Helfer ziehen westwärts

Die Suche nach Erntehelfern auf dem Feld oder im Weinberg wird schwieriger, weil polnische Arbeitskräfte ausbleiben. Forderungen nach Anwerbemöglichkeiten jenseits der EU-Grenzen oder längerer Arbeitserlaubnis lehnen Land und Bund ab.

Mainz. Noch stellen die Polen das größte Kontingent der Erntehelfer in Deutschland. Doch in naher Zukunft dürften die Rumänen die Saisonarbeiter aus dem Nachbarland in dieser Position ablösen. Grund: Immer mehr Polen haben in ihrer Heimat ein besseres Einkommen oder verdienen in England, Irland oder Italien deutlich mehr als bei deutschen Gemüsebauern oder Winzern. Von mehr als 40 Prozent Absagen im ersten Halbjahr berichtet der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd. Spargelbauern haben teilweise bereits ihre Anbaufläche verringert.Nachdem jahrelang die Verbände mit Bundes- und Landesregierung über Kreuz lagen, weil sie die Begrenzung von Ausländerquoten und eine Quasi-Zwangsverpflichtung deutscher Arbeitsloser ablehnten, sind nun nicht mehr die Quoten selbst, sondern die fehlenden ausländischen Erntehelfer ein Problem. Mehr Lohn als den Tarif von 4,80 Euro pro Stunde bei Sozialabgaben von 48 Prozent geben die Erzeuger-Erlöse nicht her, so Andrea Adam vom Bauernverband. Der Verband fordert daher auch in Weißrussland, der Ukraine oder Moldawien Arbeitskräfte anwerben zu dürfen und die Arbeitserlaubnis von vier auf neun Monate auszudehnen. Auch im Weinbau drohe sich in den nächsten Monaten die Situation bei den Erntehelfern zuzuspitzen, fürchtet Adolf Schmitt, Präsident des Anbaugebietes Mosel. Wenn die Witterung wie im Jahr 2006 eine schnelle Ernte erfordere, drohten vor allem Steillagen-Winzern dramatische Verhältnisse und wirtschaftliche Einbußen. Schmitt reklamiert vor allem die hohen Sozialabgaben, die nach seinen Angaben in Deutschland anfallen und für ihn Hauptgrund dafür sind, dass es polnische Arbeiter weiter westwärts zieht. Nach den offiziellen Zahlen der Arbeitsagentur haben in den fünf Monaten von den landesweit angeforderten 25 000 Erntehelfern nur knapp 20 Prozent abgesagt. Agentur-Sprecher Albert Fuchs sieht die Situation deutlich entspannter als die Bauernverbände. Wenn bislang Ernte liegen bliebe, dann wegen mangelnder Erzeuger-Erlöse und nicht wegen fehlender Helfer. Neben 13 700 Polen wurden im ersten Halbjahr 10 200 Rumänen angefordert. In der Pfalz sind bereits mehr Rumänen als Polen im Einsatz, weil die als besonders zuverlässig geltenden Polen nicht mehr zu 4,80 Euro pro Stunde zu haben sind. Einfach die Anwerbegrenzen weiter nach Osten zu verschieben, löse die Probleme nicht, so Fuchs.

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