Die Verbraucher bremsen

Rund 7000 Milchbauern aus ganz Deutschland haben am Donnerstag in Berlin mit Kuhglocken und Alphörnern für höhere Anbieterpreise demonstriert.

Berlin/Thalfang. (dpa/wie) "Die Verantwortung liegt jetzt bei der Politik", sagte der Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber, bei einer Kundgebung am Brandenburger Tor. Er sieht die Preise vor neuen Verhandlungen zwischen Molkereien und Handel unter Druck. Agrarminister Horst Seehofer (CSU), der Bundestag und die Länder müssten für Aktionen zur Senkung der Milchmenge sorgen. Die Milchviehhalter hoffen, dass dann die Preise steigen. Sie hatten im Mai und Juni mit einem Lieferstopp höhere Anbieterpreise erzwingen wollen. Mehrere Einzelhandelsketten verteuerten daraufhin die Preise für Milch und Butter. Die Milchbauern bekamen von den Molkereien bisher nur wenig mehr.

Die Verbraucher seien nicht bereit, mehr für Milchprodukte zu zahlen, sagt Karl-Heinz Engel, Chef der Hochwald Molkerei in Thalfang (Bernkastel-Wittlich). Im Juli sei der Milchkonsum um fast 16 Prozent zurückgegangen, der Absatz von Butter sei um rund 17 Prozent gesunken, sagt der Molkerei-Manager. Von sinkenden Auszahlungspreisen könne bei Hochwald keine Rede sein. Entgegen dem bundesweiten Trend habe die Molkerei im Oktober den Milchpreis um einen auf 34 Cent pro Kilogramm erhöht.

Der Verband der Milchviehhalter fordert 43 Cent. Seehofer, Länder, Industrie und Bauern hatten im Juli vereinbart, Aktionen zu prüfen, um die Milchmenge zu senken. Der Bundesrat berät voraussichtlich im November unter anderem darüber, die Verrechnung zwischen Molkereien von zu viel und zu wenig Milchlieferung abzuschaffen. Am kommenden Montag tagen Experten der Länder.

Engel rechnet damit, dass der durchschnittliche Milchpreis in diesem Jahr deutlich über dem des Vorjahres liegen wird. Die Forderungen nach weiteren Preisanhebungen hält er aber für unrealistisch. In den anstehenden Verhandlungen mit dem Lebensmittelhandel seien keine höheren Preise durchzusetzen, glaubt der Experte. Ein Preisverfall, wie etwa vom BDM befürchtet, sieht Engel allerdings nicht. "Wir werden für unsere Lieferanten ein vernünftiges Ergebnis bei den Verhandlungen rausholen", verspricht Engel.

Die Milchbauern starteten ihre Demonstration mit Wagen und Plastikkühen am Brandenburger Tor und zogen quer durch die Innenstadt zum Bundesrat und Landwirtschaftsministerium. Am Brandenburger Tor wollten sie eine Liste mit rund 35 000 Unterschriften zu den Forderungen ausrollen. Die Polizei sprach von rund 7000 Teilnehmern, etwa 5000 waren erwartet worden.

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