Ein Haus für die Wirtschaft

LUXEMBURG. Luxemburg hat ein neues Haus für die Wirtschaft. In dem Gebäude auf dem Kirchberg logieren künftig alle wichtigen Verbände und Dienstleister unter einem Dach und unter der Regie der Handelskammer.

Glas-, Metall- und Stahlbeton-Paläste gibt es auf dem Luxemburger Kirchberg en masse. Da scheint Beachtung für ein neues Gebäude wenig angebracht. Dennoch ist das Haus der Luxemburger Handelskammer (Chambre de Commerce) etwas Besonderes. Denn erstmals sind die wichtigsten Behörden, Verbände und Dienstleister hier vereint. Was vorher von Schreibtisch zu Schreibtisch quer durchs Land wanderte, soll künftig zu einer Arbeit aus einem Guss gemacht werden. "Entweder man liebt solche Gebäude oder eben nicht", sagte Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker nüchtern bei der Einweihung des Gebäudes mit großem Bahnhof und Großherzoglichem Paar. Dennoch werde sich an der Arbeit nichts ändern. Luxemburg werde auch künftig das Land bleiben, wo die "Handelskummer" (Handelskammer) der Industrie gegenüber transparent bleibe. Immerhin 35 000 Mitglieder weist die Chambre de Commerce auf, deren Betriebe 200 000 Mitarbeiter repräsentieren und 80 Prozent der Luxemburger Wirtschaftskraft ausmachen. Dabei ist die Handelsbranche nicht mehr der einzige Stand, den man vertritt. Allein dazu wurde die Kammer ursprünglich 1841 von Großherzog Guillaume II. gegründet. Längst sind Banken, Versicherungen, das Hotel- und Gaststättengewerbe und die Industrie hinzugekommen. Und so folgert Kammerpräsident Joseph Kinsch denn auch: "Das neue Gebäude ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit." Nicht nur aus räumlicher Sicht, sondern auch funktional: Die Aufgaben konzentrieren sich künftig auf vier Bereiche. So will Kinsch dem Großherzogtum wieder zu mehr Unternehmensgründungen verhelfen. Denn während noch 1975 die Zahl der Selbstständigen 16 Prozent aller Arbeitstätigen ausmachten, sind es heute gerade noch sechs Prozent. Zweiter Schwerpunkt ist die Förderung ausländischer Kooperationen. Hinzu kommen statistische Analysen sowie die Weiterbildung in einem unabhängigen Institut. Eigentümer des neuen Wirtschaftshauses sind neben der Chambre de Commerce die Industriellenvereinigung Fédil, die Unternehmervereinigung (Groupement des Entrepreneurs) und der arbeitsmedizinischen Dienst der Industrie. Einen Teil der insgesamt sechs Gebäude über fünf Etagen und vier Untergeschosse auf 53 000 Quadratmetern hat der Staat gekauft. Er zieht mit Justizministerium, Handelsregister, dem Statistikamt Statec und dem Wirtschafts- und Sozialrat (CES) auf den Kirchberg. Über die Kosten schweigen die Luxemburger vornehm, ein kräftiger Betrag im zweistelligen Millionenbereich dürfte es sein. Zu den zwölf weiteren Mietern mit rund 370 Mitarbeitern gehören unter anderem die Vereinigung Luxemburger Unternehmer, die Handelsvereinigung, der Hotel- und Gaststättenverband und die Händlervereinigung der Stadt Luxemburg.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort