Handwerk haut auf den Putz

TRIER. Das Handwerk macht mobil: Unter dem Motto "Jetzt reicht's" demonstrieren die Mittelständler am 10. Februar in Berlin und rufen gleichzeitig in Anzeigen die Bundesregierung zu Reformen auf.

Das Handwerk in der Region Trier steigt in die Proteste ein. Die Kreishandwerkerschaft schaltet Anzeigen, und der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Trier (Hwk), Hans-Hermann Kocks, unterstützt den Protest moralisch. "Als Körperschaft des öffentlichen Rechts werden wir natürlich nicht demonstrieren, ich kann aber die Beweggründe der Handwerker sehr gut nachvollziehen." Der deutsche Mittelstand sei das Opfer der rot-grünen Wirtschaftspolitik. "Steigende Steuern benachteiligen ausgerechnet den Mittelstand überproportional", sagt Kocks. Ökosteuer, Erbschaftssteuer, die hälftige Einkommensteuer für Betriebsübergaben oder die Abschreibebedingungen nennt der Hwk-Hauptgeschäftsführer exemplarisch. "6000 Insolvenzen, ein Umsatzrückgang um fünf Prozent und 300 000 Stellen weniger, das ist die traurige Bilanz des vergangenen Jahres für das Handwerk." Auch in der Region stünden die Betriebe unter enormem Druck. 41 Insolvenzen meldete das regionale Handwerk 2002 an, das ist ein Plus von 17 Prozent. Die Beschäftigtenzahl ging um drei Prozent oder 1400 Stellen zurück, und der Umsatz brach um fünf Prozent weg. "Ohne die Nähe zu Luxemburg würde die Situation sogar noch düsterer aussehen", sagt Hans-Hermann Kocks. "Dabei sind die Insolvenzen doch nur die Spitze des Eisbergs. Die Zahl der Unternehmen, denen es wirklich schlecht geht, ist viel höher", so der Hwk-Hauptgeschäftsführer. Vor allem der Bau- und Ausbaubereich leide unter schwachen Auftragszahlen und der starken Konkurrenz. Denn inzwischen würden auch die großen Baufirmen wie Hochtief bei kleineren Aufträgen die Mittelständler verdrängen. Die Krise am Bau trifft das Handwerk auch deshalb hart, weil ein Drittel der Umsätze in diesem Bereich erwirtschaftet werden."Einsparpotenziale gibt es zur Genüge"

Zwar gebe es Untersuchungen, denen zufolge der Investitionsbedarf bei der öffentlichen Hand bis 2009 rund 665 Milliarden Euro betrage, doch Kocks fragt sich: "Wer soll das bezahlen." Nach Meinung des Handwerks sind dringend Reformen und ein Bürokratieabbau notwendig, um Deutschland wieder flott zu machen. "Der einzige Bereich, der derzeit noch boomt, ist die Schwarzarbeit. 350 Milliarden Euro oder 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts wurden dort im letzten Jahr eingenommen. Vor 25 Jahren waren es noch 5,75 Prozent." Für Kocks ist klar, dass nur mutige Reformen einen Ausweg bieten. Renten- und Sozialkassen müssten sich den demographischen Gegebenheiten stellen. Am Arbeitsmarkt sollte Leistung stärker honoriert und Arbeit wieder bezahlbar werden. Grundlegende Änderungen beim Kündigungsschutz könnten hier helfen, so Kocks. Doch der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer verlegt sich nicht aufs Jammern. Sein Vorschlag, um die "Quadratur des Kreises" von Haushaltsdefizit und Investitionsnotwendigkeit aufzulösen: Subventionen abbauen. "Die beste Möglichkeit wäre es, alle Subventionen linear um zehn Prozent zu kürzen und dies stufenweise in den kommenden Jahren fortzuführen. Dann würden alle jammern, aber es wäre gerecht." Und Einsparpotenziale sieht Kocks zur Genüge: "Ob im Kohlebergbau, im Agrarbereich oder im Verkehr. Nichts darf ausgeklammert werden, sondern alle müssen ihren Teil beitragen."

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