Die Suche nach dem Trierer Weg

Trier · Dass Spitzensport positiv fürs Image einer Region ist, darüber bestand bei der von Volksfreund-Mitarbeiter Björn Pazen moderierten Podiumsdiskussion zum Thema "Spitzensport als Wirtschafts- und Standortfaktor" Einigkeit. Aber die Frage blieb unbeantwortet, wie das Potenzial Triers gesichert und ausgebaut werden kann.

Trier. Das Interesse am Sport ist groß. Nicht nur in der Trierer Bevölkerung, sondern auch bei der Wirtschaft. So kann man interpretieren, dass die Plätze im Tagungszentrum der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier nahezu restlos besetzt waren. Rund 200 Vertreter von Firmen, Vereinen, Sportverbänden und Politik kamen auf Einladung von IHK, Handwerkskammer (HWK), des Kreises Junger Unternehmer und der Initiative Region Trier.
Ein Pool als Allheilmittel?


Weshalb Spitzensport? IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Glockauer betonte, Sport sei ein wichtiger weicher Standortfaktor für Trier. Was macht den Wert aus? Zum einen ein höherer Bekanntheitsgrad und ein positives Image. Früher seien die Mainzer mit Fastnacht in Verbindung gebracht worden, erzählte Christian Heidel in seinem Impulsreferat. Heute sei es oft der Fußball, sagt der Manager des FSV Mainz: "Der FSV hat die Fastnacht überholt."
"Der werbewirksame Effekt ist groß", glaubt auch Harry Thiele. Das Vorstandsmitglied beim SV Eintracht Trier erwartet deshalb auch eine "Priorisierung" bei der Politik. Außerdem bringe Spitzensport mehr Lebensqualität. Das erschöpfe sich nicht nur darin, Fuß-, Hand- oder Basketballspiele live zu erleben. Der semiprofessionelle Bereich, wie er in Trier - gezwungenerweise - überwiegt, sei interessant, sagte HWK-Präsident Peter Adrian: "Spitzensportler als Mitarbeiter können für Unternehmen ein gutes Aushängeschild sein."
Was sind Triers spezielle Pro-bleme? Die von Heidel skizzierte Erfolgsgeschichte des FSV Mainz von der grauen Zweitliga-Maus zum Bundesligaclub lässt sich nur bedingt auf Trier übertragen. Vier Ballsportvereine mit Profimannschaften, dazu Ruderer, Leichtathleten und Kegler, teilweise auf internationalem Niveau, kämpfen um Sponsoren in einem Wirtschaftsraum, der nur etwa ein Drittel dessen erwirtschaftet wie der Mainzer. Und Luxemburg? "Da beißt man sich die Zähne aus", sagte Miezen-Manager Jürgen Brech. Luxemburger Unternehmen stünden unter Druck, den Sport im Großherzogtum zu unterstützen.
Allerdings: Trotz eines maroden Stadions wie die Eintracht hat es der FSV Mainz in die Bundesliga geschafft. Existenzbedrohend ist die Situation bei den Erstliga-Rollstuhlbasketballern. "Wir wissen nicht, wo wir künftig spielen werden", sagte Dolphins-Manager Günter Ewertz. Einen Aufstieg der zweiten Mannschaft in die zweite Bundesliga müsse man wegen der Kosten möglicherweise ablehnen.
Gibt es Lösungsansätze? "Kontinuität, nicht in Personen, mit Ideen", das ist für Heidel Teil des Erfolgsrezepts des FSV Mainz. Sponsoren müssten Vertrauen haben, denn sie wollten wissen, was mit ihrem Geld geschehe. Silvia Günther ergänzte: "Für das Unternehmen muss ein Benefit herauskommen." Ein Vorteil habe für ihre Werbeagentur ensch-media bei der Konzeption der Ausstellung zu 25 Jahre Erstligazugehörigkeit der Trierer Basketballer aber auch darin gelegen, dass man seine Fähigkeiten präsentieren konnte.
Von Marc Kowalinski von der Europäischen Sportakademie wurde ein Runder Tisch der Spitzenvereine zur Bildung eines Sponsorenpools ins Spiel gebracht. "Ich würde es sehr begrüßen, wenn da eine Marke geschaffen würde", stellte sich Ewertz klar hinter die Idee. "Es hilft uns aber nichts, wenn dann ein großer Sponsor Geld von uns abzieht", gab Brech zu bedenken.
Ein "Allheilmittel" sei so ein Pool bestimmt nicht, glaubt Jens Schug. Dafür sind laut Eintracht-Geschäftsführer die Vereine zu unterschiedlich. "Vor ein paar Jahren haben wir das schon einmal probiert", erzählte TBB-Vorstand Sascha Beitzel. "Das hört sich alles gut an. Letztendlich ist aber jeder des anderen Deiwel."
Die vielleicht entscheidende Frage, die ein Runder Tisch vorab beantworten muss, stellte Adolf Lorscheider: "Wie können wir aus dem, was wir haben, das Beste machen?"
Der Geschäftsführer der Herres Wein- und Sektkellerei wünscht sich, dass der Trierer Sport in den kommenden fünf Jahren nicht nur den Klassenerhalt schafft, sondern vor allem auch, dass sich seine Struktur weiterentwickelt.

Extra

Harry Thiele (Eintracht Trier): "Ich will nicht sagen, Trier ist keine Basketballstadt, aber Trier ist gewiss eine Fußballstadt." Christian Heidel über die rege Bautätigkeit des FSV Mainz: "Investition in Nachwuchs: nicht nur in Beine, auch in Steine." Nachhaltig wirtschaften könne ein Verein nur, wenn er selbst ausbilde. Der FSV Mainz erwirtschaftete Transfergewinne im zweistelligen Millionenbereich. Silvia Günther: "Eine Bande aufzuhängen, lockt niemanden mehr hinterm Ofen hervor." Die ensch-media-Inhaberin zur Notwendigkeit von innovativen Sponsoringkonzepten. Jürgen Brech (DJK/MJC Trier): "Für mich ist Sport ein Stück Kultur der Stadt." Zur Konkurrenz zwischen Kultur und Sport. teu

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