Die Bauern verdienen immer weniger

Berlin. (BB) Was die deutschen Bauern in Zeiten magerer Konjunktur auszuhalten haben, geht auf keine Kuhhaut. Die landwirtschaftlichen Gewinne sind im letzten Wirtschaftsjahr um fast 20 Prozent gesunken, auf nur noch rund 27 000 Euro je Unternehmen. Es ist der dritte Einbruch in Serie.

Schuld an der Misere seien insbesondere geringere Getreide-Erträge, gesunkene Verkaufspreise für Getreide, Milch und Mastschweine, sowie die Auswirkungen der großen Flut im Sommer 2002, erläuterte Bundesministerin Renate Künast am Mittwoch im Agrarbericht. Gleichzeitig seien die Aufwendungen für Saatgut und Energie (Treibstoffe und Heizmaterial) gestiegen, heißt es im EAB 2004 (Ernährungs- und Agrarpolitischer Bericht). Bei Rindern und Wein waren allerdings höhere Erlöse zu verzeichnen. Ökobetriebe schnitten bedeutend besser ab als herkömmliche landwirtschaftliche Unternehmen. Ihre Gewinne blieben annähernd stabil (minus 0,6 Prozent) und betrugen im Wirtschaftsjahr 2002/2003 durchschnittlich rund 33 600 Euro. Die Ökobauern profitierten dabei auch von dem Umstand, dass sich die niedrigen Schweinepreise im Ökolandbau kaum auswirkten. Künast appellierte bei der Vorstellung des Berichts an die Bauern, sich noch stärker als bisher am Markt zu orientieren. Insgesamt erfordere die Lage der Landwirtschaft "mehr Innovationen". Auch die Erweiterung der EU zwinge zum Handeln. Die Ministerin betonte dabei ausdrücklich die Chancen, die "ein um 75 Millionen Konsumenten vergrößerter Binnenmarkt" bringe. Allerdings könne sich die deutsche Agrarwirtschaft in diesem Wettbewerb nur behaupten, wenn sie konsequent auf Qualitäts- und Spitzenprodukte setze. Große Hoffnungen äußerte Künast bezüglich der EU-Agrarreform, die Deutschland als erster Staat der EU in diesem Jahr umsetzen wolle. Damit werde die Agrarpolitik "wieder vom Kopf auf die Füße gestellt", denn die Förderung der Produktionsmengen ("ein Irrweg") werde nunmehr beendet. Die Reform biete den Landwirten einen stärkeren Anreiz, sich am Tier- und Umweltschutz zu orientieren und ihre Produktion "tatsächlich am Markt auszurichten". Die Reform beeinhalte auch die Unterstützung neuer Einkommensquellen, die zum Beispiel im Bereich Tourismus, Landschaftspflege, Biomasse und erneuerbare Energien liegen könnten. Als Fazit stellte die Ministerin fest, dass "die Agrarwende in Deutschland ein gutes Stück voran gekommen ist". Der Deutsche Bauernverband (DBV) sieht den Sachverhalt allerdings deutlich kritischer. Der Agrarbericht habe die "miserable wirtschaftliche Situation" der Landwirtschaft bestätigt, teilte der DBV in seinem Pressedienst mit. Bei der Umsetzung der Agrarreform müsse darauf geachtet werden, dass es nicht zu einer "unseligen Umverteilungsdiskussion" komme. An dem Gesetzentwurf seien "erhebliche Korrekturen" notwendig. /woc

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