Globalisieren mit Tradition

Globalisierung ist zu einem Reizwort unserer Zeit geworden. Wie das Weltunternehmen Villeroy & Boch sich den Herausforderungen stellt, hat Wendelin von Boch in seinem Buch "Globalisieren mit Tradition" beschrieben. Ein spannendes Stück deutscher Wirtschaftsgeschichte.

Mettlach. Als 1998 Wendelin von Boch das Amt des Vorstandsvorsitzenden bei Villeroy & Boch übernimmt, feiert der "Keramik-Konzern" mit Stammsitz im saarländischen Mettlach sein 250-jähriges Bestehen. Nur wenige Unternehmen können auf eine solche Tradition verweisen, entsprechend ist der Beweggrund des Unternehmers für sein Buch: "Ich wurde in eine Familie hineingeboren, die seit dem Jahr 1748 wie keine andere bis in die heutige Zeit hinein die Entwicklung einer ganzen Industrie-Branche geprägt hat, und der es gelungen ist, mehr als ein Vierteljahrtausend Revolutionen, Kriege und Weltwirtschaftskrisen zu bewältigen." Familien-Biografie als Hauptantrieb

Und dieser Tradition widmet der 1942 in Mettlach geboren Wendelin von Boch das erste Viertel der 222 Seiten. Wenn Wendelin von Boch in seinem Prolog schreibt, "der Hauptantrieb für meine 35-jährige berufliche Laufbahn war die Biografie meiner Familie", dann gilt das sicher auch für sein Buch. Denn Firmen-, Familien- und Unternehmergeschichte lassen sich bei Villeroy & Boch nun einmal nicht trennen. Deshalb wird das Buch in der Großregion sicher auch viele Freunde finden, denn für viele Tausend Familien im nördlichen Saarland und im nahen Rheinland-Pfalz war und ist V&B nicht nur Arbeitgeber, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der eigenen Identität und Heimat. Diese Heimat findet sich auch, wenn Wendelin von Boch aus seiner Kindheit erzählt. Anekdoten und Streiche machten es dem "jungen von Boch" nicht immer einfach, und manchem Streich folgte der unfreiwillige Internatswechsel. Der aufregenden Schulzeit - in einem Münchner Internat teilte Wendelin von Boch sich das Zimmer mit Andreas Baader, dem späteren RAF-Terroristen - folgte für von Boch "mein unspektakuläres Studium in schweizerischer Ruhe". Firmen-Entscheidungen und Selbstverständnis

Doch den Hauptteil in seinem Buch hat Wendelin von Boch der Entwicklung von V&B in den vergangenen drei Jahrzehnten gewidmet. Warum, weshalb, wieso? Wendelin von Boch beschreibt die Unternehmensentscheidungen und das unternehmerische Selbstverständnis des V&B-Mangements. "Weil wir ein Familienunternehmen sind, denken wir langfristig. Shareholder Value hat für uns eine andere Bedeutung als für jene, die sich daran gewöhnt haben, den Wert des Unternehmens am Quartalsergebnis abzulesen. Und wir sind heimattreu. Es ist eine Treue auf Gegenseitigkeit", schreibt Wendelin von Boch und sieht darin ein Geheimnis des unternehmerischen Erfolgs.{routv} Wendelin von Boch: Globalisieren mit Tradition, Management des Familienunternehmens Villeroy & Boch. Verlag orell füssli, 224 Seiten, 24 Euro.

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