Eltern, Staat und Nebenjob

BERLIN. Der deutsche Paradestudent ist 24,4 Jahre alt und er hat drei Einnahmequellen: Eltern, Nebenjob und Staat. 89 Prozent der zwei Millionen deutschen Hochschüler wird vom Elternhaus unterstützt, 63 Prozent der Studierenden arbeiten neben dem Studium für ihren Lebensunterhalt.

Aber gerade die Zahl derer, denen der Staat die Kasse auffüllt, steigt: Rund eine halbe Million Schüler und Studenten erhalten eine Bafög-Förderung, über 200 000 junge Menschen mehr als noch vor sechs Jahren. Das geht aus der gestern in Berlin veröffentlichten 17. Sozialerhebung des deutschen Studentenwerks (DSW) zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studenten hervor. Reich wird man von den durchschnittlich 352 Euro pro Monat staatlicher Stütze nicht. Die so genannten Normalstudenten - 65 Prozent, ledig und nicht bei den Eltern lebend - verfügen der DSW-Untersuchung zufolge allerdings pro Monat über 767 Euro. Die Mietausgaben belasten dabei das Budget der Hochschüler am stärksten: Im Durchschnitt geben die Studenten etwa ein Drittel ihres zur Verfügung stehenden Geldes dafür aus. Für Lernmittel wie Fachliteratur benötigen sie dagegen nur 37 Euro pro Monat.Zusammenhangzwischen Herkunft und Bildung

Laut Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) ist es vor allem durch die Erhöhung des Bafögs in den vergangenen drei Jahren gelungen, mehr junge Menschen zum Studium zu motivieren. Inzwischen geben sogar 69 Prozent der Bafög-Empfänger an, dass sie ohne die Finanzspritze von Vater Staat nicht studieren könnten. Bund und Länder überweisen derzeit 2,03 Milliarden Euro auf die Konten von Studierenden. Aber: Kinder aus sozial schwächer gestellten Familien haben immer noch eine viermal kleinere Chance auf eine Hochschulausbildung. Der enge Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Hochschulbildung sei alarmierend, befand gestern der Präsident des Deutschen Studentenwerks, Professor Hans-Dieter Rinkens. Von hundert jungen Menschen zwischen 19 bis 24 Jahren hatten laut Rinkens im vorigen Jahr 22 einen Vater mit Abitur; von ihnen nahmen 18 ein Hochschulstudium auf. Von den 45 Frauen und Männern von hundert, die einen Vater mit Hauptschulabschluss hatten, studierten lediglich neun. Sorge bereitete Rinkens auch die Tatsache, dass die Studentenzahlen aus den mittleren Einkommensschichten zurückgehen - die Eltern dieser Studenten lägen meist knapp über der Einkommensgrenze, ab der es Bafög gibt. Ohne die staatliche Hilfe könnten sie aber das Studium der Kindern nicht finanzieren. Die Zahl der Studenten, die ihr Studium abbrechen, wuchs von elf Prozent 1997 auf 15 Prozent im letzten Jahr. 29 Prozent gaben als häufigsten Grund Zweifel am Sinn ihres Studiums an. Bulmahn forderte daher Reformen an den Hochschulen, wozu eine bessere Studienberatung gehöre.

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