"Die beste aller schlechten Lösungen"

TRIER. Eine neu gegründete Tochtergesellschaft des Priesterseminars und der bischöflichen Weingüter übernimmt vom Land das FWG-Weingut (der TV berichtete). Im Gegenzug stellt Mainz 100 000 Euro für eine neue FWG-Stiftung zur Verfügung.

Die künftige Konstruktion ist reichlich kompliziert - das Weinrecht hat wohl keine einfachere Lösung zugelassen. So sieht sie in Grundzügen aus:Die bisherige FWG-Stiftung löst sich auf. Damit fällt ihr Eigentum, in erster Linie die Weingüter, dem Land Rheinland-Pfalz zu, das ohnehin im Vorstand der Stiftung das Sagen hatte.Sofern der Landtag, wie zu erwarten, die rechtlichen Voraussetzungen schafft, verkauft das Land die 39 Hektar Rebflächen an eine neu gegründete Gesellschaft, die je zur Hälfte dem Priesterseminar und den bischöflichen Weingütern gehört. Entsprechende Verträge sind bereits abgeschlossen worden.Die neue Gesellschaft kooperiert eng mit den bischöflichen Weingütern, bleibt aber beim Ausbau des Weines eigenständig. Damit kann der Markenname "FWG-Weingüter" erhalten bleiben. Fünf von elf FWG-Mitarbeitern werden weiter beschäftigt, den anderen ist eine Übernahme in den Landesdienst zugesagt.Das Land stellt vom Verkaufserlös, der im Landessäckel verbleibt, 100 000 Euro für eine neue FWG-Stiftung zur Verfügung, die maßgeblich von den Freundeskreisen des Gymnasiums und der Schule selbst getragen wird. Mit ihrer Hilfe soll das FWG unterstützt und traditionelle Angebote wie Weinproben, Abi-Feiern und Ehemaligentreffen aufrecht erhalten werden. Außerdem ist eine Kooperations-Vereinbarung zwischen der Ehemaligen-Initiative "Pro Weingut" und dem neuen Eigentümer des FWG-Weinguts vorgesehen. Die Initiative hatte selbst eine Million Euro für die Übernahme geboten, war aber gegenüber der "bischöflichen Kombination" nicht zum Zug gekommen.Eine direkte Übernahme durch die bischöflichen Weingüter kam nicht in Frage, weil damit aus weinrechtlichen Gründen der Name "FWG-Weingüter" als Herkunftsbetrieb entfallen wäre. "Wir wollten diese angesehene Marke und ihren Kundenstamm auf jeden Fall behalten", sagte der Leiter des Priesterseminars, Georg Bätzing, bei einer Pressekonferenz in Trier. Rund ein Viertel der aktuell genutzten Rebfläche von 28 Hektar will der Übernehmer los werden. Der Kernbestand, Filetstücke inklusive, soll wirtschaftlich erfolgreich weiterbetrieben werden. Die Finanzierung des Kaufs erfolge überwiegend mit Darlehen, es würden "definitiv keine Kirchensteuermittel eingesetzt", betonte Bätzing. Zum Kaufpreis habe man Stillschweigen vereinbart, hieß es. Die im Gespräch befindliche Zahl von zwei Millionen Euro sei "auf jeden Fall falsch". Vertreter der Ehemaligen-Initiative bezeichneten das Übernahme-Modell als "die beste unter den schlechten Lösungen". Wichtig sei, dass "das Label FWG-Weingut" erhalten bleibe. Dennoch bleibe es fragwürdig, dass das Land den Verkaufserlös in die eigene Tasche stecke.Weinbauminister Bauckhage gab dagegen seiner Freude Ausdruck, dass es gelungen sei, "eine Trierer Lösung zu erreichen". Auch Landtagspräsident Christoph Grimm sprach von einem Modell, "das den Traditionen von Weingut und Schule gerecht wird."

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