Gesellschaft mit begründeter Hoffnung

Klare Botschaften, tiefgründige Gedanken: Peter Hahne, stellvertretender Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, erklärt der Spaßgesellschaft den Kampf. Im Rahmen der TV-Vortragsreihe "Unternehmen Erfolg" fordert der Theologe die Rückkehr zu alten Werten.

Trier. (kbb) "In dem Augenblick, wo die ideellen Werte verfallen, sind auch die materiellen Werte in Gefahr" - mit seiner Einstiegsbotschaft ist Peter Hahne schon gleich mittendrin: Im Laufe seines knapp 90-minütigen Vortrags vor rund 330 Zuhörern in der Trierer Europahalle beschwört der profilierte ZDF-Journalist und Theologe immer wieder den Zusammenhang von Moral und Gewinn und hat mit der Finanz- und Wirtschaftskrise einen Aufhänger, der aktueller kaum sein könnte.

Die Finanzkrise sieht Hahne als tiefgreifende Vertrauenskrise, die insbesondere Institutionen wie Parteien, Kirchen, Vereine und Verbände trifft - und stetig sinkende Mitgliederzahlen scheinen ihm recht zu geben. "Aber die Vertrauenskrise zu überwinden ist viel schwieriger, weil sich Vertrauen nur langsam neu bilden kann." Was zählt, sagt Hahne, sind nicht Gesetze, die das Zusammenleben regeln, so wie beispielsweise ein Gesetz gegen hohe Managergehälter gefordert wurde. "Was zählt, sind Vorbilder, die gerade jungen Menschen diese Werte täglich vorleben. Und was zählt, ist ein gesundes Maß zu halten." Und gerade darin besteht für Hahne auch eine Chance. Gerade junge Menschen suchten doch wieder nach Vorbildern und Autoritäten, nach Traditionen und Tugenden wie Höflichkeit, Disziplin und Pünktlichkeit, sagt er. "Das merken viele doch im Alltag: ein Vereinsleben ist ohne Disziplin nicht drin, seine Ausbildung kann keiner ohne Pünktlichkeit gut abschließen."

Aber: Der große Zustrom zum Auftritt Papst Benedikts XVI. beim Weltjugendtag in Köln 2005 oder die Debatte um die Abschaffung des Religionsunterrichts in Berlin zeigten doch, dass die Kirchen ihre Anziehungskraft nicht verloren hätten, so Hahne.

Mit bestehenden Tabus brechen



Dennoch kommt es dem ZDF-Moderator ("Berlin direkt") auch darauf an, mit bestehenden Tabus zu brechen: Das Problem der demografischen Entwicklung sei schon seit Jahrzehnten bekannt gewesen, sagt er, der würdevolle Umgang mit alten und kranken Menschen werde immer noch viel zu wenig diskutiert, und auch bei der "Bildungskatastrophe" hätten die meisten doch bereits innerlich resigniert, sagt Hahne. "Dann brauchen die Menschen ein Ventil, damit es nicht irgendwann zu einer Explosion kommt. Deshalb werden auch Ereignisse wie der 11. September, der Tod Papst Johannes Pauls II. oder der jüngste Selbstmord von Robert Enke so emotional zelebriert."

Hahne gelingt der Spagat zwischen Kritik und Hoffnung - frisch, bisweilen witzig und unterhaltsam. Und vor allem ohne den moralischen Zeigefinger. "Machen Sie aus der vielzitierten Ich-AG eine GmbH", sagt Hahne, "eine Gesellschaft mit begründeter Hoffnung."

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