Haltbarkeit für Milch und Werk

THALFANG. In den Milchregalen der Supermärkte tut sich was. Pasteurisierte Trinkmilch wird durch länger haltbare so genannte ESL-Milch verdrängt. "Bärenmarke" ist hier Marktführer. Der Markeninhaber Allgäuer Alpenmilch GmbH, eine Tochter der Hochwald Nahrungsmittelwerke Thalfang, will das Segment ausbauen. Dazu übernimmt die Molkerei von Juli an auch den Verkauf.

Milch ist nicht gleich Milch. Wer sich im Supermarkt vor ein Kühlregal stellt, wird das schnell feststellen. Denn der Markt ist im Umbruch. Nicht nur, dass bei den Herstellern Konzentration und Verdrängung angesagt ist: Experten geben von derzeit noch 120 deutschen Molkereien nur 30 eine echte Überlebenschance. Und mit der Fusion der Hochwald Nahrungsmittelwerke in Thalfang mit der hessischen Starmilch ist der regionale Hersteller zu Deutschlands drittgrößter Molkerei geworden. Innovation bei Produkten

Auch bei den Produkten ist Innovation gefragt. Etwa bei der pasteurisierten Trinkmilch, von der jährlich über 1,3 Milliarden Liter verkauft werden, machen sinkende Preise und der hohe logistische Aufwand das Geschäft zunehmend unattraktiv. Gegenüber dieser Frischmilch gewinnt die so genannte ESL-Milch zunehmend an Bedeutung. ESL steht für "extended shelf life", also verlängerte Haltbarkeit. Dazu wird Milch nur für kurze Zeit hocherhitzt und erhöht damit ihre Haltbarkeit von etwa fünf auf bis zu 21 Tage. Technisch wie geschmacklich steht die neue Milch damit zwischen der Frischmilch und der H-Milch, die bis zu sechs Monate haltbar ist. Und wichtig für die Hersteller: Während der Handel bei der Frischmilch eine immer härtere Preispolitik fährt, bietet die ESL-Milch vergleichsweise gute Spannen für Hersteller und Handel. Marktführer ist Bärenmarke, die den Hochwald Nahrungsmittelwerken über die 100-prozentige Tochter Allgäuer Alpenmilch gehört. "Wir haben in diesem Segment ein zweistelliges Wachstum, und das bei einem deutlichen Preisabstand zur H-Milch. Gleichzeitig verzeichnet der Discount-Markt Zuwachsraten", sagt Karl-Heinz Engel, Geschäftsführer der Hochwald-Werke. Er ist überzeugt davon, dass künftig in der Milch-Branche die so genanntenB-Marken verschwinden und lediglich Top-Marken und Handelsmarken überleben werden. Eine Strategie, die für Hochwald aufzugehen scheint: Wachstum durch Verdrängung. Doch diese Erscheinung betrifft nicht nur die Produkte, sondern auch die Hersteller. Was, wenn die Hochwald Nahrungsmittelwerke zum Spielball von Übernahmekandidaten werden sollten? "Unser Ziel bleibt die Eigenständigkeit. Deswegen sind wir in den vergangenen fünf Jahren gewachsen. Dazu versuchen wir, aktiv über Nischen große Geschäfte in kleinen Bereichen zu machen", sagt der Molkerei-Chef. Bei Standardprodukten sei eine Differenzierung kaum möglich. So sei ESL-Milch eine Möglichkeit, sich von anderen abzuheben.Rationalisierung infolge der Fusionen

Dazu übernimmt Hochwald von Juli an auch den Vertrieb der neuen Bärenmarke-Milch von Frischli - ein Jahr früher als geplant. Zur Differenzierung investiert der genossenschaftliche Konzern in diesem Jahr 30 Millionen Euro in die Spezialisierung seiner Werke und in die Produktentwicklung. "Wir investieren in die Zukunft, denn wir dürfen nicht zum Spielball anderer werden", sagt Engel. Dass es da "weitere Ansätze für Rationalisierungen und Optimierungen" zu nutzen gilt, wie es im jüngsten Mitgliederbericht heißt, scheint unausweichlich. Personalabbau inklusive. Mit rund 1900 Mitarbeitern ist Hochwald in den vergangenen Jahren mit jeder Fusion immerhin auch um Personal gewachsen. Gewinner davon ist Thalfang, weil dort Verwaltung, Vertrieb und Marketing zusammengeführt wurden. Deshalb heißt für Engel auch die Strategie: Kein Wachstum um jeden Preis. "Wir brauchen mehrere Standbeine. Nur dann ist das Risiko gestreut."

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