Für jeden eine Stelle

MAINZ. Rund 1200 zusätzliche Lehrstellen und 1000 Praktikumsplätze sollen in Rheinland-Pfalz in diesem Jahr mit dafür sorgen, dass möglichst alle Jugendlichen einen Ausbildungsplatz erhalten. Doch noch klafft zwischen Nachfrage und Angebot eine rechnerische Lücke von 4500 Plätzen.

Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist auch in diesem Jahr alles andere als rosig, selbst wenn die Lage in Rheinland-Pfalz nach Einschätzung der Arbeitsagentur noch vergleichsweise günstig aussieht: Kamen im vergangenen Jahr auf 100 Nachfrager rund 85 Angebote (Westländer: 79), soll in diesem Jahr das deutlich über dem Durchschnitt liegende Verhältnis weiter steigen. Rund 1200 zusätzliche Lehrstellen und 1000 Praktikumsplätze haben Politik und Wirtschaft in diesem Monat als rheinland-pfälzische Variante des Ausbildungspaktes vereinbart. Vor dem offiziellen Start des neuen Ausbildungsjahres gibt sich Ministerpräsident Kurt Beck optimistisch. Spätestens bis zum Jahresende sollten alle Jugendlichen untergebracht sein, meint er.1000 Betriebpraktika im Angebot

Für Ende Juni meldet die Regionaldirektion der Arbeitsagentur allerdings landesweit noch 9974 unvermittelte Jugendliche und 5488 unbesetzte Lehrstellen. Doch nach Einschätzung von Direktionssprecher Albert Fuchs ist die Zahl der Nachfrager nur bedingt aussagekräftig: Fündig gewordene Bewerber melden sich nicht umgehend ab oder warten trotz einer Zusage noch auf mögliche bessere Angebote. Die Arbeitsverwaltung, die laut Fuchs mit ihren Zahlen 70 bis 80 Prozent des Ausbildungsmarktes erfasst, registrierte bisher insgesamt 28 916 Bewerber und nur 24 552 gemeldete Lehrstellen. Damit gingen gegenüber dem Vorjahr die Stellen um 100 zurück, während die Nachfrage um 260 stieg. Die Zahl der neu geschlossenen Ausbildungsverhältnisse hat sich seit dem Höchststand von 30 811 im Jahr 2000 kontinuierlich auf 26 938 im vergangenen Jahr verringert. Gleichzeitig stieg die Zahl der unversorgten Bewerber, so dass sich das Verhältnis zwischen Nachfrage und Angebot stetig verschlechterte. Vor allem im Sommer und Herbst wird alljährlich noch einmal die Vermittlungsarbeit über Ausbildungsbörsen verstärkt. So blieben Ende 2003 noch letztlich 1100 Jugendliche unvermittelt, nachdem rund 27 000 Lehrverträge abgeschlossen worden waren und - wie jedes Jahr - einige tausend Jugendliche durch schulische und berufsvorbereitende Angebote aufgefangen wurden. Um die Einstiegsqualifikation der Jugendlichen zu verbessern, werden neben den 1000 Plätzen für Betriebspraktika von der Wirtschaft auch Angebote für Lehrstellenbewerber mit besonders schwierigen Ausgangsbedingungen bereit gestellt. Zudem sollen so genannte "Job-Füxe" im Auftrag des Arbeitsministeriums beim Übergang von der Schule in die Arbeitswelt helfen. Die Ansprechpartner für Schüler, Eltern und Ausbildungsbetriebe werden in den Hauptschulen verankert und unterstützen vor allem sozial benachteiligte Jugendliche in den Abgangsklassen durch Beratung und gezielte Hilfen bei Lehrstellensuche oder der Vermittlung von Praktika. Trotz aller Probleme auf dem Ausbildungsmarkt hat Rheinland-Pfalz nach Angaben des Wirtschaftsministeriums mit 7,2 Lehrstellen pro 100 Arbeitsplätze die höchste Lehrstellenquote im Bundesvergleich. Demnach melden vor allem die Kammern Zuwächse bei den neu abgeschlossen Verträgen von 6,5 Prozent bei Industrie und Handel sowie 3,4 Prozent im Handwerk. Trotz der fortgeschrittenen Zeit bleibt der Ausbildungsmarkt laut Albert Fuchs weiter in Bewegung, auch wenn die Auswahlmöglichkeiten eher begrenzt sind und daher viel Flexibilität gefragt ist.

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