Im Dickicht der Zuständigkeiten

TRIER. Ein Anfang? Ja. Aber der Kongress "Gesünder Wohnen" am Freitag auf der Landesgartenschau offenbarte auch tiefgreifende Defizite bei Wohnungsbau und Wohnungssanierung.

"Die Veranstalter sind sich einig, dass es so nicht weitergehen kann" schreiben der Verband "Umweltberatung und kommunaler Umweltschutz" (Uhr) und der "Bundesverband für Umweltberatung" (Bfub) im einladenden Faltblatt. Damit treffen sie den Kern des Problems.Verbreitetes Problem

Eins hat der Trierer Kongress "Gesunder Wohnen. Feuchtigkeit und Schimmelbildung in Gebäuden" auf der Landesgartenschau nämlich gezeigt: Medizinisches Wissen, Bauphysik, handwerkliche Praxis und auch die notwendige Portion Psychologie nehmen sich derzeit aus wie vereinzelte Inseln im weiten Meer von Kompetenzwirrwarr, Unkenntnis und Dilettantismus. Immerhin dokumentierte Ralf Nehring vom Mainzer Umweltministerium durch Grußwort, Diskussionsbeiträge und Präsenz bis zum Schluss das Interesse der Landesregierung an Kongress und Thematik. Das ist beruhigend bei einem Themenkomplex, den auch die staatlichen Stellen bei weitem nicht überblicken können. Im Mittelpunkt stand die mittlerweile verbreitete Schimmel- und Feuchtigkeitsproblematik in Wohnungen. Und die Referate, acht an der Zahl, zeigten deutlich: Das viel beschworene ganzheitliche Denken ist in diesem Bereich noch eine ferne Utopie. Manche Sachverhalte wurden kontrovers diskutiert. So gibt es über die Frage, ob die üblichen Anti-Schimmel-Sprays sinnvoll sind, zwischen Harald Michels vom Gesundheitsamt Trier und Axel Kappler vom Trierer Landesuntersuchungsamt durchaus Meinungsunterschiede, und die beliebte Vermieterthese, Schimmel und Feuchtigkeit seien Folge unzureichender Lüftung, hatte sowohl eindeutige Befürworter als auch entschiedene Gegner. Andere Äußerungen konnten ihren kontroversen Kern darum nicht entfalten, weil im Publikum dafür die falschen Leute saßen. Trotz stolzer 5000 Einladungen, trotz gezielter Information der Ärzte und trotz Einbeziehung der Handwerkskammer saßen zwar zahlreiche Angestellte der Gesundheitsämter im Auditorium, aber kaum ein Handwerker. Dabei klagten mehrere Referenten über die "Weiterbildungsresistenz" der Handwerker. Ulrike Müller-Frey vom privaten "Institut für Baubiologie" wusste sogar von Bauleuten zu berichten, die von den Bemühungen des Instituts ums gesunde Wohnen eher zum Lachen angeregt wurden. Ganz oben auf der Liste der Umsetzungsprobleme steht das in der Region beliebte Verfahren "Do it yourself". Da sei, so Ulrike Müller-Frey, die nächste Schimmelbelastung oft schon programmiert. Einig waren sich alle Anwesenden in der Überzeugung, dass sich das Schimmel- und Feuchtigkeitsproblem in Wohnungen nur mit einem Verbund von bauphysikalischen und medizinischem Wissen mit handwerklicher Praxis regeln lässt - und zuverlässigen Minimalempfehlungen für alle, die aus Spaß oder Kostengründen selber sanieren wollen. Die einfachste hatten gleich mehrere Referenten parat: In jeden Haushalt gehört ein Hygrometer. Auch um Schimmelbelastung und Schimmelsensiblität festzustellen, präsentierte Harald Michels eine verblüffend einfache Methode. Sie verbirgt sich hinter dem schönen Fachwort "Allergenkarenz". Die Betroffenen erhalten für ein paar Wochen Wohnungsverbot. Danach ist klar, ob der Schimmel schuld ist oder irgend eine andere Malaise. Informationen im Internet: www.umweltbundesamt.org und www.landesgesundheitsamt.de. Adressen der Veranstalter: Umweltberatung und kommunaler Umweltschutz in Hessen und Rheinland-Pfalz e.V., Am Knieberg 29, 54293 Trier, Telefon: 0651/69796. Bundesverband für Umweltberatung e. V., Bornstr. 12/13, 28195 Bremen, Telefon: 0421/343400. Weitere Informationen auch beim Umweltberater der Stadt Trier: Johannes Hill, Rathaus, Telefon: 0651/71834120.

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