In den Startlöchern

GREVENMACHER. Der Dienstleister Thiel Logistik scheint das Schlimmste überstanden zu haben. Die im MDax notierte Gesellschaft schreibt nach der schwersten Krise in der Firmengeschichte im vierten Quartal wieder schwarze Zahlen.

Ein großer Besen schenkte eine findige Werbe-Agentur Klaus Eierhoff zu seinem Einstand bei Thiel Logistik am 1. April 2003. Nach gründlichen Säuberungsaktionen in den vergangenen Monaten scheint sich das Utensil bezahlt gemacht zu haben. Denn im vierten Quartal 2003 kehrte der Grevenmacher Logistik-Konzern wieder in die Gewinnzone zurück. 2,3 Millionen Euro vor Steuern und Zinsen (Ebit) lautet die Kennziffer, die die Herzen des neuen Managements höher schlagen lässt. Ein Minus von 12,5 Millionen Euro lag im Vorjahreszeitraum noch vor. Damit ist Thiel-Chef Klaus Eierhoff bei der Sanierung des Konzerns ein erster, wichtiger Teilerfolg gelungen. Vor rund einem Jahr hatte der Ex-Karstadt-Vorstand die Nachfolge des umstrittenen Firmengründers Günter Thiel als Vorstandsvorsitzender angetreten. Was folgte war ein schmerzlicher und tiefgreifender Frühjahrsputz in den Geschäftsfeldern. Unrentable Bereiche wie die Krankenhausvollversorgung wurden geschlossen oder wie die Schweizer Tochter BTL Logistics verkauft, es folgte die Spezialisierung auf regionale Dienstleistungen und wenige Kernbereiche wie Medien, Mode & Lifestyle, Möbel, Automotive sowie Systemgastronomie. Die Aufräumarbeiten hatten einen hohen Preis, wie die Bilanz 2003 zeigt: Der Umsatz stieg zwar wie angekündigt auf 1,7 Milliarden Euro von 1,4 Milliarden Euro. Abschreibungen und Sonderaufwendungen sind aber zu einem Jahresfehlbetrag von 156 Millionen Euro angewachsen. Ohne sie läge ein Gewinn von 1,8 Millionen Euro vor. Außerdem sank die Zahl der Beschäftigten von gut 11 300 auf knapp 10 000."Eindeutig ein Aufwärtstrend"

"Ich möchte das Jahr 2003 nicht vergessen, weil wir harte, aber notwendige, Schritte gehen mussten. Abhaken möchte ich das Jahr schon, weil wir die Restrukturierung des Unternehmens hinter uns gebracht haben und für die anstehenden Aufgaben gerüstet sind", sagt Thiel-Chef Klaus Eierhoff im Gespräch mit dem TV . Ein organisches Wachstum um 3,9 Prozent, eine Margen-Steigerung auf sieben Prozent und neue Kunden - das Unternehmen erlebe "eindeutig einen Aufwärtstrend". Durch den hohen Verlust hat sich allerdings die Eigenkapitalausstattung von Thiel Logistik verschlechtert - von 40 auf 28 Prozent. Nun steht eine mächtige Kapitalerhöhung von 80 bis 100 Millionen Euro an, ein größerer Risikopuffer. Der Bezugspreis soll am 10. März festgelegt werden. "Mit dieser zusätzlichen Liquidität soll zunächst die Verschuldung reduziert werden", sagt Thiel-Finanzchef Martin Löffler. Mittelfristig solle die gesamte Passivseite bereinigt werden. In der Hoffnung auf eine erfolgreiche Sanierung hat auch die Börse in den vergangenen Wochen auf die Aktie spekuliert. Thiel-Aktien sind seit Jahresbeginn um rund 67 Prozent gestiegen - die Luxemburger sind damit der beste Performer im MDax. "Für ein Unternehmen kann die Bewertung nie hoch genug sein", scherzt Eierhoff. Doch habe sich in der Tat der Wert der Anteile seit dem Start des neuen Managements verdreifacht. "Durch die Kapitalerhöhung wird sich Attraktivität des Papiers weiter erhöhen", ist er sich sicher. Größter Einzelaktionär ist die Holding Delton des Industriellen-Erben Stefan Quandt, die rund 50 Prozent an Thiel hält. Für 2004 bleiben Eierhoff und Löffler bei ihren Prognosen von drei Prozent Umsatzwachstum und einem Gewinn von 20 Millionen Euro. "Wir haben alles für ein stabiles Wachstum getan. Thiel ist nun zukunftsfähig", sagt der Chef. Man stehe "in den Startlöchern".

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