Fegen und wischen für wenig Geld

TRIER. Ein neuer Tarifstreit steht an: Die Gewerkschaft wirft den Gebäudereinigern vor, massiv die festgelegten Löhne zu unterschreiten. Jeder vierte Beschäftigte müsse zu Billiglöhnen arbeiten. Rund 12 000 Beschäftigte arbeiten in der Region in dieser Branche.

Kehren, wischen, saugen, sauber machen - kein angenehmer Job. Über 800 000 Deutsche arbeiten in der Reinigungsbranche. Die meisten von ihnen zu Billiglöhnen und unter Tarif. Das behauptet jedenfalls die Gewerkschaft IG Bau. "Es gibt kaum eine Gebäudereinigungsfirma, die sich an den Tarifvertrag hält", behauptet der Trierer Gewerkschaftssekretär Thomas Kreten. Fast alle würden die Putzfrauen auf 400-Euro-Basis beschäftigen, knapp jede vierte Beschäftigte mit derartiger Monatspauschale bekäme weit weniger als ihr zusteht, wettert die Gewerkschaft. Selbst wenn der Lohn noch nach Tarif sei, würde der Tarifvertrag ständig unterlaufen: Die Fahrten zwischen zwei Arbeitsstätten würden nicht Arbeitszeit gewertet und nicht bezahlt, kaum eine Firma bezahle die vollen Feiertagszuschläge, Überstunden würden gar nicht bezahlt, sagt Kreten. Die Tarife in der Branche zählen klar zu den Niedriglöhnen. 7,87 beträgt der Stundenlohn für einen Gebäudereiniger in der untersten Lohngruppe, 13,30 Euro in der Lohngruppe neun. Selbst mit dem untersten Lohn liege man immer noch im oberen Drittel der Billiglohn-Branchen, verteidigen sich die Gebäudereiniger. "Wenn jemand 400 Euro im Monat verdient, bedeutet das ja nicht, das er unter Tarif bezahlt wird", sagt Peter Karts, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bernkastel-Wittlich. Sie vertritt die Gebäudereiniger-Innung im Bezirk Trier. Auf bis zu 12 000 wird die Zahl der Beschäftigen in dieser Branche in der Region geschätzt. Zum Vergleich: Im Saarland arbeiten rund 10 000 als Reinigungskräfte. An den Grenzen zu Osteuropa sei das Unterschreiten der Tariflöhne bei Gebäudreinigungsfirmen verbreitet, "aber nicht bei uns", sagt Karst. "Das wäre ruinös, wenn die Unternehmen den Tariflohn unterlaufen würden." Er schätzt, dass die Hälfte des Reinigungspersonals in der Region auf 400-Euro-Basis arbeitet. Hintergrund der Gewerkschaftsschelte ist der anstehende Tarifkonflikt. Die Gewerkschaft fordert die Anhebung der untersten Lohngruppe auf zehn Euro. Sollten die Arbeitgeber darauf nicht eingehen, droht IG Bau damit, einseitig den Tarifvertrag zu kündigen und notfalls mit Streik. Was das bedeuten könnte, haben schon mal die Putzfrauen des Stuttgarter Rathaus von dieser Tage gezeigt. Im Rahmen des Streiks im Öffentlichen Dienst legten sie für einen Tag den Putzlappen zur Seite und riefen: "Sauberkeit hat ihren Preis."

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