Ein gutes Signal

BERLIN. Deutschland ist für ausländische Unternehmen der attraktivste Standort in Europa. Das ist das Ergebnis einer Studie der Stuttgarter Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst&Young.

Das Spiel gegen Polen (Mittwoch, 21 Uhr, Dortmund) hat Deutschland auf wirtschaftlichem Feld im letzten Jahr verloren. Damals kam es auf der Rangliste der Investitions-Standorte nur auf Platz fünf, hinter den USA, China, Indien und dem östlichen Nachbarland. In diesem Jahr, so eine Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young aus, hat die Bundesrepublik die europäische Konkurrenz hinter sich gelassen und ist weltweit nach den USA und China auf Platz Drei geklettert. Deutschland, so das Fazit der Befragung von 1019 international tätigen Unternehmen, ist wieder ein Investment wert. Erneut zeigt der Blick von außen, dass das Land so schlecht nicht ist, wie man hierzulande manchmal meint. 2005 war eine Analyse der Wirtschaftszeitung "The Economist" unter dem Titel: "Germany's surprising economy" zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. "Es gibt keine Krise des Standorts Deutschland - er hat seine Schwächen, aber die Stärken überwiegen", resümierte gestern Peter Englisch, Partner von Ernst & Young. Wirtschafts-Staatssekretär Hartumut Schauerte (CDU) nannte die Studie "ein gutes Signal", das jedoch nicht dazu führen dürfe, die notwendigen Reformen nicht weiter voranzutreiben. "Europäische Länder wie Österreich, Tschechien, Polen oder Skandinavien haben ihre Reformaufgaben in der Vergangenheit besser gemacht", so Schauerte. Das wichtigste Einzelergebnis für die Arbeitnehmer: Nur 13 Prozent der in Deutschland bereits tätigen internationalen Unternehmen wollen Teile ihrer Aktivitäten ins Ausland verlagern. Vor einem Jahr waren es 25 Prozent. Als Standort für Design-Werkstätten oder Logistikzentren gilt Deutschland weltweit als die Nummer Eins, für Unternehmenszentralen, Verwaltungs- und Forschungsabteilungen immerhin noch als Nummer Zwei. Überraschend ist Deutschland nach China und deutlich vor den USA auch für die Produktion der zweitbeste Standort weltweit. Und das trotz hoher Arbeitskosten. Es zeige sich, dass das Lohnniveau angesichts der hohen Produktivität in Deutschland keine so entscheidende Rolle spiele, sagte dazu die Vorsitzende des Bundestags-Wirtschaftsausschusses, Edelgard Bulmahn (SPD). Generell stellte Ernst & Young in diesem Jahr fest, dass die Werte von Billiglohnländern wie China, Polen, Tschechien und Ungarn in der Gunst der Unternehmen "zum Teil deutlich" zurückfielen. Für die internationalen Unternehmer sind offenbar andere Faktoren wichtig. Sie nennen die gute Infrastruktur im Verkehrs- und Telekommunikationswesen, die hohe Qualifikation der Arbeitnehmer, die Attraktivität des Binnenmarktes und die Qualität von Forschung und Entwicklung, bei denen Deutschland in Europa ganz vorne liegt.

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