"Es ist fünf vor zwölf"

Die rund 200 Mitarbeiter von Telekom und Post, deren Stellen in Trier gestrichen werden sollen, stehen vor schweren Wochen. Doch im Kampf um ihre Arbeitsplätze stehen sie nicht allein da.

 Mitarbeiter der IT-Service GmbH der Post in Trier kämpfen um ihre Arbeitsplätze. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Mitarbeiter der IT-Service GmbH der Post in Trier kämpfen um ihre Arbeitsplätze. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Trier. Mehr als 100 Menschen hatten sich gestern vor der Hauptpost in Trier kurz vor zwölf getroffen. Unter dem Motto "Stoppt den Arbeitsplatzklau in Trier!" gingen aber nicht nur die 78 betroffenen Mitarbeiter der "IT-Service-GmbH" der Deutschen Post, sondern auch Gewerkschaftsvertreter und Kollegen des Telekom-Call-Centers Trier auf die Straße.

Land und Stadt kämpfen um Standort Trier



Ihre uneingeschränkte Solidarität erklärte einmal mehr die Sozialministerin des Landes, Malu Dreyer. "Das ist schon eine seltsame Strategie der Post. Man schließt einen Standort mit hochmotivierten Mitarbeitern und bietet ihnen Stellen in Bonn und Darmstadt an. Dabei weiß inzwischen jeder, wie schwer es ist, in Ballungszentren Fachleute zu gewinnen." Noch verwunderlicher sei für sie, dass die Post diese Maßnahme ohne Rücksprache mit den Verantwortlichen vor Ort durchboxe. "Es gibt null Kontakte zur Post."

Mit der Telekom, die die Schließung ihres Callcenters in Trier mit 130 Mitarbeitern plane, habe es indes erste Gespräche gegeben, sagte die Ministerin. Wie sich diese Situation entwickele, könne man nicht voraussehen.

Auch Triers Oberbürgermeister (OB) Klaus Jensen wirft der Post "schlechten Stil" vor. Der OB habe - wie viele Betroffene - erst aus den Medien von den Schließungsplänen erfahren. Ein Schreiben an den Post-Vorstand blieb bisher unbeantwortet. Im Kampf um ihre Arbeitsplätze sicherten Dreyer und Jensen den Post-Mitarbeitern die Unterstützung von Stadt und Land zu.

Für Verdi-Sprecherin Birgit Sperner ist es "fünf vor zwölf". Die Pläne der Post müssten gestoppt werden. Der Kahlschlag unter den elf bundesweiten IT-Service-Standorten sei unsozial. Triers DGB-Chef Karl-Heinz Päulgen stößt ins gleiche Horn: "Die Post beschreibt in ihren Unternehmensrichtlinien die gesellschaftliche Verantwortung als eines ihrer Hauptziele. Mit dieser Schließung tritt sie solche Ziele mit Füßen."

Für die meisten der knapp 80 IT-Mitarbeiter kommt ein neuer Arbeitsplatz in Bonn oder Darmstadt nicht in Frage. "Höchstens ein Drittel unserer Mitarbeiter kann sich das vorstellen. Die meisten haben hier Familie und ein Häuschen. Viele von uns haben Angst", erklären Mitarbeiter. Die Stimmung sei schlecht, die Bankenkrise bereitet auch IT-Spezialisten Sorge, ob sie vielleicht in Luxemburg einen adäquaten Job finden.

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