"Dieser Beruf ist meine Berufung"

Trier · Charlotte Eicher hat ihren Traumberuf gefunden: Im Juli beendet die 20-Jährige ihre Lehre zur Konditorin im Trierer Café Razen. In der TV-Serie "Ausbildung im Fokus" erzählt sie, was sie an diesem Beruf so begeistert.

Trier. Hoch konzentriert führt Charlotte Eicher das Spritztütchen über die Petits Fours und zeichnet feine Ornamente in dunkler Schokolade auf die helle Glasur. Ohne abzusetzen entsteht ein kompliziertes Muster, das sie zuvor mehrfach geübt hat. Das Kreative liebt Charlotte Eicher ganz besonders an ihrem Beruf. Die 20-Jährige steht kurz vor ihrer Abschlussprüfung als Konditorin. Im Juni stellt sie sich dem theoretischen Test, im Juli der praktischen Prüfung.
Ihre Leidenschaft fürs Backen hat Charlotte Eicher früh entdeckt. Wenn ihre Mutter Kuchen oder Torten machte, hat sie zugeschaut, und als sie alt genug war, mitgeholfen. "Mich hat es damals schon fasziniert, wie aus wenigen Zutaten etwas entsteht, dass so vielen Menschen Freude macht", sagt sie. Später unternahm sie kleine Experimente, probierte immer wieder Neues aus. Das macht sie bis heute: Auch nach anstrengenden Arbeitstagen steht sie in der Küche bei sich zu Hause und kreiert weiter. Nach mehreren Versuchen sei es ihr etwa gelungen, Plätzchen für ihre Freundin zu backen, die weder Weizen- noch Sojaprodukte verträgt, berichtet sie stolz.Ausbildung im Fokus


Trotz dieser frühen Begeisterung für das Konditorenhandwerk machte Eicher nach dem Abi einen Abstecher in die Rechtswissenschaften. Ein Semester studierte sie an der Uni Trier. Und stellte fest, dass das nicht ihre Sache ist: "Ich bin kein Kopfmensch, ich muss etwas mit den Händen machen." Doch der Umweg war ein Glücksfall. Sonst wäre Charlotte Eicher, die für das Studium aus ihrer Heimatstadt Worms nach Trier gezogen war, wohl nicht auf die Café-Conditorei Razen aufmerksam geworden. Als sie im Internet den Hinweis "unser Betrieb bildet aus" entdeckte, bewarb sie sich, arbeitete zur Probe, wurde eingestellt und fühlt sich dort sehr wohl.
Cremetorten, Croissants-Teiglinge, Pralinen, Baiser, Eis und Hefekuchen herstellen, Zucker ziehen, Biskuit anschlagen, Mandelsplitter kleben, glasieren... Die Liste ihrer Tätigkeiten ist lang. Zumal neben Süßem auch Herzhaftes wie Quiches zur Angebotspalette gehört. Das meiste lernt sie im Betrieb, wo sie morgens um 5 Uhr ihren Dienst beginnt. Auch in der Trierer Berufsschule steht Praxis auf dem Stundenplan. Dort lernte sie den Unterschied zwischen französischer, italienischer und deutscher Buttercreme. In der Theorie erfahren die Azubis etwa, welche Hygienevorschriften sie beachten müssen.
Charlotte Eicher, die von der Handwerkskammer Trier (HWK) für ihr vorbildliches Engagement zum Lehrling des Monats März gekürt wurde, hat ihre Ausbildung auf zwei Jahre verkürzt. Bevor sie ihren Meister macht, möchte die 20-Jährige weiter Berufserfahrung sammeln - am liebsten in Frankreich. Die Konditorenkünste der Nachbarn hat sie während eines von der HWK organisierten Austauschs kennengelernt. Im November war sie mit anderen Azubis in einer Stadt nahe Paris. Begeistert berichtet sie von Desserts-to-Go sowie von blauen, grünen und gelben Fondants auf Eclairs.
Wer Konditor werden möchte, sollte Geduld und Fingerspitzengefühl mitbringen, sagt Eicher. Und die Begeisterung fürs Handwerk. Während ihrer Zeit in der Konditorei Razen sei ihr bewusst geworden, dass sie mit diesem Beruf auch ihre Berufung gefunden habe, sagt sie. Ihr Zukunftsziel: Ein Catering-Service für süßes und herzhaftes Gebäck mit einer Spezialisierung auf Lebensmittelunverträglichkeiten. Und wer weiß: Vielleicht wird es bei ihr auch blaue Eclairs geben.

Extra

Konditoren wählen die Zutaten für die Herstellung von Konditoreiprodukten wie Torten, Kuchen, Pralinen, Süßspeisen, Party- oder Käsegebäck aus, berechnen die Mengen und wiegen beziehungsweise messen diese ab. Die Ausgangsstoffe bearbeiten sie per Hand oder mithilfe von Maschinen und Geräten. Sie mischen, portionieren und formen die Massen, etwa Teige, geben weitere Zutaten wie vorbereitetes Obst nach Rezept hinzu und geben alles in Backformen oder auf -bleche. Nach dem Backen garnieren, glasieren oder zuckern sie Waren wie Torten und Gebäck. Auch die Warenpräsentation im Laden, der Verkauf und die Kundenberatung gehören zum Beruf. (Quelle: www.berufenet.arbeitsagentur.de ) Die Ausbildung dauert drei Jahre. Die Vergütung beträgt laut HWK Trier im ersten Lehrjahr 390 Euro, im zweiten 450 Euro und im dritten 520 Euro. Gesetzlich ist kein Schulabschluss erforderlich, die Anforderungen der Betriebe können vom ordentlichen Hauptschulabschluss über Mittlere Reife bis zum Abitur reichen. Im Bezirk der HWK Trier bilden 19 Betriebe aus. Derzeit sind sechs Stellen frei. arn Info: www.hwk-trier.de

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