Hansi Urpils läuft

Saarbrücken. Auf dem höchst sensiblen Getränkemarkt will sich der Karlsberg-Verbund durch Flexibilität behaupten. Absatzeinbußen wegen des Dosenpfands haben die Homburger durch verstärkten Export bisher ausgeglichen.

Die Getränkefirmen in Deutschland haben ein schwieriges Geschäftsjahr hinter sich gebracht. Politische Turbulenzen und schlechte Rahmenbedingungen haben auch die Geschäfte des Karlsberg-Verbundes mit seinen über 20 am Markt agierenden Unternehmen und Beteiligungen geprägt. Die Saarländer, die zu den Top Ten der Branche in Deutschland zählen, haben sich aber besser geschlagen als die Branche insgesamt, wie Richard Weber, Geschäftsführender Gesellschafter der Karlsberg-Brauerei KG Weber, mitteilte. Der Karlsberg Verbund habe eine Strategie verfolgt, die Wachstum, Arbeitsplätze und Marken langfristig sichern solle. ,,Die richtige Mischung macht's!", unterstrich Weber. Und die hat Karlsberg einmal mehr rechtzeitig gefunden. Mit dem Dosenpfand sei der Markt praktisch auf den Kopf gestellt worden. In der Branche herrsche ,,keine Rechtssicherheit, sondern Ideologiesicherheit", kritisierte Weber die Politik. Dennoch hatten die dramatischen Einbrüche beim Einweg-Gebinde überschaubare Auswirkungen auf die Bilanz. ,,Wir konnten den hohen Verlust beim Inlandsabsatz durch mehr Exporte ausgleichen. Hier reagierten wir schneller und flexibler als unsere Mitbewerber." Es waren vor allem Frankreich, England und Italien, die neben den USA mehr Bier von Karlsberg aufnahmen. Zudem wurden ,,Hektoliter transferiert" - von der Dose in Mehrwegflaschen. Während die klassischen Biere am Markt verloren, konnte Karlsberg bei der Cola-Bier-Mischung Mixery mehr verkaufen. Schlimm sei, so Weber weiter, dass das Thema Zwangspfand immer noch keinen Abschluss gefunden habe. Das habe zu wettbewerbshemmenden Insellösungen der Handelsketten sowie zum auf Bayern abgestimmten Stoiber-Modell geführt. Der neueste Vorschlag komme aus Rheinland-Pfalz und sehe ein Optionsmodell vor. Dabei könne man sich entweder für die Erhebung eines Pfandes vom Verbraucher oder für eine Abgabe von zehn Cent pro Liter an die Länder entscheiden. Für Karlsberg-Weber kein guter Vorschlag, denn er bringe nur ,,Verwirrung". Als ,,stärksten Image-Träger" an der Saar bezeichnete der Brauerei-Chef Hansi Urpils; der auf Plakaten zu sehende Rentner mit leerer Bierkiste sei der zur Zeit wohl begehrteste Mann im Saarland. In wenigen Wochen seien Tausende "Kastenzwerge" auf Grund eingesandter Kronkorken rausgegangen. Irgendwann würden 44 000 in saarländischen Gärten stehen.

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