Kahlschlag zu Lasten der Region

TRIER/FRANKFURT. Eine Radikalkur der Deutschen Bundesbank hat es an den Tag gebracht: Im Zuge der zweiten Stufe der Bank-Reform werden weitere 21 Filialen geschlossen. Traurige Nachricht: Das einzige Bundesbankhaus der Region in Trier wird bis 2007 dicht gemacht. Die Zukunft der 70 Mitarbeiter ist ungewiss.

 Bankgebäude zum Verkauf: Die Trierer Bundesbank-Filiale an der Metzer Allee ist erst 1998 eingeweiht worden. Nun hat der Hausherr entschieden, die Geschäfte an der Mosel aufzugeben.Foto: Repro/ TV -Archiv Josef Tietzen

Bankgebäude zum Verkauf: Die Trierer Bundesbank-Filiale an der Metzer Allee ist erst 1998 eingeweiht worden. Nun hat der Hausherr entschieden, die Geschäfte an der Mosel aufzugeben.Foto: Repro/ TV -Archiv Josef Tietzen

Mit diesem Kahlschlag hat zum jetzigen Zeitpunkt niemand gerechnet. Zwar war klar, dass die Deutsche Bundesbank mit Sitz in Frankfurt nach der ersten Schließungsrunde im Mai 2002 weitere Filialen dicht machen würde. 52 Zweigstellen - darunter auch Wittlich - sind bislang auf der Streichliste. Doch dass Präsident Ernst Welteke so schnell kurzen Prozess machen würde und 21 weitere Filialen dem Rotstift zum Opfer fallen würden, kam auch für Experten aus Bankenkreisen eher unerwartet. Der Grund: Die Bundesbank reagiert damit auf die fortschreitende Automatisierung von Bankdienstleistungen, die Konzentration im Kreditgewerbe sowie den Übergang der geldpolitischen Kompetenz auf die Europäische Zentralbank.Einsparungen haben Vorrang

Als ordnungspolitisches Gewissen der Nation und angesichts ruinierter Staatsfinanzen scheint die Bundesbank ein gutes Beispiel abgeben zu wollen: Immerhin rechnet sie künftig mit Einsparungen von jährlich 280 Millionen Euro.Der Nachteil für die Region Trier: Die einzige noch verbliebene Bundesbank-Filiale in Trier schließt bis 2007 ihre Türen. "Ein rabenschwarzer Tag für Trier", heißt es hinter den Kulissen. Denn die Zukunft der rund 70 Mitarbeiter ist noch ungewiss. Zwar verspricht Johannes Korz, Pressesprecher der Deutschen Bundesbank in Frankfurt: "Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben." Doch kann nur ein Teil der Trierer Mitarbeiter auch die Vorruhestandsregelung der Bank in Anspruch nehmen: Denn sie gilt nur für Angestellte und Arbeiter und ab einem Alter von 55 Jahren. Die Tatsachen in Trier: Das Durchschnittsalter liegt bei etwa 45 Jahren, etwa 50 Prozent der Beschäftigten sind Beamte.Folge: Die meisten Mitarbeiter werden auf die Filialen Saarbrücken, Koblenz und Mainz aufgeteilt. Gleiches gilt für die etwa 60 Kollegen in Kaiserslautern, wo die Bundesbank ebenfalls ihre Filiale aufgibt.Eine Horror-Vorstellung für viele Mitarbeiter, deren größte Herausforderung die Euro-Umstellung zum Jahr 2002 gewesen war. Eigentlich waren die Beschäftigten davon ausgegangen, dass der Standort Trier erstmal gesichert ist. Immerhin wurde das Bundesbank-Gebäude an der Metzer Allee erst 1998 speziell nach den Bedürfnissen der Filiale mit Sicherheitsvorkehrungen und schwerem Tresor gebaut. Damals hatte Ministerpräsident Kurt Beck den Gebäudekomplex mit Europäischer Rechtsakademie und Hotel mit viel Brimborium eingeweiht. Kostenpunkt allein für die Bundesbank: rund 18 Millionen Euro.Nun muss dafür ein neuer Besitzer gefunden werden, was sich bereits bei dem alten Bundesbank-Gebäude in der Kochstraße als nicht so einfach herausgestellt hatte. Insider rechnen deshalb mit hohen Abschreibungskosten und langer Käufersuche.Ein weiterer Knackpunkt: Mit der Schließung der Trierer Filiale verschieben sich auch die Geldströme hin zu den Bundesbank-Häusern an Rhein und Saar. Damit könnte auch die Grundlage für Triers einziges Werttransport-Unternehmen Chorus mit 45 Beschäftigten im Geld-Geschäft entfallen. "Das ist in jedem Fall negativ für uns", sagt Chorus-Geschäftsführer Günter Reuter. Es bedeute immerhin weitere Fahrstrecken für das Unternehmen als bisher. Ob der Standort verlagert werden müsse, sei allerdings noch unklar. "Aber wir werden uns Gedanken machen."

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