Immer mehr Flüchtlinge finden Arbeit

Trier · Der Arbeitsmarkt boomt weiter. Nicht nur, dass die Arbeitslosigkeit stabil auf relativ niedrigem Niveau ist und die Nachfrage nach Mitarbeitern hoch bleibt: Auch immer mehr Flüchtlinge finden in der Region einen Job.

Trier Mit der Einreise Tausender Flüchtlinge nach Deutschland hat der Arbeitsmarkt seit 2015 viele potenzielle Beschäftigte bekommen. Zwar stößt die Integration immer wieder an ihre Grenzen, doch die Agentur für Arbeit kann inzwischen die Früchte ihrer Arbeit ernten. Schon 2015 hat die Trierer Agentur zusammen mit dem Caritasverband und dem Land Rheinland-Pfalz in den Erstaufnahmeeinrichtungen Asylbewerber beruflich beraten. So haben von Juni 2015 an innerhalb von zwölf Monaten rund 4000 Flüchtlinge die Migrationsberatung besucht. Aktuell werden 3500 Flüchtlinge durch die Agentur für Arbeit betreut. Etwa 2700 von ihnen zählen in der Statistik als Arbeitssuchende, bei den übrigen ist der Status unklar - entweder, weil das Asylverfahren offen ist, die Arbeitserlaubnis fehlt oder die Qualifikation und Sprachkenntnisse fehlen. "Die Flüchtlingsarbeit in der Region Trier war von Anfang an durch eine intensive Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure und Netzwerke geprägt. ´Dadurch hat die Region früh eine Vorreiterrolle bei der Betreuung und Integration von Asylsuchenden in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt übernommen", bilanziert Edeltraud Nikodemus. Die 54-jährige operative Geschäftsführerin der Trierer Agentur hat sich in den vergangenen zwei Jahren schwerpunktmäßig mit der Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt beschäftigt und weiß, an welchen Stellen angesetzt werden muss (siehe Interview). Die Ergebnisse der Arbeit der Agentur: Von Juni 2016 bis heute haben gut 370 als arbeitssuchend gemeldete Flüchtlinge eine Arbeit gefunden, 200 haben eine Ausbildung oder ein Studium begonnen. Weitere 2000 Männer und Frauen haben seit Juni 2016 an einem Sprach- oder Vorbereitungskurs für den Arbeitsmarkt teilgenommen. Und allein aus den acht stärksten Asylherkunftsländern Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien sind in der Region Trier zwischen Oktober 2015 und Oktober 2016 gut 560 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt worden. Tendenz steigend. Und auch im Land Rheinland-Pfalz zeigt sich die zunehmende Integration ausländischer Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt: So sind im vergangenen Jahr laut dem Statistischen Landesamt in Bad Ems 2100 Anträge auf Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen von den Behörden bearbeitet worden, 35 Prozent mehr als im Vorjahr. "Die Investition in die Flüchtlingsarbeit zahlt sich aus", ist Nikodemus überzeugt. "Immer mehr Menschen finden den Weg in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Erfolgreiche Integrationsarbeit braucht Zeit und professionelle Strukturen. Dafür sind in der Region früh die Weichen gestellt worden." Edeltraud Nikodemus hat die Agentur für Arbeit zum 30. Juni verlassen. Sie übernimmt die Geschäftsführung des Jobcenters der Stadt Kaiserslautern. Ihr Nachfolger wird Dirk Hannowsky.Extra: ... EDELTRAUD NIKODEMUS:

 Edeltraud Nikodemus.Foto: privat

Edeltraud Nikodemus.Foto: privat

Foto: (g_mehrw

Nach der großen Welle der Zuwanderung 2016 ist die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt in vollem Gange. Welches sind die größten Erfolge in der Region? Die geflüchteten Menschen, die tatsächlich eine Ausbildung beginnen oder eine Arbeit aufnehmen. Sie wirken damit als Vorbild in ihrem Familien- und Freundeskreis. In den Betrieben werden sie besonders unterstützt und tragen ihrerseits dann mit hoher Motivation und positiver Grundhaltung zu einem guten Miteinander im Betrieb bei. Und welches sind die größten Hemmschuhe bei der Integration in den Arbeitsmarkt?Eine unkomplizierte Unterstützung ist nur bei den geflüchteten Menschen aus Ländern mit einer hohen Bleibewahrscheinlichkeit möglich. Hemmschuhe sind somit eingeschränkte Unterstützungsmöglichkeiten, insbesondere Sprachkurse, und eine ungeklärte Bleibeperspektive. Was wünschen Sie sich von den Zuwanderern bei der Integration in den Arbeitsmarkt? Einen langen Atem beim Lernen der deutschen Sprache und Offenheit gegenüber den hiesigen Gepflogenheiten. Und wie können die heimischen Betriebe etwas für die Integration tun? Die Betriebe tun schon ganz viel für die beschäftigten Geflüchteten. Es wäre gut, wenn Personalverantwortliche und Mitarbeiter regelmäßig den Qualifizierungsstand bewerten würden. Sobald es passt, sollten die Betriebe ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Weiterbildungen anhalten. Damit qualifizieren sich die integrierten Arbeitnehmer weiter und gewinnen natürlich auch die Unternehmen. Für dieses Vorgehen stehen umfangreiche Förderprogramme zur Verfügung.

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