Hauskäufer zahlen nicht mehr jeden Preis

Trier · Der Immobilienboom in Deutschland sowie in der Region Trier hält an. Allerdings fallen die Steigerungsraten vor allem an der Grenze zu Luxemburg nicht mehr ganz so stark aus wie in den Vorjahren.

Trier. Niedrige Bauzinsen und hohe Nachfrage nach Wohneigentum halten den Immobilienboom am Laufen. Insgesamt wurden bundesweit im ersten Halbjahr 140 400 Genehmigungen für Neubau und Umbau erteilt, 2,6 Prozent oder 3600 Wohnungen mehr als im ersten Halbjahr 2014. Auch im Land und in der Region Trier wird Wohnraum knapp, das Angebot sinkt, die Preise steigen weiter, wie eine aktuelle Umfrage der Landesbausparkassen (LBS) und der Sparkassen zeigt. "Die Tendenz, dass Eigentümer in einer Phase weiter steigender Preise an Immobilien festhalten, um später einen noch höheren Erlös zu erzielen, hat sich deutlich verstärkt", sagt LBS-Immobilien-Geschäftsführer Thorsten Griebel. Für die Region Trier gibt es derzeit folgende Trends:

Zuzug in Schwarmregionen: Der Hunsrück und die tiefste Eifel sind out, Trier bleibt hip, Schweich, Wittlich und Bitburg sind in. So verkürzt zeigt sich der LBS-Trend zum stadtnahem Wohnen in wirtschaftsstarken Räumen bei uns in der Region. Dies lässt sich an den 2014 erzielten Preisen darstellen: Während in Schweich bei fast allen Immobilientypen Zuwächse zu verzeichnen sind (siehe unten), haben in Bitburg vor allem für freistehende Eigenheime (plus zehn Prozent) sowie für alte (plus 9,1 Prozent) und neue Eigentumswohnungen (plus acht Prozent) die Preise zugelegt (siehe Sonderfall Bitburg). Auch in Wittlich gab es Zuwächse, vor allem bei neuen Reihenhäusern (plus 7,1 Prozent) und alten Eigentumswohnungen (plus 5,7 Prozent). Schaut man sich die jeweils erzielten Preise an, so zahlt man etwa bei neuen Eigentumswohnungen mit 2700 Euro je Quadratmeter in Bitburg inzwischen so viel wie in Wittlich und fast wie Schweich. In Daun dagegen gibt es nur wenig Veränderung, am ehesten sind Preissteigerungen noch bei Grundstücksverkäufen zu erzielen.

Suburbanisierung: Laut den jüngsten Zahlen ist Schweich der regional größte Gewinner der sogenannten Suburbanisierung. Junge Familien können sich die hohen Preise in Trier (Grundstücke bis zu 340 Euro je Quadratmeter, bis zu 3600 Euro je Quadratmeter bei neuen Eigentumswohnungen) kaum noch leisten und siedeln in Stadtrandgebieten wie Schweich mit guter Verkehrsanbindung auch nach Luxemburg. Die Folge: "Grundstücke, Häuser und Wohnungen sind dort dynamisch teurer geworden und nicht mehr weit von Großstadtpreisen entfernt", sagt der Immobilienfachmann. Wechseln Einfamilienhäuser in Trier für 300 000 Euro, liegt der Preis in Schweich mit 280 000 Euro inzwischen nicht weit drunter.
Drei Käufertypen: "Die Region Trier ist rundum attraktiv, hat viel Potenzial und Innovationskraft", sagt Griebel. Folglich ziehe dies luxemburgische Pendler an, die ein Häuschen im Grenzgebiet suchten. Darüber hinaus gebe es heimische Eigentümer, die sich zur Altersversorung ein Haus im Oberzentrum Trier oder in Vororten leisteten sowie die Investoren, die "den Immobiliensektor wegen seiner Sicherheit schätzen und nahe der Trierer City Eigentumswohnungen mit guten Renditeaussichten kaufen".
Teilweise Sättigung im Markt: Eine Änderung zeigt sich allmählich bei großen Mietwohnungen. Da registriert die LBS eine Sättigung und die Gefahr von Überangebot. "Es scheint, als wenn in Trier im Neubau bei durchschnittlich 3250 Euro pro Quadratmeter und im Gebrauchtmarkt bei 1850 Euro je Quadratmeter die Schmerzgrenze erreicht ist", stellt der Geschäftsführer fest. Statt 150 Quadratmeter seien nun 50- bis 100-Quadratmeter-Einheiten gefragt.

Stockender Neubau: Vom Neubau geht derzeit wenig Entspannung für Trier aus. "Leider sind die Baugenehmigungen wieder eingebrochen", sagt Griebel. Derzeit benötige Trier jährlich rund 600 neue Wohneinheiten, um die Nachfrage decken zu könne, 2014 seien jedoch nur 293 Einheiten gebaut worden. Auch sind die Käufer - zumeist Grenzpendler - zurückhaltender geworden, vor allem im Kreis Trier-Saarburg und im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Diese Landstriche hatten zuletzt den stärksten Anteil von Neubauwohnungen je 10 000 Einwohner in Rheinland-Pfalz. "Viele greifen nicht mehr sofort zu und schon gar nicht zu den üblichen hohen Preisen", merkt Griebel an. So rechnet er mit einer Abkühlung des Immobilienbooms in der Region. Schließlich sind auch Häuser und Wohnungen in Konz und Saarburg im Jahresvergleich nicht viel teurer geworden.

Sonderfall Bitburg: Einen Sonderfall für Immobilien gibt es rund um Bitburg. So haben die Preise auf der Verkehrsachse Echternach-Bitburg bis 20 Kilometer ins Landesinnere hinein wieder angezogen. Und die Nachfrage nach Wohnungen rund um Bitburg hat zugenommen: Denn weil die US-Militärs ihre Kapazitäten am Stützpunkt in Spangdahlem aufstocken werden, haben die Preise dort angezogen.

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