Ein harter Schnitt

METTLACH. Der Keramik-Konzern Villeroy & Boch (V&B) wird in seinem Mettlacher Sanitärwerk in den kommenden drei Jahren 330 Arbeitsplätze abbauen, teilte Vorstandsvorsitzender Wendelin von Boch am Freitag nach einer Betriebsversammlung mit. Der Arbeitsplatz-Abbau soll sozialverträglich über die Bühne gehen. Derzeit arbeiten 1162 Beschäftigte im Sanitär-Bereich.

Es ist ein harter Schnitt, der gestern in der Alten Abtei in Mettlach verkündet wurde. Die Gespräche zwischen Vorstand, Betriebsrat und Vertretern der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) zogen sich drei Monate hin. "Wir haben konstruktiv miteinander verhandelt", sagte Ulrich Küppers, IGBCE-Bezirksleiter für das Saarland und Rheinland-Pfalz. Ziel ist es, den Arbeitsplatz-Abbau so sozialverträglich wie möglich über die Bühne gehen zu lassen. In diesem Jahr sollen 70 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. 2006 und 2007 sollen es 100 beziehungsweise 160 sein. Dietmar Langenfeld, Vorsitzender des V&B-Betriebsrats, betonte, dass man möglichst wenigen Leuten betriebsbedingt kündigen will. In einer ersten Runde soll Ausschau gehalten werden, ob jemand freiwillig das Unternehmen verlassen will. Außerdem sollen freiwerdende Stellen im Konzern mit Leuten aus dem Sanitärwerk besetzt werden. Die IGBCE will sich auch um die Qualifizierung von Mitarbeitern kümmern und sich in die Vermittlung neuer Jobs einschalten. Rund 400 Beschäftigte müssen außerdem innerhalb von fünf Jahren auf eine bestimmte Form der Schichtarbeit und auf die Fremdsprachen-Zulage verzichten, die es nur an der Saar gibt. Dadurch werden jährlich Lohn- und Gehaltskosten von 1,1 Millionen Euro gespart. Andererseits sagt V&B zu, bis 2010 keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen. Leicht sind die Zeiten für den saarländischen Traditions-Konzern nicht. Dennoch will man am Standort Saarland festhalten. Investitionen von 100 Millionen Euro flossen in den vergangenen fünf Jahren in die drei Geschirr-, Fliesen und Sanitär-Werke in Mettlach und Merzig. "Wir können hier nur mit großen Stückzahlen und einem hohen Automatisierungsgrad bestehen", sagt Vorstandschef Wendelin von Boch. "In Deutschland kostet uns die Arbeitsstunde 21,50 Euro, in unserem rumänischen Werk zwei Euro", macht er deutlich. Auf der anderen Seite setzt der Konzern auf neue Produkte und Verfahren, was V&B vor wenigen Wochen den Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft einbrachte. Auslöser war eine neue Tassen-Generation, die im Druckguss-Verfahren hergestellt wird und den Designern mehr Freiheit lässt. Dennoch konnte V&B die Widrigkeiten des Konsumgüter-Marktes nicht abschütteln. Dauer-Sorgenkind war stets der Fliesenbereich, der im vergangenen Jahr mit dem Verkauf von vier Werken saniert wurde. Jetzt beginnt die Restrukturierung der Sanitär-Sparte. 2004 rutsche der Konzern wieder aus den roten Zahlen und in die Gewinnzone. Nach einem Betriebsergebnis (Ebit) von minus 17,7 Millionen Euro 2003 wurde 2004 ein Ebit von 33 Millionen Euro erzielt.

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