Die Globalisierungs-Gewinner

Die deutsche Milchwirtschaft ist mächtig in Bewegung. Dabei zeichnen sich für die beiden rheinland-pfälzischen Molkereien, die Hochwald in Thalfang und die Milch-Union Hocheifel in Pronsfeld, glänzende Zukunftschancen auf.

Thalfang. Karl-Heinz Engel, Chef der Hochwaldmolkerei in Thalfang, will schon im kommenden Jahr in der Champions-League der europäischen Milcherzeuger mitspielen. "Wir peilen die Marke von zwei Milliarden Kilogramm Milch an. Damit wären wir bei den größten europäischen Milcherzeugern angekommen." Ziel der Molkerei, zu der neben Hochwald unter anderen Marken wie Bärenmarke und Glücksklee gehören, ist es, sich im weltweiten Wachstumsmarkt eine entscheidende Position zu sichern. Zurzeit ist Hochwald die Nummer drei in Deutschland und liegt europaweit unter den 20 größten Molkereien.Strategiewechsel zeigt Wirkung

"Wir haben den Strategiewechsel bereits im Jahr 2000 eingeleitet", sagt Engel. Damals hatte das Unternehmen noch einen Jahresumsatz von rund 440 Millionen Euro; inzwischen ist man bei knapp 1,2 Milliarden Euro angekommen.Und 2008 erwartet Hochwald, ebenso wie die Muh (der TV berichtetet), einen kräftigen Schub bei der Milchmenge. "Rund 300 ehemalige Milchbauern der holländischen Genossenschaft Campina wechseln im kommenden Jahr zur Hochwald", sagt Karl-Heinz Engel. Für die Thalfanger Molkerei bringt das zusätzlich rund 120 Millionen Kilo an Milch. "Damit steuern wir auf die Zwei-Milliarden-Marke zu. Das entspricht unserer Wachstumsphilosophie", erklärt Engel. Mit der Ausrichtung der Molkerei sieht sich der Hochwald-Chef auf dem richtigen Weg. "Milch ist mittlerweile weltweit ein gefragtes Lebensmittel. Neben China sind es vor allem auch die zahlungskräftigen arabischen Staaten, die Trockenmilch, Butter und auch Dosenmilch nachfragen." Auch durch den Wechsel von rund 300 Campina-Lieferanten sieht die Hochwald sich in ihrer Unternehmensphilosophie bestätigt. Begünstigt wird der positive Trend auch durch den inländischen Markt. Eine hohe Nachfrage und ein limitiertes Angebot haben nun auch in Deutschland dazu geführt, dass erstmals seit 2001 die Preise für die Milcherzeuger anziehen. Der Hochwaldchef geht davon aus, dass diese Tendenz sich noch verfestigt. Landwirte als Globalisierungsgewinner? Diese Frage beantwortet Engel mit einem klaren Ja. "Bis 2015 werden die Milchquoten fallen. Die Politik hilft den Bauern dann nicht mehr. Aber wir bei Hochwald haben uns eben genau auf diesen Wettbewerb vorbereitet."Die Paradigmenwechsel ist laut Engel auch in anderen Bereichen zu erkennen. Inzwischen würden vor wenigen Jahren stillgelegte Flächen wieder genutzt. "Rund 50 Prozent dieser Flächen dürfen inzwischen für den Biomasseanbau genutzt werden", sagt Engel. Für den Hochwald-Chef hat die europäische Landwirtschaft großes Entwicklungspotenzial. "Wo soll die Milch herkommen, wenn nicht aus Europa?" Australien leide unter drückender Hitze, die zu starken Produktionsausfällen geführt hätte, und Neuseeland sei mit insgesamt 15 Millionen Kilogramm Milch selbst bei einer Produktionssteigerung um zehn Prozent nicht in der Lage, die höheren Nachfragen zu stemmen. "Die Weltbevölkerung wächst, der Wohlstand steigt und damit auch der Wunsch nach hochwertigen Lebensmitteln. Der einzig limitierte Faktor dabei ist die Anbaufläche." Und dabei gebe es derzeit auch noch einen weiteren Bereich, der das Produkt Milch knapp macht: Die Landwirte überlegen sich gut, ob sie Futter oder Biomasse anbauen. Noch vor einigen Jahren haben die deutschen Milchbauern mit dem Wegfall der Quote mit dem Niedergang ihres Berufsstandes gerechnet. Doch die jüngsten Entwicklungen spielen ihnen wohl in die Hand. "Es gibt längst keine Milchseen und Butterberge mehr in der EU", sagt Engel. In Thalfang rechnet man sich auf dem freien Weltmarkt ab 2015 gute Chancen an. "Wir haben bisher 36 Prozent Exportanteil, wollen aber bald schon bei 40 Prozent sein", gibt Engel die Ziele aus.

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