Feuer unterm Dach

Dem Trierer Stahlwerk (TSW) stehen stürmische Zeiten bevor. Nach TV-Informationen sollen die knapp 300 Mitarbeiter bei gleichem Lohn länger arbeiten oder auf Einkommen verzichten. Zusätzlich sind wohl rund 40 Jobs in Gefahr. Zudem soll die westfälische Unternehmerfamilie Pampus das TSW übernommen haben.

 „Das kann man der Belegschaft nicht zumuten“: Die Mitarbeiter des Stahlwerks Trier wollen sich gegen die Pläne der neuen Geschäftsführung zur Wehr setzen. TV-Foto: Archiv/Sabine Schwadorf

„Das kann man der Belegschaft nicht zumuten“: Die Mitarbeiter des Stahlwerks Trier wollen sich gegen die Pläne der neuen Geschäftsführung zur Wehr setzen. TV-Foto: Archiv/Sabine Schwadorf

Trier. Krisenstimmung im TSW: Zwischen Geschäftsführung und Belegschaft zeichnet sich beim Trierer Stahlwerk eine Auseinandersetzung ab. Die Gewerkschaft IG Metall ruft die Beschäftigten des Trierer Stahlwerkes für heute zu einem vierstündigen Warnstreik auf. Der Grund dafür sind Forderungen der neuen Besitzer, sagt der Trierer IG-Metall-Chef Roland Wölfl: "Die neue Geschäftsführung hat in den bisherigen Verhandlungen deutlich gemacht, dass sie keine Bindung an die Flächentarifverträge wünscht, sondern eine Beteiligung an den hohen Investitionskosten von rund 70 Millionen Euro durch die Beschäftigten des TSW erwartet." Die geforderte Personalkostenentlastung von mindestens 15 Prozent wolle man durch die Einführung unbezahlter Arbeitszeit und/oder Einkommenskürzungen erreichen. Nach unbestätigten Informationen sollen die beiden Trierer Unternehmer Ulrich und Christoph Rass das Stahlwerk an die millionenschwere Unternehmerfamilie Pampus mit Werner Pampus (52 Prozent), seine Tochter Katja Korte (17 Prozent) und seinen Schwiegersohn und neuen TSW-Geschäftsführer Wolfgang Markus Weber (31 Prozent) abgegeben haben. Seit mehreren Tagen ist die TSW-Geschäftsführung für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Neue Besitzverhältnisse auch bei Speralux

Gewerkschaft und Betriebsrat sind über die Forderungen der Geschäftsführung ziemlich erbost. Schließlich habe man den Neubeginn des insolventen ehemaligen Moselstahlwerks mit zahlreichen Zugeständnissen mitgetragen. Wölfl: "Nach der Insolvenz des Moselstahlwerks und dem anschließenden Neubeginn als Trierer Stahlwerk ist es vor einigen Jahren der IG Metall gelungen, die Tarifbindung für die Beschäftigten zu erreichen. Während der schwierigen Anlaufphase und zeitweise ungünstiger Marktsituation mit hohen Strom- und Schrottpreisen trugen die Beschäftigten und die IG Metall zeitlich befristet Zugeständnisse bei den Löhnen mit."Heftiger Protest kommt auch von der Arbeitnehmervertretung. "Dies kann man einer Belegschaft, die mittlerweile seit Jahren rund um die Uhr an Sonn- und Feiertagen im Durchschnitt 45 bis 50 Stunden pro Woche unter schwierigsten Umständen arbeitet, nicht zumuten", sagt der Betriebsratsvorsitzende Rudolf Heinz. Nach TV-Informationen ist aber nicht nur das Trierer Stahlwerk in neuen Händen. Auch die Speditionen der Rass-Brüder - die Speralux GmbH in Trier und die Speralux SA in Luxemburg mit rund 300 Mitarbeitern - sind mehrheitlich an die Pampus Logistik-Beteiligungsgesellschaft verkauft. In der Geschäftsführung sitzt Heike Weber, Ehefrau von TSW-Geschäftsführer Weber und Tochter von Werner Pampus. Zur Pampus-Unternehmensgruppe gehören neben der Westfälischen Drahtindustrie (WDI) unter anderem auch die Pampus Industrie Beteiligungen GmbH & Co KG (PIB), die erst vor wenigen Wochen gemeinsam mit anderen Investoren die schwedischen Unternehmen Oy Ovako AB und Ovako Swenska AB (Ovako-Unternehmen) mit rund 5000 Mitarbeitern übernommen hat. Der Jahresumsatz der Gruppe wird auf etwa 700 Millionen Euro geschätzt.

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