Höhenflug gestoppt

TRIER. Monatelang kannte der Gaspreis nur eine Richtung: Nach oben. Zum 1. Juli haben die Trierer Stadtwerke die Bezugskosten nun gesenkt. Außerdem kündigen sie ein neues Angebot an: Vom Herbst an kann Gas jeweils für ein Jahr zu einem Festpreis bezogen werden.

Als den rund 29 000 Gaskunden in der Region dieser Tage ein Brief von den Stadtwerken Trier (SWT) ins Haus flatterte, schwante den meisten nichts Gutes. Wann immer sie zuletzt solche Post erhalten hatten, stand darin dasselbe: Der Gaspreis steigt. Doch hin und wieder gibt es eben auch positive Überraschungen. "Wir haben Ihnen die vollständige Weitergabe von Preissenkungen auf der Bezugsseite zugesichert", stand in dem Brief. "Unserem Versprechen kommen wir gerne nach." In allen Bezugskategorien gehen die Kosten leicht nach unten, in der häufigsten Klasse sinken sie von zuletzt 4,83 Cent pro Kilowattstunde auf 4,80 Cent - plus 16 Prozent Umsatzsteuer. Nicht viel, aber ein positives Signal, wie Hans Weinreuter, Energiereferent bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, sagt: "Jede Preissenkung ist erfreulich." Den Schritt zurück sind die Stadtwerke freiwillig gegangen - Druck von der Kartellbehörde steckt nicht dahinter, wie das Wirtschaftsministerium in Mainz bestätigt. Kunden, die von den ständigen Gaspreis-Änderungen genug haben und sich Planungssicherheit bei der Kalkulation ihrer Energiekosten wünschen, bieten die Stadtwerke vom 1. Oktober an für ein Jahr einen Festpreis an. Die genaue Höhe wird erst Mitte September feststehen, so viel aber ist klar: Er wird über dem zu diesem Zeitpunkt gültigen "normalen" Gaspreis liegen. Steigt der im Laufe des Jahres stark an, kommen die Festpreis-Kunden billiger weg, stagniert er oder sinkt, zahlen sie im Vergleich zu den Kunden mit herkömmlichen Verträgen drauf. Für letztere ändert sich nichts, sie müssen es nicht etwa durch entsprechende Aufschläge "ausbaden", wenn der Bezugspreis über den Festpreis steigt. SWT-Sprecher Jürgen Slowik erklärt, warum: "Wir kaufen ein bestimmtes Kontingent an Kilowattstunden zu einem Festpreis ein." Das bedeutet gleichzeitig: Nur eine begrenzte Zahl von Erdgas-Kunden kann den Festpreis erhalten. "Das ist wie mit den Angeboten bei Aldi", erklärt Slowik. Die Stadtwerke informierten rechtzeitig per Post oder über die Medien über das Angebot. Für wen lohnt sich der Festpreis? "Ob man so günstiger wegkommt, weiß man erst, wenn ein Jahr vorbei ist", sagt Verbraucherschützer Weinreuter. Mittelfristig werde der Gaspreis wohl steigen, andererseits sehe man gerade am Trierer Beispiel, dass auch Senkungen möglich seien. Außerdem gibt der Energie-Experte zu bedenken, dass Kunden, die sich für den Festpreis entschieden, keinen Widerspruch mehr gegen den Gaspreis einlegen können. Letztlich müsse jeder selbst wissen, ob ihm Planungssicherheit so viel wert sei, dass er dafür das Risiko in Kauf nehme, mehr zu bezahlen als nötig, meint Weinreuter. "Diese Entscheidung kann man niemandem abnehmen."

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