Happy End Fünf vor zwölf

TRIER. Bisweilen wird nicht nur im Märchen, sondern auch in der Realität am Ende alles gut. Monatelang hatte es düster ausgesehen für lernbehinderte Schulabgänger in der Region. Für ihre Ausbildung war – trotz Rechtsanspruchs – kein Geld da. Proteste haben nun Wirkung gezeigt: Die Bundesagentur für Arbeit überweist den nötigen Betrag.

Es sollte ausgerechnet die treffen, die es ohnehin schon schwer genug haben: Für die Ausbildung lernbehinderter und -beeinträchtigter Schulabgänger schien in diesem Jahr kaum Geld bereit zu stehen. Bisher wurden die so genannten Reha-Ausbildungen jedes Frühjahr ausgeschrieben. Innerhalb von drei Jahren werden Jugendliche dabei überbetrieblich ihren Fähigkeiten entsprechend ausgebildet, erhalten sozialpädagogische Begleitung und Förderunterricht. Am Ende steht ein qualifizierter Abschluss etwa als Holzverarbeiterin oder Metallbearbeiter - und die Integration in den ersten Arbeitsmarkt. Nach Angaben der Trierer Agentur für Arbeit nahmen in ihrem Bereich zuletzt zwischen 70 und 80 Schulabgänger pro Jahr eine Reha-Ausbildung auf.Bundesagentur macht 160 Millionen Euro locker

"In diesem Jahr ist bis Anfang Juni gar nichts passiert", berichtet Josef Adams von der Trierer Handwerkskammer (HWK), die selbst Reha-Ausbildungen anbietet. "Dann wurden sechs Plätze ausgeschrieben - für einen Bereich, in dem es sonst 24 gab." Besonders pikant: Lernbehinderte und -beeinträchtigte Jugendliche haben einen Rechtsanspruch auf einen Ausbildungsplatz. "Die Politik verlangt von der Wirtschaft Engagement bei der Ausbildung und kommt dann ihren eigenen Verpflichtungen nicht nach", schimpfte Adams. Es hagelte Proteste, Politiker wie der Trierer CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster intervenierten bei der Bundesagentur für Arbeit (BA), die für die Finanzierung der Reha-Ausbildungen zuständig ist. Die Zeit drängte: Am 1. September beginnt das neue Lehrjahr. Diese Woche nun kam die erlösende Nachricht von der Trierer Agentur für Arbeit: "Wir haben zusätzliche Gelder zugewiesen bekommen", verkündete Pressesprecherin Manuela Belling. Und zwar genau die Summe, die nötig sei, um die Reha-Ausbildungen im gewohnten Umfang anzubieten. "Nicht nur die Zahl der Plätze bleibt gleich, sondern auch die Qualität." Bei der Bundesagentur in Nürnberg heißt es, deutschlandweit seien 160 Millionen Euro zusätzlich für den Bereich "berufliche Rehabilitation" zur Verfügung gestellt worden, die unter anderem für die Ausbildung Lernbehinderter verwendet würden. "Es wird niemand hintenrunter kippen", sagt Sprecherin Angelika Müller. Das Geld stamme "aus BA-Töpfen" und sei "durch Umschichtungen" locker gemacht worden - mehr lässt sie sich nicht entlocken. Den Trägern der Reha-Ausbildung steht angesichts des kurzen Vorlaufs nun eine stressige Zeit bevor. "Es ist zwar knapp, aber das bekommen wir schon noch hin", sagt HWK-Vize Adams. Der Geldsegen aus Nürnberg sichert derweil nicht nur den lernbehinderten Jugendlichen einen Job. Auch so mancher Dozent bei den Trägern atmet auf. "Wenn die Reha-Ausbildung nicht doch noch aufgestockt worden wäre", sagt Adams, "hätten wir - Pi mal Daumen - fünf Stellen abbauen müssen."

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