Immer älter, immer weniger

TRIER. Der Arbeitsmarkt der Großregion könnte bald in eine Krise geraten. Der demografische Wandel führt zu einem dramatischen Mangel an Arbeitskräften. Experten fordern ein Gegensteuern.

Noch läuft er, der Jobmotor in der Großregion. Auch wenn er hin und wieder etwas ins Stocken kommt, wenn in Luxemburg mal wieder eine Traditionsfirma dicht macht. Vor allem das Großherzogtum trägt dazu bei, dass die Arbeitslosenquote in Eifel und an Mosel und Saar relativ niedrig ist. 70 Prozent aller neu geschaffenen Arbeitsplätze im Nachbarland gehen an Grenzgänger. Damit ist Luxemburg der größte grenzüberschreitende Arbeitsmarkt in Europa. Knapp neun Prozent beträgt die Arbeitslosenquote in der Großregion Saarland, Region Trier, Luxemburg, Lothringen und Wallonien. Allein in den vergangenen 20 Jahren stieg die Zahl der Erwerbstätigen im Großherzogtum um 56 Prozent. Doch nun malen Arbeitsmarktforscher düstere Wolken an den Himmel. Mittelfristig gibt es zu wenig Arbeitskräfte in der Großregion. In den nächsten 14 Jahren wird der Anteil der 20- bis 59-Jährigen an der Gesamtbevölkerung in dem grenzüberschreitenden Gebiet von derzeit 54,4 Prozent auf 51,6 Prozent sinken. Das geht aus einer Untersuchung der Interregionalen Arbeitsmarktbeobachtungsstelle (Iba) hervor. Darin haben sich die Arbeitsmarktexperten mit den Folgen des demografischen Wandels für den Arbeitsmarkt der Großregion befasst. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Nicht nur die Zahl der Erwerbsfähigen wird deutlich zurückgehen. Auch die nachrückende Generation der unter 20-Jährigen wird schrumpfen. Laut Iba wird deren Zahl von 22,9 auf 20,4 Prozent zurückgehen. Das habe zur Konsequenz, heißt es in der Untersuchung, dass das Durchschnittsalter der Beschäftigten steigen werde. Die Iba spricht von einer generellen Alterung der Erwerbstätigen, weil gleichzeitig immer weniger jüngere Arbeitskräfte zur Verfügung stünden. Der Alterung folge dann schließlich eine deutliche Schrumpfung der Zahl der zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte in der Großregion. Vor allem qualifizierte Fachkräfte würden über kurz oder lang zur Mangelware: "Fortschreitender Strukturwandel, anhaltender Innovationsdruck und immer kürzere Halbwertzeiten von Wissen erfordern zunehmend höhere Qualifikationen", heißt es in dem Iba-Bericht. Daher löse der Rückgang der Beschäftigtenquote nicht das Problem der Arbeitslosigkeit in der Großregion. Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen seien weiter erforderlich, um auch geringer Qualifizierte in Lohn und Brot zu bringen: "Bildung und Qualifizierung wird im Zuge des demografischen Wandels noch stärker an Bedeutung gewinnen." Eine Chance sehen die Experten im "intelligenten Ausschöpfen" der bestehenden Arbeitskräftepotenziale. Vor allem für Ältere, Frauen und Jugendliche müssten mehr Angebote geschaffen werden. Die Arbeitsmarktsituation der Frauen und von Älteren müsse deutlich verbessert werden, sie seien auch in der Großregion häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als Männer. Die Iba fordert daher eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch Jugendlichen soll der Einstieg ins Berufsleben erleichtert werden. 2004 sei jeder fünfte Jugendliche in der Großregion arbeitslos gewesen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort