Insolvenz soll Romika retten

TRIER. Der traditionsreiche Trierer Schuhhersteller Romika hat gestern Insolvenzantrag gestellt. 165 Mitarbeiter sind davon betroffen. Doch mit einem potentiellen Investor werden Gespärche geführt: Romika könnte als Trierer Arbeitgeber erhalten bleiben, glaubt deshalb der vorläufige Insolvenzverwalter Jörg Wunderlich.

Seit Jahren steckt die deutsche Schuhindustrie in einer schweren Krise: Davon betroffen ist auch der Trierer Schuhhersteller Romika. Mit fast 3000 Mitarbeitern gehörte Romika im vergangenen Jahrhundert zu den wichtigsten Arbeitgebern der Region. Als der Ex-Adidas-Chef und heutige Präsident des 1. FC Kaiserslautern, René C. Jäggi, Romika 1994 von der Gründerfamilie Lemm übernahm, stand das Unternehmen schon vor dem Aus. Von den damals verbliebenen 900 Mitarbeitern mussten rund 600 gehen. Die hohen Pensionsleistungen sind nun wohl auch ein Grund, warum das Unternehmen versucht, über eine Insolvenz wieder auf die Beine zu kommen. Nachdem die Januar-Gehälter nicht gezahlt worden seien, stellte die Romika GmbH gestern Mittag Insolvenzantrag. Um das Unternehmen für Investoren interessant zu machen, hatte Romika-Geschäftsführer Marco Guiccardi schon Ende 2004 einen harten Sanierungskurs eingeschlagen. Rund 60 der 163 Mitarbeiter bekamen ihre Kündigung. Ziel sei es, den Standort Trier zu erhalten, sagte damals die Romika-Geschäftsführung dem TV . Die Strategie scheint zu fruchten: Die Josef Seibel-Schuhfabrik GmbH aus dem pfälzischen Hauenstein hat sich kürzlich die Namensrechte an Romika gesichert. "Es ist geplant, dass die Josef Seibel Schuhfabrik voraussichtlich schon in wenigen Monaten über eine Auffanggesellschaft wesentliche Teile der Romika GmbH übernehmen und den Betrieb am Standort Trier fortführen kann", skizzierte die Geschäftsleitung den Verhandlungsstand. Seibel hat fünf Werke in Europa und produziert rund 2,5 Millionen Paar Schuhe jährlich. Romika produziert vor allem in der Tschechei 2,2 Millionen Paar Schuhe. Beide Unternehmen hatten Ende 2004 bereits eine Kooperation vereinbart (der TV berichtete). "Die beiden Unternehmen haben auch bereits im Vorfeld des Insolvenzantrages durch Absprachen sichergestellt, dass es keine Beeinträchtigung der laufenden Geschäfte bei Romika geben sollte", sagte gestern der vorläufige Insolvenzverwalter Jörg Wunderlich (Trier). Vor allem möchte man die termingerechte Auslieferung der Frühjahrskollektion sichern. Wunderlich bemüht sich nun, dass die Mitarbeiter zügig ihr Insolvenzausfallgeld bekommen. Auch die Rentenansprüche der rund 900 ehemaligen Romikabeschäftigten sind durch die Insolvenz nicht gefährdet. In einem solchen Fall springt der Pensionssicherungsverein ein. Mit der Insolvenz könnte somit Romika eine nachhaltige Sanierung des Unternehmens schaffen und den Standort Trier sichern.

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