Fahnder mit besonderem Riecher

BITBURG. Gefälschte Armbanduhren, Schießkugelschreiber, Autos voll geladen mit Sprit, Drogendealer und Schwarzgeld-Schmuggler - die Zollfahnder der Mobilen Kontroll-Gruppe aus Bitburg finden bei ihren Kontrollen ständig etwas.

"Arbeitslos, werden wir so schnell nicht", schmunzelt Werner Thiel. Er und seine 14 Kollegen sind fast täglich auf den Straßen der Region unterwegs. Vor allem die Autobahnen Richtung Luxemburg und Belgien sind das Revier der mobilen Zollfahnder aus Bitburg. Drogen, Schwarzgeld und alles, was sich sonst noch schmuggeln lässt, haben sie im Visier. Und bei fast allen Kontrollen ziehen sie mindestens einen "dicken Fisch" an Land. In den meisten Fällen sind es Schwarzgeld-Schmuggler, die ihr Geld am deutschen Fiskus vorbei ins Ländchen bringen wollen. Thiel ist der Chef der Gruppe, seit neun Jahren ist er dabei. Zuständig ist die Mobile Kontrollgruppe (MKG) für die Beaufsichtigung der 1158 Kilometer langen rheinland-pfälzischen Grenze. Noch vor vier Jahren sollte die zum Hauptzollamt Koblenz gehörende Einheit aus Bitburg abgezogen werden. Dabei haben die 15 Fahnder mittlerweile ein Gespür, wenn etwas faul ist. "Irgendwie sieht man es den Leuten an", versucht Thiel den "besonderen Riecher" zu erklären, den man in diesem Job haben muss. Meist drucksten die Leute herum, würden unsicher, die meisten würden dann irgendwann herausrücken: "Ja wir haben Geld dabei." Doch manche sind hartnäckig. "Da muss man das komplette Auto auf den Kopf stellen, wie bei einer Drogen-Razzia." Zur Not müssen die Fahnder den Leuten auch mal an die Wäsche, denn häufig verstecken sie dort Geld oder Drogen. Erwischte sind um Ausreden nie verlegen

Und wenn sie jemanden im Verdacht haben, dann finden sie auch meistens etwas. Häufig sind es richtig große Summen, manchmal schleppt einer über 100 000 Euro mit sich herum: "Ich kaufe mir neue Möbel", lautet eine der Ausreden, die die Fahnder immer wieder hören. Doch wer mehr als 15 000 Euro mit sich führt, wird auf jeden Fall dem Finanzamt gemeldet. Dort wird überprüft, ob er das Geld in Deutschland auch ordentlich versteuert hat. Nicht immer nur finden Thiel und seine Kollegen Bargeld, auch Konto-Auszüge und Depotbelege können aufschlussreich sein. So konnten sie allein im vergangenen Jahr auf diese Weise ein Anlagevermögen von 30,7 Millionen Euro in Luxemburg nachweisen. Wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs. Neben den Schwarzgeld-Schmugglern, die 90 Prozent der Täter ausmachen, die die MKG aus dem Verkehr zieht, bereitet Thiel die Zunahme an Geldwäsche Sorgen. Gerade in den ersten Monaten des Jahres habe es eine "regelrechte Explosion" an Ertappten gegeben. "So viel Geld aus kriminellen Machenschaften hatten wir kurz hintereinander noch nie." Drei Russen hatten 60 000 Dollar bei sich, und ein Mann wurde mit 265 000 Euro, versteckt in seinen Kleidern, erwischt - vermutlich Geld aus Drogengeschäften, Prostitution oder Waffenschieberei. Selten ist Luxemburg das Ziel der Geldwäscher. Irgendwo im Ausland wollen sie das Geld parken und sauber waschen. Während Richtung Luxemburg vor allem die Geld-Kuriere unterwegs sind, gehen aus Richtung Belgien vor allem Drogendealer ins Netz. Sie versorgen sich zumeist in Holland mit frischem Stoff, den sie dann in Deutschland verkaufen. In den nächsten Wochen werden Zollfahnder wieder einiges zu tun bekommen: "Die Marihuana-Ernte hat begonnen", weiß Thiel. 69 Drogenkuriere wurden im vergangenen Jahr von den Fahndern festgenommen. Neben Drogen und Geld finden die Beamten aber auch andere Schmuggel-Ware: Gefälschte Uhren, Handtaschen und Feuerzeuge wurden im vergangenen Jahr bei einer Kontrolle entdeckt. Oder auch Schrottautos, die illegal im Ausland entsorgt werden sollten. Waffen gehören auch schon mal zu den sichergestellten "Fundsachen". Das gehört zum Geschäft. Gestaunt haben die Kontrolleure aber, als sie im vergangenen Jahr einen Kugelschreiber sicherstellten, mit dem man nicht nur schreiben sondern auch schießen konnte. Immer wieder unter Erwischten: Spritschmuggler, die gleich kanisterweise den billigen Treibstoff aus dem Ländchen einführen. Vergangene Woche stoppten die Fahnder einen Wagen, der den Kofferraum voll geladen hatte mit Plastikflaschen - gefüllt mit Benzin. "Die kapieren nicht, dass sie rollende Zeitbomben sind", beschreibt Thiel die Gefahr, die von diesen Schmugglern der besonderen Art ausgeht. "Wir könnten rund um die Uhr kontrollieren und würden ständig etwas finden", ist er sich sicher. Doch dafür fehlt ihm das Personal. "Geben Sie mir zehn Mann mehr, und wir könnten noch mehr Kriminelle aus dem Verkehr ziehen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort