Gäserne Gehälter

BERLIN. (has) Die hohen Manager-Gehälter erzürnen in der Wirtschaftskrise Kleinanleger und ärgern so manchen Verbraucher. Die Bundesregierung will nun die Wirtschafts-Bosse verpflichten, ihre Gehälter offen zu legen.

Nicht jeder Top-Verdiener hält sein Salär unter Verschluss. Josef Ackermann beispielsweise, Chef der Deutschen Bank, kassiert elf Millionen Euro im Jahr. Henning Kagermann, Oberboss des Softwarekonzerns SAP, bringt es auf stolze 5,7 Millionen Euro. Und der Kapitän des Energiekonzerns RWE, Harry Roels, erhält 4,4 Millionen Euro. Bei anderen Bossen helfen hingegen nur Schätzungen - so soll Jürgen E. Schrempp von DaimlerChrysler 7,5 Millionen Euro einheimsen. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) ärgert sich jedoch schon seit längerem über die Geheimniskrämerei, die die Aktionäre im Dunkeln tappen lässt. Nach Ansicht der Ministerin sind es nach wie vor viel zu wenige Konzerne, die die Bezüge ihrer Vorstände freimütig ausbreiten. Zypries droht deshalb jetzt mit einem Gesetz zur Offenlegung von Managergehälter bei börsenorientierten Unternehmen. Seit dem Beginn des so genannten "Mannesmann-Prozesses" im März um die Rechtmäßigkeit von üppigen Millionenabfindungen sind die Managereinkommen mal wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten. Dabei dreht es sich vor allem um die Frage, ob die Vorstandsbezüge angemessen sind oder nicht - ein Kassierer bei der Deutschen Bank müsste für das Gehalt seines Vorstandschef schließlich 250 Jahre schuften, lautet eine Rechnung. Managergehälter taugen somit bestens zu Debatten über Moral und Verhältnismäßigkeit, Sinn und Unsinn von Millionenbeträgen - und auch für Neiddiskussionen. Wenn in Zeiten von Wirtschaftskrise und Milliardenverlusten die Vorstandsbezüge allerdings kräftig angehoben werden, ist das erst Recht "ein obszöner Vorgang", wie Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) unlängst im Einklang mit der sonstigen politischen Elite bekundete. Reformbereitschaft und Verzichtskultur müssten schließlich in den oberen Etagen beginnen, so Thierse. Nach wie vor ist die Vorstandsvergütungen in Deutschland allerdings ein Tabu, ein Feld weitgehend ohne Transparenz. Bislang legen nämlich erst neun der 30 Dax-Firmen die Einzelbezüge ihrer Vorstände offen. Die anderen ignorieren einfach den sogenannten "Corporate-Governance-Kodex", eine Richtlinie mit freiwilligem Charakter, die 2002 von einer unabhängigen Kommission unter Vorsitz von ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme erarbeitete worden war. Und seit letztem Jahr ist darin auch die Offenlegung der Spitzenbezüge verankert. Bundesjustizministerin Zypries erhöht nun den Druck auf die Unternehmen: "Es dauert lange, bis sich hier in den Köpfen der Akteure ein Wandel vollzieht", kommentierte die Ministerin gestern. Zypries droht unverhohlen mit einem Gesetz - schon im vergangenen Jahr hatte sie sogar die Deckelung von Managergehälten ins Spiel gebracht, sollte es nicht bald transparenter in den deutschen Vorstandsetagen zugehen. Begründung: "Ich halte es für schwer vermittelbar, dass die Aktionäre als Eigentümer des Unternehmens nicht wissen sollen, wie viel die Treuhänder ihres Vermögens im Einzelnen von ihnen erhalten." Noch ist das letzte Wort aber nicht gesprochen. Die Konzerne können ein Gesetz vermeiden, wenn der Anteil der Firmen, die ihre Vorstandsbezüge offen legen, auf 80 bis 90 Prozent ansteigt. Das verlangt Ministerin Zypries jetzt - und zwar schnell.

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