Gezielter Einkauf im Weihnachtsrummel

TRIER. (red) Die Hoch-Zeit für Geschenke-Einkäufer verknappt sich von Jahr zu Jahr. Vor allem in den letzten Tagen vor dem Weihnachts- Fest erzielen die Händler der Region Trier die größten Umsätze, während die Geschäfte Anfang Dezember noch schleppend verlaufen. So auch in diesem Jahr. Der TV hat sich unter den Einzelhändlern umgehört und einmal hinter die Ladentheken geschaut.

TRIER
Nach einem schleppenden Start lief das Weihnachtsgeschäft in Trier immer positiver. Je näher Weihnachten rückte, umso besser präsentierten sich die Umsätze im Einzelhandel - bis zu "traumhaften Werten" in dieser Woche. Unverkennbar war, dass die Kunden in diesem Jahr ihre Weihnachtsgeschenke später als sonst kauften. Laut den Feststellungen von Hans-Peter Schlechtriemen, Vorsitzender der City-Initiative, wurden die bereits 2002 in der Vorweihnachtszeit erzielten Umsätze nach ersten Schätzungen noch übertroffen; überdies bescherte die Konstellation der Feiertage diesmal dem Einzelhandel einen Verkaufstag mehr. In Erwartung weiter steigender Umsätze halten die Trierer Einzelhändler zwei "Bonbons" für die Kunden am Samstag, 27. Dezember, bereit: Sie haben ihre Geschäfte bis 20 Uhr geöffnet und das Park-and-Ride-Angebot auf diesen Tag ausgeweitet. Umsatz-"Renner" waren DVD-Player und Elektronik-Spiele. Sehr gut verkauften sich auch die "klassischen Weihnachtsgeschenke" - Parfümeriewaren, Uhren und Schmuck sowie "traditionelle Spielwaren wie Ritterburgen, Kräne, Bagger, Puppen oder Plüschtiere. Beliebt war bei den Käufern auch Damen- und Herren-Oberbekleidung - insbesondere Jacken und Hosen aus Leder. Im "hohen zweistelligen Umsatz-Plus" lag "trendige junge Damenmode". Die City-Initiative machte einen weiteren Trend aus: Die Kunden legen zunehmend Wert auf Markenwaren. Top in Schweich, Flop in Hermeskeil

"Querbeet" sind die Einzelhändler der Mittelmoselstadt Schweich mit dem Geschäft in der Vorweihnachtszeit zufrieden. Nach Darstellung von Manfred Diederich, Vorsitzender des heimischen Gewerbeverbandes, lassen sich keine Mode-Trends oder Verkaufs-"Renner" erkennen. Die Umsatz-Zahlen hätten im Vergleich zu den Vorjahren gehalten werden können, einige Händler hätten leichte Steigerungen erzielt - "ein mehr als zufrieden stellendes Ergebnis" angesichts der Wirtschaftslage in Deutschland. Schweich geht nach den Feststellungen Diederichs als Kauf-Standort gestärkt aus dem Geschäft der zurückliegenden vier Wochen hervor. Nicht allein in der Tatsache, dass die kleine Stadt vor den Toren Triers zahlreiche kostenlose Parkplätze vorhält, sondern in der im Gegensatz zum Oberzentrum unterschiedlichen Einzelhandelsstruktur sieht Diederich Pluspunkte. "Unsere Kunden mit Kaufabsichten bummeln auch nicht in der Vorweihnachtszeit als Quasi-Freizeit-Vergnügen durch unsere Straßen, sondern kaufen überlegt ein", sagt Diederich. Die Schweich ansteuernden Verbraucher stammen aus Stadt und Verbandsgemeinde sowie den angrenzenden Gebieten - so auch aus den benachbarten Trierer Stadtteilen. Für Außenstehende überraschend: Den vier Advents-Samstagen kommt in Schweich eine weitaus geringere wirtschaftliche Bedeutung zu als den "normalen" Wochentagen im Dezember - die sind die wahren Umsatzträger. Bei den Händlern im Hochwald herrscht keine Weihnachtsstimmung. "Das Geschäft war bisher eher enttäuschend", sagt Markus Porten, Vorsitzender des Hermeskeiler Gewerbeverbands (HGV). "Basierend auf meinen Erfahrungen und aus Gesprächen mit vielen Händlern in Hermeskeil weiß ich, dass das erhoffte Ergebnis nicht zustande kam." Porten betreibt ein Fachgeschäft für Elektro- und Haushaltswaren in Hermeskeil. "Auch der letzte Adventssamstag war eher schlecht. Selbst wenn die letzten Tage vor Weihnachten noch einmal einen Schub bringen, wird das den Dezember nicht rausreißen." Die Gründe liegen für den Vorsitzenden des Hermeskeiler Gewerbeverbands auf der Hand: "Man merkt, dass die Leute weniger Geld haben. Es liegt nicht an der Art und Weise, in der die Geschäfte ihre Angebote präsentieren. Die Kunden kaufen gezielt und sehr zurückhaltend." MOSEL In Wittlich lief das Weihnachtsgeschäft unterschiedlich in den einzelnen Brachen. Zumindest bei den Juwelieren hat das Fest die Kassen ordentlich klingeln lassen. "Wir sind zufrieden", hieß es bei Juwelier Schrot, "sehr zufrieden" sogar bei Derix. Im Einkaufszentrum Bungert ist man mit dem Verkauf "unter den herrschenden Umständen", sprich der Kaufzurückhaltung, immerhin noch zufrieden. Der Umsatz liege etwas über dem des Vorjahres, das Geschäft habe allerdings spät begonnen. Dies scheint eine generelle Tendenz zu sein, bestätigt auch Norbert Werth von der Buchhandlung Fischer-Weins. Doch an seinem Fazit dürfte das nichts ändern. "Das Geschäft war nicht so gut wie in den vergangenen Jahren", sagt er und zieht damit die gleiche Bilanz wie Rosemarie Henkel mit ihrem Damenmodengeschäft und Karl Fischer mit seiner Parfümerie. Während Fischer beobachtete, dass vor allem die Angebote gekauft wurden, glaubt Rosemarie Henkel, dass die Käufer von Textilien bis nach Weihnachten warten in der Hoffnung, dass dann die Preise fallen. Juweliere jubeln, Bekleidungshäuser jammern

"In den letzten Tagen hat das Weihnachtsgeschäft angezogen", erklärte Kurt Müllers, Vorsitzender des Morbacher Gewerbe- und Verkehrsvereins. Doch ob es ausreiche, um die schleppenden Umsätze der vergangenen Wochen wettzumachen, das werde sich erst an Heiligabend entscheiden. Dennoch hätten die Kunden die Aktionen des Gewerbevereins angenommen, die die langen Samstage vor Weihnachten beleben sollten. Morbacher Kunden konnten beispielsweise einen Samstag lang "für ‘n Appel und ‘n Ei" einkaufen. Am vergangenen Samstag bekamen Kunden bei ihrem Einkauf ein Muffin geschenkt. Mit etwas Glück erhielten sie Gebäckstücke, in denen sich fünf Euro verbargen.

Es sei nicht mehr das Weihnachtsgeschäft wie früher, so die Einschätzung von Bert Astor, Inhaber von Astor Moden in Bernkastel-Kues. "Der Vormittag war noch sehr gut, aber seit der Mittagszeit ist keine Frequenz zu verzeichnen", hat Astor beobachtet. Er glaubt, dass eher der Run auf die größeren Städte stattfindet. "Ich will mich nicht beschweren, aber die Hölle ist nicht los. Letzte Woche war mehr Betrieb", lautet die Einschätzung von Waltraud Griebler, Inhaberin von "Rosi Moden". Dabei könne man doch bei ihr bequem einkaufen und dazu auch kostenlos parken. "Da aber viele schon Urlaub haben, fahren auch viele in die größeren Städte." Insgesamt sei es eher ruhig, aber im Bereich Dessous, Wäsche und Kinderbekleidung sei genug zu tun, sagt eine Abteilungsleiterin vom Modehaus Hees. EIFEL In den meisten Geschäften in der Bitburger Innenstadt herrscht in der Weihnachtswoche reger Betrieb. Bücher, Parfum, Spielsachen - die Geschenkejäger schauen nicht nur, sie greifen auch zu. In manchen Geschäften wird deshalb mit mehr Personal gearbeitet. Doris Denzer, Geschäftsführerin des Porzellanhauses Schönhofen, ist mit dem Weihnachtsgeschäft "zufrieden". "Es wird gezielter gekauft und auf gute Qualität geachtet", hat Denzer festgestellt. Außerdem verkürze sich das Geschäft auf immer weniger Tage. "Das liegt auch am sich ändernden Klima. Wenn es Anfang Dezember zwölf Grad warm ist, kaufen die Leute keine Weihnachtsgeschenke." Einen großen Unterschied zu vergangenen Geschäftsjahren kann Denzer genauso wenig feststellen wie der Geschäftsführer des Modehauses Messerich, Ralf Belting. "Im Vergleich zum Vorjahr waren die langen Samstage leicht besser", sagt Belting. Seit dem 10. Dezember laufe es richtig gut. Ähnliches hat auch Herbert Scheider, Vorsitzender des Bitburger Gewerbevereins, beobachtet. "Die ersten acht bis vierzehn Tage im Dezember waren bescheiden, aber jetzt läuft es noch sehr gut." Generell sei aber festzustellen, dass die Menschen sich zurückhielten und meist nur das kauften, was sie unbedingt brauchten. Im Abteistädtchen Prüm hat sich der Einzelhandel gemeinschaftlich ins Zeug gelegt, um die Kunden zu locken: An allen langen Advent-Samstagen patrouillierte der Nikolaus, um Einkaufsgutscheine zu verschenken. Drumherum ein weihnachtliches Rahmenprogramm mit Musik, Glühwein und Kinderbetreuung. Vorläufiges Fazit: "Es ist anscheinend alles gut angenommen worden", sagt der Gewerbevereins-Vorsitzende Manfred Anders. Er jedenfalls habe in der Stadt volle Parkplätze und viel Fußgängerbetrieb registriert. "Genaueres kann man aber erst im Januar sagen." Umsätze ohne Ende gebe es nicht mehr, sagt Anders' Stellvertreter Otto Liesenfeld vom Schuhhaus Gottlieb: "Aber je näher es auf Weihnachten zuging, desto größer war der Betrieb. Mit den letzten drei Wochen waren wir sehr zufrieden." Verhalten positiv äußert sich auch Christine Kausen, Besitzerin eines Modehauses und ebenfalls im Vorstand: Die Kaufzurückhaltung sei zwar spürbar. "Aber trotz eines schwierigen Jahres für den Einzelhandel zeigte sich vor allem in den letzten Tagen, dass immer noch Geschenke gesucht werden. Vor allem macht es den Leuten offenbar Freude, ohne den Großstadt-Stress einzukaufen. Das Weihnachtsgeschäft hat auf jeden Fall gezeigt, dass die Kleinstadt lebt." Auch "zwischen den Jahren" bleibt der Prümer Einzelhandel aktiv: Am Samstag, 27. Dezember, öffnen einige Geschäfte erneut bis 16 oder sogar 18 Uhr. Beim Fotofachgeschäft Nieder, das Filialen in Daun, Gerolstein und Bitburg hat, brummte es so richtig vor Weihnachten. "Wir sind ausgesprochen zufrieden. Im Vergleich zum Vorjahr haben wir eine Umsatzsteigerung", sagt Inhaber Hans Nieder. Der Renner seien Digitalkameras und Fotoporträts für die oder den Liebste(n). "Die Kunden wollen ganz individuelle Geschenke und zeigen sich qualitätsbewußt." Kälte und Nikolaus steigern Kauflaune

Ganz anders lautet die vorläufige Bilanz von Herbert Schlösser, der in Hillesheim Kinderkleidung und -artikel verkauft und stellvertretender Vorsitzender des Gewerbeverbands Hillesheim ist: "Es ist nicht so wie all' die Jahre, die Samstage waren schlechter." An den Adventssamstagen führen die meisten Menschen aus dem Kreis in Städte wie Köln, Trier und Euskirchen, und in den Geschäften in Hillesheim sei wenig los. "Durchmischt" war das Weihnachtsgeschäft bei der Firma Minninger, die in Daun und Gerolstein Haushaltswarengeschäft führt: "Im Vergleich zum Vorjahr haben wir ein knappes Minus. Es wird gespart, und das wird auch mit der Steuerreform nicht besser werden", sagt Geschäftsführer Stefan Minninger, "die Leute wissen einfach nicht, was 2004 kommt."

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