angst geht um, besonders bei den älteren Mitarbeitern", sagt Peter Schleidweiler, Betriebsratsvorsitzender des Wittlicher Sanitärarmaturen-Werks Ideal Standard. Gemeint sind die rund 70 Beschäftigten der so genannten Kartuschenabteilung, die am vergangenen Montag von der Firmenleitung erfahren haben, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit einen neuen Arbeitgeber erhalten werden: die Firma CeramTec AG. CeramTec mit Hauptsitz in Plochingen stellt in einem Dutzend Werken in Europa und Asien Multifunktionskeramik her. Die Anwendungspalette reicht von der Chemie- über die Elektronik-und Maschinentechnik bis hin zum Einsatz in medizinischen Präzisionsgeräten. Mit der Übernahme der Kartuschenproduktion von Ideal Standard kann CeramTec nach Auskunft von Betriebsrats-Chef Schleidweiler eine Produktionslücke schließen und damit wettbewerbsfähiger werden. Mit dem Knowhow des seit 1964 in Wittlich ansässigen Unternehmens ist der Marktführer bei keramischen Dichtscheiben in der Lage, eine komplette Armaturenkomponente herzustellen. Kartusche und die darin befindlichen Scheiben regeln Fließgeschwindigkeit und Temperatur in Wasserhähnen. Werkleiter Stefan Löw räumte gegenüber unserer Zeitung lediglich ein, dass "wir mit einem potenziellen Käufer wegen einer eventuellen Veräußerung in Kontakt stehen". Näheres könne er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Auch CeramTec hält sich (noch) bedeckt: "In der nächsten Woche können wir weitere Informationen geben", meinte ein Firmensprecher. Nach Informationen des Betriebsrats wird Kaufinteressent CeramTec in der kommenden Woche sein Konzept in Wittlich vorstellen. Die Plochinger wollen offenbar zuerst die wirtschaftlichen Daten bei Ideal Standard unter die Lupe nehmen, bevor die Übernahme Anfang November perfekt gemacht wird. Ein Vorvertrag sei seines Wissens bereits unterzeichnet worden, sagt Peter Schleidweiler. Im Falle eines Verkaufs könnten die Mitarbeiter innerhalb einer Frist von vier Wochen entscheiden, ob sie zu CeramTec wechseln oder bei ihrem Stammbetrieb bleiben wollen. Für Schleidweiler ist klar: "Es wird wohl nur ein Teil bei Ideal Standard unterkommen können." Der neue Arbeitgeber muss nach Auskunft des Betriebsratsvorsitzenden die Mitarbeiter ein Jahr lang zu den gleichen Konditionen weiter beschäftigen. Was danach komme, stehe allerdings in den Sternen. Auch die betroffenen Mitarbeiter können nur darüber spekulieren, wie ihre berufliche Zukunft aussehen wird.

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