Erfolg im Einfachen

TRIER. (mö) Die Kautz GmbH hat im Bereich Starkstrom eine Nische entdeckt. In der bewegt sie sich mit Kreativität und Intelligenz.

Es ist zwanzig Jahre her, da stand Oberingenieur Rolf Kautz vor einer schwierigen Entscheidung. 25 Jahre lang hatte er in einem großen Elektronik-Konzern gearbeitet. Nun, beim Sprung in die Selbstständigkeit, stellt sich die Existenzfrage: Partnerschaft mit einem Großunternehmen eingehen, oder ein eigenes System im Bereich Starkstrom entwickeln. Er habe ein Jahr lang überlegt und sich dann für den eigenen Weg entschieden. Das war riskanter, aber es eröffnete für die eigene Kreativität ganz neue Möglichkeiten. Und diese Möglichkeiten hat Rolf Kautz genutzt. Das war im Jahr 1985.Vierköpfiges Entwicklungsteam

Heute noch erzählt er von den Schwierigkeiten im Großkonzern, von den internen Konkurrenzkämpfen, von Bürokratie und schwerfälliger Organisation. Das funktioniert in der Kautz GmbH anders. Dort arbeitet Rolf Kautz in einem vierköpfigen Entwicklungsteam ohne Reibungsverluste. Zum Jahresanfang wird ein Pflichtenheft erstellt. Das hält die geplanten Optimierungen und Neuentwicklungen für das vom Unternehmen entwickelte Niederspannungs-Anlagen-System fest. Dieser Plan ist die Leitlinie für Forschung und Entwicklung für das ganze Jahr. Die Kautz GmbH baut mit 40 Arbeitnehmern in der Hauptsache Starkstrom-Verteilungsanlagen. Das sind gewissermaßen die Brücken zwischen den Hochspannungsleitungen der Stromerzeuger und den Niederspannungsleitungen in den Unternehmen. Darin hat sich das Unternehmen zum Spezialisten entwickelt. Mit dem neu entwickelten und in allen Teilen genormten System ist es gelungen, Niederspannungs-Energieverteiler in allen Stromstärken nur 600 Millimeter tief zu bauen. Durch geschickte Normierung und vor allem die Entwicklung von Multifunktionsteilen konnte die Anzahl der Einzelteile für ein Starkstrom-Verteilerschrank-System auf 50 reduziert werden - normal sind 350 bis 450 Teile. Im Einfachen liegt der Erfolg. Das ist das Motto des Firmengründers und Geschäftsführers. So baut man neuerdings eine Strom-Sammelschienen-Verbindung in neuer Technik und reduziert damit den Montageaufwand auf weniger als die Hälfte. Die Neuentwicklung ergänzt das patentierte Sammelschienenträgersystem. Das sind vier unscheinbare Kunststoffteile, die einen ganz wichtigen Vorteil haben: Sie sind für alle Stromstärken und unterschiedliche Kupfer-Schienengrößen verwendbar. Multifunktional arbeiten ist die Devise. Außerdem hat man in diesem Jahr eine so genannte Funktionseinheit entwickelt, die Mittelspannungsanlagen, Transformatoren und Niederspannungs-Energieanlagen in Kompaktbauweise miteinander zusammenfügt. Die Einheit ist so konzipiert, dass sie in genormte und geprüfte Betongehäuse hineingestellt werden kann und Leistungsänderungen mit wenig Aufwand, nur kurzer Abschaltzeit und vergleichsweise geringen Kosten durchgeführt werden können. Zehn Patente und Gebrauchsmuster sind mittlerweile anerkannt. Das Unternehmen exportiert nach Luxemburg, in die Schweiz, nach Russland und Polen und als Zulieferer für deutsche Großfirmen sogar nach Fernost. In Luxemburg und im rheinischen Hilden hat die Kautz GmbH Büros etabliert. Weitere sind geplant. Meilensteine für einen vorsichtigen Expansionskurs.

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