Die D-Mark lebt

Berlin . Die D-Mark lebt. Und das knapp drei Jahre nach Einführung des Euro. 15,3 Milliarden Mark sind nach Angaben der Bundesbank noch im Umlauf - Scheine und vor allem Münzen, die meist einfach vergessen wurden.

Fragt man die Bundesbürger, wo sie denn immer noch "die gute alte Mark" aufspüren, geben laut einer neuen Umfrage 64 Prozent "Geldbörse oder ähnliches" an, 45 Prozent sagen "in Kleidungsstücken", 34 Prozent "in Einrichtungsgegenständen". 14 Prozent der Deutschen besitzen sogar wissentlich noch D-Mark. Im anstehenden Weihnachtsgeschäft will nun der Einzelhandel davon profitieren. Bei den Landeszentralbanken ist man erstaunt, wie viele Bundesbürger nach wie vor das alte in das neue Geld umtauschen: "Mehr als man denkt", heißt es in den Zweigstellen, in die mitunter noch täglich bis zu 20 Menschen kommen, um Mark in Euro zu wechseln.Viele Münzen schlummern noch in Geheimfächern

"Die Zeit der großen Beträge ist jedoch vorbei", wissen die Experten. Es sei denn, Erben werden beim Tod eines älteren Angehörigen von einem mit D-Mark gefüllten Sparstrumpf überrascht. 90 Prozent der Scheine sind umgetauscht, bei den Münzen aber erst etwas mehr als die Hälfte. Falls einem jetzt beim Aufräumen die ein oder andere Mark entgegenrollt, kein Grund zur Panik: Die Landeszentralbanken und ihre Zweigstellen werden das Geld noch lange Zeit gegen Euro tauschen. An die Befristung des Wechsels ist von Seiten der Politik nicht gedacht, er wird sich also noch über Jahrzehnte erstrecken. Dass die Mark noch präsent ist, zeigt die Tatsache, dass man vom 22. November bis Heiligabend bei der Bekleidungskette "C&A" auch wieder mit D-Mark zahlen kann - sogar kombiniert mit Euro. "Den meisten Leuten ist es einfach zu umständlich, das Geld zu einer der 80 Filialen der Bundesbank zu bringen", sagt Sprecher Thorsten Rolfes. Dahinter verbirgt sich aber auch eine einfache Rechnung: Wer noch Mark besitzt, gibt sie lieber aus als den im Haushaltsbudget eventuell verplanten Euro. Vor zwei Jahren, als das Unternehmen die Aktion schon einmal durchführte, trugen die Kunden innerhalb von vier Wochen 20 Millionen Mark in die Filialen. Immerhin. Der Sprecher des Hauptverbandes des deutschen Einzelhandels (HDE), Hubertus Pellengahr, begrüßt die Aktion ausdrücklich. Solche Serviceangebote zeigten, "dass wir eine kreative Branche sind und die Unternehmen keinesfalls Umsatzrückgänge als von Gott gegeben hinnehmen". Selbst wenn sich jedoch noch viele Geschäfte beteiligen, könnten die D-Mark-Millionen "das Weihnachtsgeschäft nicht heraus reißen". Traditionell fahren die Warenhäuser ihre satten Gewinne erst im November und Dezember ein. Dann machen sie ein Fünftel des gesamten Jahresumsatzes. Diesmal hofft die Branche auf ein besseres Jahr als noch in 2003: Statt der erhofften acht Milliarden erwirtschaftete der Handel nur schlappe 6,2 Milliarden - in Euro.

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