"In der Region kann man ruhig schlafen"

Trier · Die Region Trier ist kein boomendes Industrie- und Dienstleistungszentrum wie das Ruhrgebiet, das Rhein-Main-Gebiet oder die Region rund um München. Aber die Wirtschaft ist stetig gewachsen, hat sich strukturell verbessert und steht auf soliden Füßen. Die jüngsten Insolvenzzahlen aus Eifel und Hunsrück sowie von der Mosel beweisen dies erneut.

Trier. "Die Region Trier wird nie Deutschlands Powerhaus sein", sagt Herbert Eberhard von Creditreform Trier. Der Geschäftsführer der Wirtschaftsauskunftei mit Standorten in Trier und Luxemburg sieht andererseits die Wirtschaft in der Eifel, im Hunsrück und an der Mosel strukturell gefestigt: "Wenn ich einen Indikator wie die Anfragen nach Bonität bei uns betrachte, ist die Region in den vergangenen 30 Jahren gut gewachsen", sagt er.

Ein anderer Indikator sind die Insolvenzzahlen. Und hier liegt die Region gleichauf mit dem Bundestrend. Während im Bund ein Rückgang der Firmenpleiten im ersten Halbjahr 2015 um acht Prozent und bei Verbrauchern um 8,4 Prozent zu vermelden sind, so ist die Entwicklung in der Region Trier im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 "konform zur Entwicklung im Bund", sagt Eberhard: So ging die Zahl der Firmeninsolvenzen mit 76 eröffneten Verfahren oder Ablehnungen mangels Masse um gut 2,5 Prozent zurück. Eine Entwicklung, die bereits seit drei Jahren anhält (siehe Grafik unten). "Wir haben keine Großindustrien oder Großproduzenten, deren Entwicklung sich nachhaltig auf die Region auswirken würde, sondern einen soliden Mittelstand", sagt Jurist Eberhard. So scheine etwa das Personalreservoir trotz eines Fachkräftemangels noch nicht erschöpft zu sein, von einer Insolvenz betroffene Mitarbeiter kämen wieder in Lohn und Brot.Weniger Stellen betroffen


Schaut man sich die Branchen an, so gab es jedoch nur im Handel einen Rückgang der Insolvenzen, bei Dienstleistungen (plus 2,13 Prozent) und im verarbeitenden Gewerbe (plus 50 Prozent) einen Anstieg. Ein weiteres Detail: Die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze ging zurück, während das betroffene Umsatzvolumen angewachsen ist. Die insolventen umsatzstärksten Unternehmen waren in der Stadt Trier InterCom Kommunikation (13 Millionen Umsatz) und Josef Weber Elektrogroßhandel (12 Millionen Umsatz). Die mitarbeiterstärksten Insolvenzfälle waren Juan Pons (40 Beschäftigte) und Schieben Leichtmetall- und Stahlbau (50 Mitarbeiter).
Regionales Detail: Während die Unternehmenspleiten in Trier und dem Kreis Trier-Saarburg zurückgingen, sind die im Vulkaneifelkreis und dem Kreis Bernkastel-Wittlich gestiegen. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm gab es keine Veränderung.Verbraucher seltener pleite


Schaut man sich die Daten für die Verbraucherpleiten an, so ist deren Zahl im ersten Halbjahr 2015 mit insgesamt 232 leicht um 0,85 Prozent zurückgegangen (Aufteilung nach Kreisen siehe Grafik oben). Auch wenn dies nur marginal weniger sind als im ersten Halbjahr 2014 mit 234 Insolvenzen, so sieht Herbert Eberhard die Lage dennoch "unterm Strich als positiv an", sagt er: "Bei uns wachsen zwar keine Bäume in den Himmel, aber unsere Kleinteiligkeit ist solide."

Zum Vergleich mit der hiesigen Wirtschaft nennt der Geschäftsführer von Creditreform Trier und Luxemburg das Großherzogtum. Dort sei die kleinteilige Wirtschaftsstruktur im Mittelstand etwa im Kanton Diekirch der in der Region Trier ähnlich. Allerdings gebe es luxemburgweit den Sondertrend, dass vor allem ältere Betriebe vom Konkurs betroffen sind (siehe Extra). "Wir haben in der Region - anders als in Luxemburg - schon in vielen Bereichen einen Generationswechsel hinter uns oder die Weichen dazu gestellt", sagt Eberhard. "Hier kann man ruhiger schlafen als anderswo."Extra

Im Vergleich zur Region Trier ist die Zahl der Konkurse im ersten Halbjahr leicht um 3,02 Prozent gestiegen. Insgesamt gab es 410 Firmenpleiten. Auch hier ist die Dienstleistungsbranche am stärksten mit einem Anteil von gut 53 Prozent betroffen. Einen besonderen Anstieg der Firmenpleiten vermeldet der Bausektor mit einem Plus von gut 66 Prozent. Besonders auffallend im Großherzogtum ist, dass vor allem Unternehmen, die älter als fünf Jahre sind, von einem Konkurs betroffen sind. Dieser europäische Sondertrend hält in Luxemburg bereits seit einigen Jahren an. sas

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