Im Visier der Ermittler

TRIER. Der Trierer Peter Herresthal galt einst als Vorzeigeunternehmer. Auch als großzügiger Sponsor des Fußball-Zweitligisten Eintracht Trier war er bekannt. Nun sind Herresthal und fünf weitere Verantwortliche seiner ehemaligen Firmengruppe ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Es besteht der Verdacht der Untreue und des Betruges in Millionenhöhe.

Schockiert war Peter Herresthal nach eigenen Angaben nicht, als am Dienstagmorgen um 9 Uhr plötzlich sechs Ermittler vor seiner Haustür in Trier standen. "Ich habe schon länger damit gerechnet." Dass die Beamten bis gegen 14 Uhr blieben, alle Räume durchsuchten und umfangreiches Beweismaterial sicherstellten, habe ihn allerdings verwundert. Obwohl die Vorwürfe gravierend sind - allein auf Untreue droht laut Paragraph 266 des Strafgesetzbuches ein Strafmaß von bis zu fünf Jahren Haft - betrachtet Herresthal die Angelegenheit offenbar gelassen. "Jetzt bekomme ich eine kostenlose Buchprüfung." Weshalb er und weitere Beschuldigte im Verdacht stehen, Millionen beiseite geschafft zu haben, kann sich der ehemalige Besitzer der Moselbahn GmbH in Trier nicht erklären. "Irgendeiner muss der Auslöser der Ermittlungen gewesen sein." Ihm sei lediglich bekannt, dass "das Finanzamt Sachen geltend gemacht hat". Dass der einstige Chef von 24 Betrieben heute keine Firma mehr besitzt, begründet er mit "Familienangelegenheiten". Nachdem er sich dazu verpflichtet gesehen habe, seinen Brüdern Klaus und Theo unter die Arme zu greifen und ihre "hochverschuldeten Firmen" - unter anderem den Reiseveranstalter Schauinsland-Reisen GmbH in Trier und das Reisebüro ATS GmbH in Saarbrücken - für eine Mark zu übernehmen, sei es wirtschaftlich auch mit seinen eigenen Firmen bergab gegangen, sagt Herresthal.Umfangreiches Beweismaterial

Im Juli 2002 übernahm das deutsch-französische Gemeinschaftsunternehmen Rhenus-Keolis die Betriebsführung der Moselbahn GmbH, die zwischen Palzem und Bullay sowie Neuerburg und Trier 150 Busse im Einsatz hatte und rund 210 Mitarbeiter beschäftigte, später kaufte es sie. Herresthal sieht sich im Nachhinein von diversen Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern falsch beraten. Er habe vor etwa einem halben Jahr Trierer Kanzleien, die ihn in Steuerfragen unterstützt und wirtschaftsrechtlich beraten hätten, "in die Wüste geschickt". Peter Herresthal baut nun auf den Beistand der Trierer Rechtsanwältin Monika Kühne sowie der Kanzlei Obst & Lehnhard mit Sitz in Koblenz. Kühne hatte vor Jahren den ehemaligen Caritas-Manager Hans-Joachim Doerfert vertreten, der aufgrund von Untreue in Millionenhöhe zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt worden war und derzeit Freigänger ist. Herresthal behauptet, dass Doerfert derzeit nicht nur im Hintergrund für die Kanzlei Obst & Lehnhard arbeite, sondern auch seit längerer Zeit für ihn. Derweil wird die Koblenzer Staatsanwaltschaft einiges damit zu tun haben, das "umfangreiche Beweismaterial" auszuwerten. Nicht nur Untreue und Betrug wirft sie den sechs Verdächtigen vor, sondern auch Insolvenzverschleppung. Für drei zur Firmengruppe zählende Gesellschaften sei "trotz eingetretener Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit" zu spät Insolvenzantrag gestellt worden. Ferner bestehe der Verdacht, dass Leistungen einer Fluggesellschaft für eine der Firmen "in erheblicher Höhe in Anspruch genommen und nicht bezahlt" worden seien.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort