Gemeinsam die Zukunft sichern

KONZ. Zur Betriebsversammlung hatte die Konzer Bodenbelagsfirma Tarkett am Samstag geladen. Betriebsrat und Firmenleitung informierten die 180 Mitarbeiter über das Ergebnis ihrer Verhandlungen, die im Mai begonnen hatten (der TV berichtete).

Normalerweise ist der Tarkett-Parkplatz samstags leer, die Maschinen ruhen. Gearbeitet wird von Montag bis Freitag im Dreischichtbetrieb. Doch heute ist der Parkplatz voll. Die Firma hat zur Betriebsversammlung geladen. 20 betriebsbedingte Kündigungen

Stuhl an Stuhl reiht sich in der großen Produktionshalle aneinander, 180 Mitarbeiter sollen Platz finden, um die Ergebnisse der rund sechsmonatigen Beratungen und Verhandlungen zwischen Betriebsrat, Personalchef und Konzernleitung zu erfahren. "Die Zukunft des Konzer Werks ist gesichert", sagt der Personalchef der Tarkett-Gruppe, Werner Ritschel, im Gespräch mit dem TV. 20 betriebsbedingte Kündigungen seien dazu nötig, weitere 23 Stellen sollen abgebaut werden. "Zum Beispiel werden Stellen von Mitarbeitern, die in Vorruhestand oder Altersteilzeit gehen, nicht mehr besetzt", erklärt Betriebsratsvorsitzender Alfons Kohl. Man sei bemüht, den Stellenabbau so schmerzlos wie möglich zu gestalten und versuche alles, um "die Zahl der Betroffenen zu minimieren". Die 40-Stunden-Woche bei gleich bleibendem Lohn ist der zweite schmerzhafte Einschnitt. "Wir arbeiten zwar seit Längerem an fünf Tagen pro Woche acht Stunden, aber bisher gab es dafür Freischichten", erklärt Kohl. "Die fallen in Zukunft weg." Zu den Umstrukturierungen gehören auch "optimierte Arbeitsabläufe": Wo früher zum Beispiel ein Staplerfahrer Rohpaste in Kübeln zur Produktionsstraße brachte, wird das Material künftig per Pumpen transportiert. Gleichzeitig wird die Geschwindigkeit der Maschinen hochgefahren. "Wir wollen mit weniger Leuten in gleicher Arbeitszeit zehn Prozent mehr produzieren", formuliert Ritschel das Firmenziel. Dazu müssten alle Mitarbeiter noch stärker als bisher auch an anderen Stellen im Produktionsablauf eingesetzt werden können. Die "Optimierungen" seien unbedingt notwendig, denn das Rohmaterial sei teurer geworden und die Konkurrenz größer. "Vor einem Jahr haben wir pro Tonne PVC-Grundstoff 720 Euro bezahlt, jetzt kostet die Tonne rund 900 Euro. Das hat mit der extrem starken Nachfrage nach PVC in Nahost zu tun", erklärt Ritschel. Auch die gestiegenen Ölpreise spielten eine Rolle. Gleichzeitig seien die Preise für den Endverbraucher für "elastische Bodenbeläge" wie PVC und dessen Weiterentwicklungen um neun Prozent gesunken. Trotz einer leichten Umsatzsteigerung im ersten Halbjahr 2005 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2004, fiel der Gewinn der international agierenden Tarkett AG im gleichen Zeitraum um rund drei Prozent geringer aus (25,7 Millionen Euro statt 26,5 Millionen).Neues Produkt soll konkurrenzfähig machen

"Wollen wir konkurrenzfähig bleiben und damit unsere Zukunft in Konz sichern, müssen wir handeln", sagt Ritschel. Helfen soll dabei auch das neue Produkt "Trutex". Der in Konz entwickelte Vinyl-Boden habe eine verbesserte Oberflächenstruktur und natürliche Optik. "Dieser moderne Boden wird sich mit Sicherheit gut vermarkten lassen", sagt Ritschel. Bis Januar 2007 sollen die Umstrukturierungen abgeschlossen sein, ihre Gültigkeit soll die Betriebsvereinbarung mindestens bis Ende 2009 haben.

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