Ein besonderer Moment im Berufsleben

Trier · Milad Malak Tawfik und Godson Emelugo Nwogu strahlen um die Wette. Die beiden Männer haben einen Tag lang ihre Fähigkeiten als Elektroniker in Energie- und Gebäudetechnik bei der Handwerkskammer Trier gezeigt und dafür viel Lob bekommen.

 Franz Fusenig (rechts) erklärt Milad Malak Tawfik (links) und Godson Emelugo Nwogu die Prüfungsaufgaben. TV-Fotos (2): Heribert Waschbüsch

Franz Fusenig (rechts) erklärt Milad Malak Tawfik (links) und Godson Emelugo Nwogu die Prüfungsaufgaben. TV-Fotos (2): Heribert Waschbüsch

Foto: (g_wirt )

Trier. Franz Fusenig ist mit seinen beiden Schützlingen zufrieden. Einen ganzen Tag lang hat der ehemalige Obermeister der Elektroinnung und langjähriger Lehrlingswart Milad Malak Tawfik und Godson Emelugo Nwogu fachlich "auf den Zahn gefühlt".
"Ich bin sehr zufrieden mit den Leistungen", sagt der Experte. Von morgens 8 Uhr bis nachmittags 17 Uhr hätten die beiden Elektriker Zeit gehabt, die Prüfungsaufgaben zu lösen. Doch der Ägypter Tawfik und der Nigerianer Nwogu waren weitaus früher mit den gestellten Aufträgen fertig. "Dabei waren es sehr anspruchsvolle Anforderungen", sagt Fusenig.

Doch für Milad Malak Tawfik und Godson Emelugo Nwogu kein Problem. "Es hat viel Spaß gemacht, ich war gar nicht nervöse", sagt Tawfik (25). Er ist im August 2013 aus Ägypten geflüchtet, möchte aber nichts von seiner Geschichte erzählen. Seine Familie lebt weiter in Ägypten.

Er ist seit zwei Jahren in Deutschland geduldet und hat hier auch schon eine Arbeit gefunden. Seit sieben Monaten ist er bei der Bitburger Firma Elektrotechnik Schmidt. "Das macht viel Spaß", erklärt der Ägypter, der natürlich darauf hofft, in Deutschland endgültig bleiben zu dürfen. "Das Handwerk kann den engagierten jungen Mann gut gebrauchen", sagt Carl-Ludwig Centner von der Handwerkskammer Trier. Nach einigen Jahren Berufserfahrung, drei bis vier Jahre in einem Betrieb, könnten sich die beiden Elektriker nun auch für einen Meisterkurs anmelden.

Das freut auch Godson Emelugo Nwogu. Der 49-jährige Nigerianer lebt seit 2009 in Trier. In seinem Heimatland legte er 1983 eine Ausbildung zum Techniker ab und schloss eine einjährige Ausbildung zum Elektriker an. Seine Kenntnisse konnte er nun bei der Qualitätsanalyse beweisen. Auch er bestand die Aufgaben mit Bravour. Der Nigerianer hat in Deutschland seine zweite Heimat gefunden. Über eine Zeitarbeitsfirma arbeitet er bereits seit zweieinhalb Jahren bei der Firma Kirsch Energie in Trier-Biewer. Das Unternehmen stellt Generatoren her. "Die Arbeit macht sehr viel Spaß", sagt Godson Emelugo Nwogu.

Vor der praktischen Prüfung mussten die beiden Anwärter auch noch ihre theoretischen Kenntnisse belegen. Jürgen Rauschenbach, Migrationsnetzwerker und Anerkennungsberater bei der Handwerkskammer Trier: "Im Vorfeld gab es einige Gespräche mit den beiden Kandidaten, um festzustellen, auf welchem Niveau sie sind. Ob sie die entsprechenden Kenntnisse haben, die für die Prüfung notwendig sind", sagt der HWK-Verantwortliche. Dabei spielen natürlich auch die Sprachkenntnisse (siehe Extra) eine Rolle. "In erster Linie kommt es aber auf die Fachkenntnisse an. Haare kann man ja auch auf Französisch schneiden", sagt Carl-Ludwig Centner: "Das Handwerk bietet Menschen größte Chancen, sich hier bei uns in Deutschland zu integrieren."Extra

Wer aus seinem Land flüchtet, aus welchen Gründe auch immer, macht dies in großer Eile. Dabei gehen oft Dokumente verloren, die er in seinem neuen Leben eventuell benötigen würde. Gerade was die berufliche Qualifikation angeht, kann dies den Start in ein neues Leben erschweren. Bei der Handwerkskammer Trier können ausgebildete Fachkräfte ohne diese Papiere ihre Fähigkeiten anerkannt bekommen. Wie sieht eine solche Analyse aus? Das Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz (BQFG) sieht laut der Handwerksordnung ( Paragraf 14 beziehungsweise Paragraf 50b Absatz 4 HwO) vor, berufliche Fertigkeiten, Fähigkeiten und Kenntnisse des/der Anerkennungsinteressierten durch "sonstige geeignete Verfahren" festzustellen. Das sind zum Beispiel Fachgespräche, auftragsbezogen, situativ, fallbezogene Rollenspiele und Gesprächssimulationen, Fallstudien, Präsentation von Arbeitsergebnissen, Arbeitsproben oder eben auch Probearbeiten in einem Betrieb, die von Experten und Mitarbeitern in der Handwerkskammer in geeigneten Räumen durchgeführt werden. Keine Prüfung: Die Qualifikationsanalyse ist keine Prüfung. Sie dient lediglich dazu, die Fertigkeiten, Fähigkeiten und Kenntnisse zu testen, die der Anerkennungsinteressierte glaubhaft versichert zu besitzen, ohne sie durch Dokumente nachweisen zu können. Die Sprache: Die Qualifikationsanalyse wird in deutscher Sprache durchgeführt. Es ist nicht möglich, einen Übersetzer hinzuzuziehen. Teilnehmer können aber gerne ein Wörterbuch benutzten und die Prüfer bemühen sich, sensibel und mit Rücksicht auf mögliche sprachliche Defizite vorzugehen. hw

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