Harte Zeiten für Schau der Region

TRIER. Messen gelten in Zeiten der wirtschaftlichen Flaute nicht gerade als "Renner". Dennoch wartet die Trierer Moselland-Ausstellung auch im Herbst 2003 mit einem beachtlichen Angebot auf. Der Aufwand, Aussteller für die Verbraucherschau zu gewinnen, wird allerdings von Jahr zu Jahr größer.

Die Namensschilder auf dem Briefkasten vor dem Gebäude der ausrangierten Schwebebahn künden von besseren Zeiten. Fünf Firmen firmierten einst in den Büros hier am Trierer Moselufer, ein kleines Imperium rund um die Messegesellschaft MAK. Die Schwebebahn steht lange still, an Unternehmen wie "Wein-Messe-Gesellschaft" und "Schwaben-Werbung" erinnert sich niemand mehr. Konjunkturlage macht sich bemerkbar

Nur Rosemarie Annen ist noch da. Sie war eigentlich schon immer da, seit es die Moselland-Ausstellung gibt. Gäbe es das kleine Sekretariat nicht, wäre sie geradezu das Muster-Modell für eine Ich-AG. Auch für 2003 hat sie "ihre" Ausstellung wieder auf die Beine gestellt. Aber noch nie sei es "derart schwer" gewesen, sagt sie rückblickend und erzählt von insolventen Stammkunden, von rezessionsgeplagten Autohäusern, von Firmen, die sich im Januar anmeldeten mit der Einschränkung "falls wir den Winter überleben". Und doch sind die Hallen-Pläne, die eine ganze Wand des Büros beanspruchen, fast lückenlos gefüllt. Rosemarie Annen kann drei Wochen vor dem Startschuss melden, was sie stets in den letzten Jahren meldete: Man sei "gut belegt" und habe "einen ausgewogenen Branchenmix" aufzuweisen. Revolutionäre Neuerungen hat die MA auch bei ihrer 23. Auflage nicht zu verzeichnen. Bauen, Wohnen, Gesundheit: Die Grundpfeiler sind die gleichen geblieben. Eine Oldtimershow, diverse Spiele und die erstmals von Radio RPR und dem Trierischen Volksfreund gemeinsam betriebene Bühne sorgen für Unterhaltungs-Elemente. Zum ersten Mal wird die Verbraucher-Ausstellung mit einer Bildungsmesse gekoppelt. Vier Tage lang, vom 27. bis 30. September, steht die stationäre Messehalle ganz im Zeichen der "Lernenden Region Trier". Dann wird umgebaut, und für die zweite MA-Hälfte halten kleinere Betriebe undExistenzgründer Einzug. Gerade für kleine und junge Unternehmen war die Moselland-Ausstellung aufgrund ihrer neuntägigen Dauer und dem damit verbundenen Aufwand bislang keine ernsthafte Alternative. Das Angebot, für vier Tage auszustellen, lockte etliche Firmen an. "Die wären sonst nie gekommen", vermutet Messe-Chefin Annen. Die günstige Offerte für die Einsteiger ist auch eine Kampfansage an die vielen Gewerbeschauen, die der MA zunehmend zu schaffen machen. Aber auch über Besucher-Angebote will man der Konkurrenz zu Leibe rücken. So beträgt der Eintrittspreis am Eröffnungs-Samstag nur 1,50 Euro pro Person - ein Viertel dessen, was Erwachsene sonst für ein Ticket berappen müssen. Auch das Parken ist an diesem Tag kostenlos. "Wer dann nicht kommt, kann nicht mehr behaupten, es würde am Preis liegen", sagt Rosemarie Annen trotzig. Preisvorstellungen gehen weit auseinander

Die Ausstellung braucht die Besucher dringender denn je. Die pfälzische Familie Schwab, der die Messegesellschaft in der dritten Generation gehört, will die MAK seit langem verkaufen, und dabei würden Erfolgsbilanzen helfen. Ein übers andere Mal haben Bewerber angeklopft, aber die Preisvorstellungen gingen weit auseinander. Der einzige Interessent, der zugreifen wollte, machte vorher pleite. "Potenzielle Übernehmer sind dünn gesät", sagt Firmenchef Peter Schwab. So bleibt die Zukunft ungewiss. Zumal Geschäftsführerin Annen immer häufiger von Ruhestand redet. Die Stadt Trier, bis 2008 vertraglich mit der MAK in einem Boot, sieht die Sache gelassen. Man könne sich vorstellen, die Ausstellung "auch mit einem anderen Partner zu machen", betont Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch. Dennoch hat sich die Stadt in diesem Jahr zu einem Schritt mit hoher Symbolkraft entschlossen: Nach Jahren der Abwesenheit wird es wieder eine städtische Präsenz auf der MA geben, gemeinsam mit der Landesgartenschau, dem Industriepark Föhren und weiteren "halböffentlichen" Institutionen. Die Botschaft der Wirtschaftsdezernentin: Man wolle "zeigen, dass wir zu unserer Messe stehen".

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