Innovation mit Marken

TRIER. (red) Ideen für eine erfolgreiche Zukunft diskutieren Verlags-Manager und Chefredakteure der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck bis zum heutigen Dienstag im Trierer Ramada-Hotel. Anregungen holten sich die Teilnehmer der Innovationstage mit einem Blick über die Branchengrenzen: Die Top-Manager der Brauereien Bitburger und Karlsberg zeigten, wie der Biermarkt die Gratwanderung zwischen Tradition und Innovation bewältigt.

Das Aufbrechen der mittelständischen Unternehmenskultur, der Einstieg internationaler Konzerne in den Markt, die Suche von Kooperationspartnern und die Entwicklung neuer Produkte - die Parallelen zwischen dem deutschen Biermarkt auf der einen und den Zeitungsverlagen hierzulande auf der anderen Seite sind erkennbar. Grund genug für Verlagsgeschäftsführer, Chefredakteure, Marketing- und Vertriebsverantwortliche der Medienhäuser der Holtzbrinck-Gruppe, zu der auch der Trierische Volksfreund gehört, genauer hinter die Kulissen der Brauer zu schauen. "Ein Verbund starker Marken" - so lautet seit Jahren die innovative Losung für die Bitburger Brauerei, sagt Michael Dietzsch, Vorsitzender Geschäftsführer der Bitburger Getränke Verwaltungsgesellschaft. Erst mit Köstritzer Schwarzbier, dem Gerolsteiner Brunnen, dem Ost-Pils Wernesgrüner und den Neu-Erwerbungen König Pilsener und Licher unter einem Holding-Dach sei eine Positionierung in der obersten deutschen Bier-Garde möglich gewesen. "Langfristig stößt man mit nur einer Marke an Grenzen", sagt der Holding-Chef, der Anfang Juni von der Geschäftsführung in den Aufsichtsrat wechselt. Von den Marketing-Budgets ganz zu schweigen. Dennoch ist und bleibt Dietzsch Traditionalist: "Wir hätten auch schneller wachsen können - mit Fremdkapital und großen Hektoliter-Mengen." Als Erfolgsfaktor der Eifeler gilt ihre Zurückhaltung. "Nicht nur der Marktanteil ist entscheidend, sondern das, was dabei herauskommt", sagt Dietzsch. So stehe auch nicht allein die Akquise neuer Segmente wie die einer Weizenbier-Marke im Zentrum der Strategie. "Sie müssen die richtige Marke kriegen." Richard Weber hat selbst die richtige Marke erfunden. Mit dem Bier-Misch-Getränk "Mixery" hat sich der geschäftsführende Gesellschafter der Homburger Karlsberg Brauerei vom Enfant terrible der Branche zum Innovator des deutschen Biermarktes gemausert. Immerhin machen Bier-Misch-Getränke den gleichen Marktanteil aus wie Kölsch und Alt zusammen. "Heute tun, was andere morgen denken", lautet folglich Webers Devise. "Wie muss ein Bier heute beschaffen sein, damit es getrunken wird?", fragt er die Medienvertreter. Die Karlsberg Brauerei, zu 45 Prozent in der Hand der Brau Holding International (Heineken und Schörghuber), sieht ihre Stärke in der Fähigkeit, "uns schnell, aber ohne in Aktionismus zu verfallen, zu verändern", sagt Weber. Dazu habe nicht zuletzt eine Änderung der Organisation ("Revolution von oben") beigetragen. In Ergänzung zur Mehrgleisigkeit von Bier, Bier-Misch-Getränken und Nicht-Alkoholika sei daraus ein Trendmarken-Verbund geworden - mit jährlich 100 Innovations-Ideen, von denen fünf die Marktreife erreichen.

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