Es sprudelt wieder

GEROLSTEIN. Positive Zahlen aus der Eifel: Gerolsteiner Brunnen hat seinen Umsatz gesteigert. Trotzdem wächst der Druck auf die Mineralwasser-Hersteller durch Billig-Sprudel.

Die Deutschen trinken so viel Sprudel wie noch nie. Etwa 130 Liter pro Kopf könnten es am Ende des Jahres sein, ein Liter mehr als im vergangenen Jahr. Trotzdem hält sich der Jubel bei den großen Mineralwasserherstellern in Grenzen. Denn den größten Umsatz machen mittlerweile die Billig-Sprudel der Discounter. Innerhalb von drei Jahren stieg deren Anteil von 20 auf 43 Prozent. Immer mehr Sprudelhersteller leiden unter der Sparsamkeit der Verbraucher. Auch am Marktführer Gerolsteiner ging der Trend zum Billig-Wasser nicht spurlos vorüber. Im vergangenen Jahr verkaufte der Sprudelhersteller aus der Eifel 3,6 Prozent weniger Mineralwasser als im Jahr davor, der Umsatz sank um 2,2 Prozent. Die Talsohle scheint nun durchschritten zu sein. In den ersten sieben Monaten des Jahres stieg der Umsatz um 6,6 Prozent. Vergangenes Jahr um diese Zeit lag er bei 115 Millionen Euro, nun meldet Gerolsteiner 123,3 Millionen Euro Umsatz. Zehn Prozent davon stammen von neu auf den Markt gebrachten Erfrischungsgetränken. Gerolsteiner sieht sich daher in seiner Strategie bestätigt: "Wir haben unser Produktangebot um natürliche alkoholfreie Erfrischungsgetränke und neue Verpackungsformen erweitert und dabei gleichzeitig unser Kerngeschäft Mineralwasser gestärkt", sagt Unternehmenschef Jörg Croseck. In diesem Jahr hat Gerolsteiner drei neue Produkte auf den Markt gebracht. Zu dieser Strategie, möglichst schnell auf neue Trends reagieren zu können, gehört auch die Investition in eine neue Abfüllanlage für 12,5 Millionen Euro. Trotzdem konnte sich der Absatz nur leicht von vier Millionen Hektolitern in den ersten sieben Monaten des vergangenen Jahres auf 4,2 Millionen in diesem Jahr steigern - vermutlich wegen des zumindest in der ersten Hälfte tropischen Sommers und der Fußball-Weltmeisterschaft. Doch Gerolsteiner steht weiter unter Druck. Der Marktanteil ging von neun auf 8,4 Prozent zurück. Damit behauptete Gerolsteiner knapp die Marktführerschaft unter den deutschen Sprudelherstellern. Die deutschen Mineralwasserbrunnen leiden noch immer unter der Pfandpflicht für Einwegflaschen. Sie setzen unvermindert auf Mehrweg, während der Trend bei den Verbrauchern vor allem nach der Vereinfachung der Pfandregelung seit März eindeutig zu Einwegflaschen geht. Bei Gerolsteiner betrug Mitte des Jahres die Einwegquote gerade einmal drei Prozent, bundesweit liegt sie bei 30 Prozent, in den nächsten vier Jahren soll sie sich sogar verdoppeln. Trotzdem ist für die Eifeler ein Einstieg ins Discount-Geschäft vorerst kein Thema. Neben dem Billig-Sprudel sorgen auch die ausländischen Konkurrenten für schrumpfende Marktanteile bei den Mineralwasser-Herstellern. Im vergangenen Jahr nahm der Wasser-Import um 30 Prozent auf 1,4 Milliarden Liter zu. Umgekehrt wird deutscher Sprudel kaum ins Ausland geliefert, 56 Millionen Liter waren es 2005. Gerolsteiner legte beim Export gegen den Trend leicht um drei Prozent zu.

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