Kalte Küche und harte Kost

LUXEMBURG. Es ist das gesellschaftliche Ereignis für die Luxemburger Wirtschaft - der Neujahrsempfang der Industriellenvereinigung Fedil.

In diesem Jahr stand das Sehen und Gesehenwerden unter besonderer Beachtung. Schließlich leitet das Großherzogtum derzeit die EU-Ratspräsidentschaft mit dem Ziel, Europas Wirtschaft fit zu machen. Fedil-Präsident Charles Krombach hat es seit Jahren zunächst auf Französisch und Deutsch, dann auf Luxemburgisch und nun auf Englisch probiert, doch bei Premierminister Jean-Claude Juncker stößt er mit seinem Anliegen und dem der Luxemburger Unternehmer auf taube Ohren. Krombachs Wunsch, die in Luxemburg übliche Lohnsteigerung gemäß Inflation und Wirtschaftswachstum endlich abzuschaffen, um Mut zu demonstrieren und Luxemburg attraktiver für die Wirtschaft zu machen, begegnet der Regierungschef auch beim diesjährigen Neujahrsempfang der Fedil mit einem klaren "Nein". Bei dieser sozialen Errungenschaft lässtJuncker nicht mit sich spaßen und stehe Luxemburg noch so oft als Inhaber der EU-Ratspräsidentschaft im Mittelpunkt. "Wie sollten wir das machen", fragt er, der noch nach dem Königsweg sucht. Natürlich wisse er, dass Luxemburg und Europa ein Problem mit Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und nachhaltiger Entwicklung habe. Deshalb gehe es in den Verhandlungen um den Wachstums- und Stabilitätspakt um "eine Dosis mehr Flexibilität und nicht um ein Weichkochen", stellt der dienstälteste Regierungschef Europas dar. Darin erhält der "Frënd an Kolleesch" vom ehemaligen niederländischen Regierungschef Wim Kok Unterstützung. Als Chef einer Elite-Gruppe zur Umsetzung der "Lissabonner Strategie" für ein fitteres Europa setzt er auf Lösungen in zwei Bereichen: mehr Dynamik und Innovation für mehr Wettbewerbsfähigkeit nach außen ("Der Rest der Welt wartet nicht auf uns.") und eine neue Struktur von Finanzen und Arbeitsmärkten angesichts von mehr Alten und weniger Jungen nach innen. "Die Richtung ist für alle klar, sie muss den Menschen aber deutlich gemacht werden - auf die jeweils nationale Art", sagt Kok. Nur wenige Länder akzeptierten Reformen. "Warum auch?" Viel harte Kost für die Luxemburger Unternehmer, auf die gleich die erste Reform wartete. Denn diesmal wurden die Themen nicht verdaulicher gemacht durch das obligatorische Büffet. Angesichts einer Fedil-Spende an die Flutopfer in Südasien gab's Luxemburger kalte Küche: "Brout mat Kéis an Ham".

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