Größtmögliches Risiko abdecken

TRIER. Rechtschutz, Haftpflicht, Berufsunfähigkeit, Krankheit - es gibt keinen Notfall und kein Risiko, welches nicht abgesichert werden könnte. Doch worauf lässt sich am wenigsten verzichten?

Man geht gedankenverloren über die Straße, ein Auto muss ausweichen und rast gegen einen Baum. Der Fahrer braucht eine lebenslange Rente. Wer in dieser Situation ohne eine private Haftpflichtversicherung ist, kann auf riesigen Schäden sitzen bleiben. Selbst der persönliche Ruin ist in einem solchen Fall nicht ausgeschlossen. Dabei ist es gar nicht so einfach zu bestimmen, wie viel Versicherung der Mensch überhaupt braucht. Drei Grundregeln sollte allerdings jeder Erwachsene einhalten:Jeder sollte vorrangig gerade diejenigen Risiken versichern, die ihn in seiner finanziellen Existenz bedrohen.Ausgangspunkt sollte für jeden Versicherten die gesamte Familie sein.Auch seltene Unglücksfälle sollten abgesichert werden.Daraus leiten Verbraucherschützer eine weitere Regel ab:Selbstbeteiligungen sind sinnvoll, Höchstsummen dagegen weniger. Niemand stürzt dadurch in den Ruin, dass er einen Teil des Schadens selbst trägt. Wenn aber der abgeschlossene Haftungsbetrag aus der privaten Haftpflichtversicherung nicht ausreicht, um den entstehenden Schaden zu decken, steht der Versicherte höchstwahrscheinlich vor seiner Pleite.Lebenssituation überprüfen

"GAU - der größte anzunehmende Unfall. Er ist in jedem Fall anzusichern", empfiehlt Renate Schröder von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, Beratungsstelle Trier. Dabei gelte es immer wieder aufs Neue die jeweilige Lebenssituation zu überprüfen.Zwei Versicherungen sind in Deutschland weitgehend Pflicht: die Auto-Haftpflicht und die Krankenversicherung. Zwar ist es durchaus möglich, selbst die Kosten für Arztbehandlung, Operationen und Medikamente zu tragen. Doch führt dies im Fall des Falles schnell zum Ruin, die finanzielle Existenz ist bedroht. Neben diesen beiden gilt die private Haftpflichtversicherung als inoffizielle "Pflichtversicherung". "Darin müssen Personen- und Sachschäden weitgehend abgedeckt sein", sagt Verbraucherschützerin Schröder. Nicht zwingend ist dagegen die Auto-Kasko. Denn viele Autofahrer könnten sich im schlimmsten Fall ein neues oder gebrauchtes Auto vom Ersparten kaufen - oder ganz darauf verzichten.Hohe Priorität genießt aber auch die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU), die nicht immer günstig, aber im Notfall sinnvoll ist. "Gerade in jungen Jahren, wenn man den Großteil seines Arbeitslebens noch vor sich hat, macht es sich im Notfall bezahlt, wenn man eine BU abgeschlossen hat, eventuell ergänzt um eine Unfallversicherung", sagt Renate Schröder. Hier sollte die persönliche Situation geprüft werden und geklärt sein, welche Ansprüche gegenüber der Rentenversicherung bestehen, wie viel Vermögen zur Verfügung steht, wie viel BU-Schutz über Lebensversicherungen bereits besteht.In vielen Fällen bleibt jedoch ein offener Versicherungsbedarf. Verbraucherschützer raten, lieber die Autokasko zu kündigen, statt auf einen BU-Schutz zu verzichten. Um keine Versorgungslücken zu hinterlassen, sollte der BU-Schutz auch bis zum Einsetzen der Altersrente gelten."Wer eine Familie zu versorgen hat, braucht einen weiteren Versicherungsschutz", sagt Renate Schröder. Gebe es nur einen Hauptverdiener, so gelte es, neben einer ausreichend hohen BU-Versicherung den Todesfall mitzuversichern. Risiko-Lebensversicherungen deckten dies zwar ab, aber häufig zu niedrig, sagt die Trierer Verbraucherschützerin. Eine Möglichkeit, den Ausfall auszugleichen, ist eine Lebensversicherung mit fallender Auszahlungssumme.Familienernährer absichern

Je näher die Rente des Versicherten rückt, desto niedriger der Betrag. Fällt der Ernährer in jungen Jahren aus, ist die Auszahlungssumme noch hoch. "Für Kinder lohnt eine eigene Kinderunfallversicherung, die auch Invalidität im Erwachsenenalter absichert, und für Hausfrauen eine Unfallversicherung", sagt Schröder. Darüberhinaus gibt es viele weitere Versicherungen, doch nur wenige sind unbedingt nötig. Meist ist damit nicht der der größte anzunehmende Unfall und damit finanzielle Ruin abgedeckt, sondern lediglich Ärger, den man sich spart.

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