Eine Vergütung, viele Meinungen

TRIER. Alle Auszubildenden sollen künftig einheitlich 270 Euro im Monat verdienen – mit diesem Vorschlag hat Handelskammerpräsident Ludwig Georg Braun für Wirbel gesorgt. Auch in der Region Trier wird die Einheitsvergütung kontrovers diskutiert.

Wenn Lehrlinge billiger wären, würden mehr Ausbildungsplätze angeboten - diese Rechnung macht Ludwig Georg Braun, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), auf. Angesichts fehlender Lehrstellen fordert er eine bundesweite Basisvergütung von 270 Euro - quer durch alle Branchen. "Das könnte vor allem kleinere Betriebe für Ausbildung erschließen", sagte Braun in einem Interview. Die Trierer Industrie- und Handelskammer (IHK) begrüßt Brauns Vorstoß. "Er bricht ein Tabu in einem Bereich, der für die Schaffung von Lehrstellen wichtig ist", kommentiert Geschäftsführer Arne Rössel. "Ich schätze, dass so in unserer Region fünf bis zehn Prozent mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen würden." Das heiße nicht, dass Ausbildung nichts kosten dürfe, betont Rössel. "Aber es geht darum, die Vergütung in vernünftige Bahnen zu lenken." Ähnlich argumentiert man bei der Trierer Handwerkskammer (HWK): Eine Umfrage unter den Mitgliedsbetrieben habe ergeben, dass der Kostenfaktor ein wichtiger Punkt sei, wenn es um die Schaffung von Ausbildungsplätzen gehe, sagt Geschäftsführer Günther Behr. Der Vorstoß Brauns gehe deshalb in die richtige Richtung - "wenn man auch über den Betrag von 270 Euro streiten mag". Ganz anders die Gewerkschaften: Die IG Metall wirft Braun vor, "einen dritten, subventionierten Arbeitsmarkt mit billigen Arbeitskräften schaffen" zu wollen. "Das ist ein völlig falscher Weg", sagt auch Karl-Heinz Päulgen, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) für die Region Trier. "Hier will man bei den Schwächsten im Glied sparen." Auszubildende seien heute wegen der gestiegenen schulischen Voraussetzungen oft älter als früher, einige hätten bereits eigene Wohnungen. "Eine vernünftige Bezahlung ist absolut notwendig", fordert Päulgen. Er hält Brauns Vorschlag sogar für gesetzeswidrig. "Im Berufsbildungsgesetz ist festgehalten, dass eine angemessene Ausbildungsvergütung bezahlt werden muss." Top oder Flop - es gibt auch Meinungen zwischen diesen Positionen. So begrüßt FDP-Vize Brüderle Brauns Vorstoß prinzipiell: "Anpassungen an die Möglichkeiten der Ausbildungsbetriebe" seien nötig, sagt er - und schränkt ein: "Staatliche Vorgaben für Ausbildungsentgelte schießen jedoch über das Ziel hinaus."

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