Heute mehr, später weniger

TRIER. "Wer nicht vorsorgt, fällt ins Rentenloch." Mit solchen Sprüchen locken derzeit etliche Versicherer zum Abschluss von Lebensversicherungen, um Altersarmut durch Rentenkürzungen zu entgehen. Was lohnt sich wirklich?

Dass die Rente immer weniger wird, weiß mittlerweile jeder. Hauptgrund: Es gibt immer weniger Beitragszahler für immer mehr Rentenbezieher. Weiterer Grund: Ab kommendem Jahr werden die Renten besteuert. Bislang werden die Alterseinkünfte gar nicht oder nur zu einem sehr geringen Anteil versteuert. Ab 2005 unterliegen sie der Einkommenssteuer, zunächst nur zu 50 Prozent, bis 2040 in voller Höhe. Auch für Pensionen wird der Freibetrag in den nächsten Jahren immer geringer. Dass heißt, den heute unter 30-Jährigen bleibt dann von ihrer Rente noch weniger, sie haben gar keinen steuerfreien Anteil mehr. Im Gegenzug werden bis 2025 die Rentenbeiträge von der Steuer befreit. Auf der einen Seite werden die Beitragszahler also entlastet, auf der anderen Seite haben sie als Rentner definitiv weniger in der Tasche. Um diese Rentenlücke zu schließen, überlegen sich immer mehr, vor allem Jüngere, Geld anzulegen oder Versicherungen abzuschließen. Doch welche Altersvorsorge lohnt sich wirklich? Die Stiftung Warentest hat verschiedene Angebote getestet. Sie warnt davor, blauäugig Verträge abzuschließen. Denn auch bei Geldanlagen und Versicherungen müssen die neuen Steuerregelungen beachtet werden. So sind zum Beispiel bei der so genannten Riester-Rente die später gezahlten Renten- und Kapitalsummen voll steuerpflichtig. Kursgewinne aus Aktienfonds sind hingegen steuerfrei, wenn sie mindestens ein Jahr im Depot bleiben, Dividenden sind zur Hälfte steuerpflichtig. Wer noch in diesem Jahr eine Kapital-Lebensversicherung abschließt, erhält laut Stiftung Warentest das Kapital im Alter steuerfrei ausgezahlt. Bei Verträgen ab 2005 sind Zinsen und Überschüsse, die mit dem Kapital ausgezahlt werden, voll steuerpflichtig. Ausnahme: Die Versicherung läuft mindestens zwölf Jahre und wird frühestens mit 60 Jahren ausgezahlt. Dann ist nur die Hälfte des Kapitals steuerpflichtig. Wer sich über eine Betriebsrente zusätzlich absichern will, sollte dies auch noch bis Ende des Jahres tun. Ab 2005 sind Renten oder Kapitalauszahlungen aus Direktversicherungsverträgen nämlich voll steuerpflichtig; wer vorher einen Vertrag abschließt, erhält noch die heutigen Steuervorteile. Risiko-Lebensversicherungen , die im Todesfall an die Hinterbliebenen ausgezahlt werden, sind komplett steuerfrei.Kaum Entlastung für Normalverdiener

Jeder muss entscheiden, welche Vorsorge die beste und günstigste für ihn ist. Egal für welche Form der zusätzlichen Alterssicherung man sich entscheidet, die Beiträge dazu können laut Stiftung Warentest als Sonderausgaben bei der Einkommenssteuererklärung geltend gemacht werden. Doch die von der Bundesregierung groß angekündigte steuerliche Freistellung der Rentenbeiträge und Aufwendungen für Altersvorsorge entpuppt sich nicht für jeden als ein echtes Plus in der Lohntüte. Der Verband Deutscher Rentenversicherungsträger glaubt, dass Normal- und Durchschnittsverdiener in den ersten Jahren kaum oder gar nichts von der Reform haben werden. Viele würden sich durch das neue Gesetz sogar schlechter stellen als nach der bisherigen Regelung. Viele Beitragszahler würden trotz der so genannten "Günstigerprüfung", wonach niemand weniger Vorsorge-Aufwendungen steuerlich absetzen kann als bisher, mehr Steuern zahlen. Und für alle, die mehr haben, dürfte der Vorteil ernüchternd sein. Rentenexperten errechneten, dass gemeinsam veranlagte Ehepaare ab 2005 erst bei einem Jahreseinkommen von mehr als 51 415 Euro ein Plus erzielen. Bei einem Jahreseinkommen von 60 000 Euro sind es laut den Experten rund 55 Euro im Jahr. Alleinstehende mit 30 000 Euro im Jahr haben gerade mal 26 Euro mehr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort